1. FC Nürnberg: Abstieg vermieden, weiter Hoffnung verloren

Von Von Sebastian Stiekel, dpa

dpa Wolfsburg. Noch darf der 1. FC Nürnberg weiter auf den Klassenerhalt hoffen. Aber diese Hoffnung ist nach dem 0:2 beim VfL Wolfsburg wieder ein Stück kleiner geworden. Der Tabellenvorletzte bringt sich regelmäßig um den Lohn für seine engagierte Arbeit.

1. FC Nürnberg: Abstieg vermieden, weiter Hoffnung verloren

Wolfsburgs Spieler jubeln nach dem 1:0, die Nürnberger lassen im Vordergrund die Köpfe hängen. Foto: Swen Pförtner

Noch lange nach dem Schlusspfiff stand Nürnbergs Torwart Christian Mathenia in seinem Strafraum und blickte enttäuscht ins Leere.

Nein, der 1. FC Nürnberg ist auch nach dem 0:2 (0:1) beim VfL Wolfsburg noch immer nicht abgestiegen. Aber nein, neue Hoffnung auf den Klassenerhalt hat dieser drittletzte Spieltag auch trotz der Niederlage des VfB Stuttgart in Berlin nicht gebracht.

Der Tabellenvorletzte geht weiter mit einem Fünf-Punkte-Rückstand auf den Relegationsplatz in seine beiden letzten Spiele gegen Borussia Mönchengladbach und beim SC Freiburg. Und der FCN wird die sportliche Rettung nur dann noch schaffen, wenn er auf der Zielgeraden endlich sein größtes Manko ablegt: Sich Woche für Woche auf beinahe groteske Weise selbst um einen verdienten Lohn zu bringen.

„Ich glaube, wir haben uns heute hier selbst geschlagen“, sagte Trainer Boris Schommers auch nach diesem Spiel. Beim 1:1 gegen den FC Schalke vergab seine Mannschaft eine Chance nach der anderen. Beim 1:1 gegen den FC Bayern verschoss sie kurz vor Schluss einen Elfmeter. Diesmal legte sie den Wolfsburgern das entscheidende erste Tor durch Felix Klaus in der 38. Minute selbst auf.

Eigentlich wollte der Nürnberger Sebastian Kerk den Ball vorher nur unbedrängt zu Mathenia zurückspielen. Doch er übersah dabei, dass sich Admir Mehmedi ebenfalls noch im Strafraum aufhielt. Der Wolfsburger Stürmer erreichte den völlig unnötigen Rückpass eher als der Nürnberger Torwart, der Ball gelangte zu Klaus, und der brauchte ihn nur noch ins leere Tor zu schieben. „Das darf uns nicht passieren. Das macht aber auch keiner absichtlich“, sagte Schommers.

Bis zu diesem unglücklichen Gegentor waren die Nürnberger die bessere Mannschaft und spielten überhaupt nicht wie ein Abstiegskandidat. Danach aber verloren sie viel von der Selbstsicherheit der ersten halben Stunde, sodass Wolfsburg das Spiel ohne viel Mühe in den Griff bekam und durch Marcel Tisserand (78.) noch auf 2:0 erhöhten.

Die zweite Halbzeit hat die Nürnberger Chancen auf den Klassenerhalt also weiter sinken lassen, die Leistung in der ersten Halbzeit macht dem Club aber immer noch ein bisschen Mut. „Wir werden daran glauben und weiter Gas geben“, sagte Kapitän Hanno Behrens. „Wir brauchen zwei Siege und müssen hoffen, dass Stuttgart Federn lässt. Aber im Fußball hat es schon alles gegeben. Druck haben wir schon lange.“

Gegner Wolfsburg sprang durch diesen Erfolg auf einen Europa-League-Platz und kann den Nürnbergern am nächsten Samstag mit einem Sieg beim VfB Stuttgart helfen. Daran hat auch der VfL ein starkes Eigeninteresse, denn für den Fast-Absteiger der beiden vergangenen Jahre ist auch die Champions League noch erreichbar.

„Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, wie sie die vielen Ausfälle kompensiert hat. Das ist beachtenswert“, sagte Trainer Bruno Labbadia. Denn die „Wölfe“ mussten diese Partie ohne sechs verletzte, gesperrte oder angeschlagene Spieler beginnen.

Wie groß die Chancen auf einen Champions-League-Platz sind, hängt stark vom Ausgang des Spiels Bayer Leverkusen gegen Eintracht Frankfurt am Sonntag ab. Im Rennen um die Europa-League-Plätze ist der VfL vor den beiden letzten Spielen vom Jäger zum Gejagten geworden. Dem ehrgeizigen Labbadia gefällt das: „Ich mag es nicht, hinterherzulaufen. Ich laufe lieber vorneweg“, sagte er. „Ich denke eher: Was kann ich gewinnen? Und nicht: Was kann ich verlieren?“