Absteiger Nürnberg trauert

dpa Nürnberg. Der 1. FC Nürnberg steigt zum neunten Mal aus der Bundesliga ab. Die Fans formulieren schon mal das Ziel für die nächste Saison. Borussia Mönchengladbach kann nach dem 4:0 sogar das Happy End schaffen. Die Champions League ist nah.

Von Von Martin Moravec und Marie Reichenbach, dpa

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Der Gladbacher Josip Drmic (r) erzielt den Treffer zum 1:0 gegen Nürnberg. Foto: Daniel Karmann

Der Gladbacher Josip Drmic (r) erzielt den Treffer zum 1:0 gegen Nürnberg. Foto: Daniel Karmann

In tiefer Trauer verabschiedeten sich die frustrierten Nürnberger Spieler nach ihrem neunten Bundesliga-Abstieg von ihren treuen Fans.

„Wir verneigen uns vor tausenden treuen Herzen - die sich für rot und schwarz zerreissen“, stand auf dem Banner geschrieben, mit dem Kapitän Hanno Behrens & Co. nach dem Schlusspfiff über den Rasen liefen. „Wir trauern jetzt gemeinsam und gehen durch dieses Tief gemeinsam durch“, sagte Verteidiger Georg Margreitter nach dem 0:4 (0:0) am vorletzten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach. Von ihren Fans bekamen die Nürnberger sogar T-Shirts mit dem Motto für die kommende Saison geschenkt. „Mission Wiederaufstieg“ lautet der Slogan.

Mönchengladbach besiegelte nicht nur den neunten Abstieg des 1. FC Nürnberg, sondern sicherte sich auch einen Platz in der Europa League. Dank eines Dreierpacks innerhalb von nur neun Minuten nach der Pause kletterte die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking vor dem Schlussakt gegen Borussia Dortmund vorübergehend sogar noch auf Tabellenrang vier. Die Champions League winkt. „Wir werden den Borussia-Park nochmal zum Beben bringen“, kündigte Hecking an.

Die Nürnberger hätten nur mit einem eigenen Sieg überhaupt weiter vom Klassenverbleib träumen dürfen. Stattdessen sind die Franken bei nun acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz 16 nur ein Jahr nach dem Aufstieg wieder abgestürzt. Der VfB Stuttgart sicherte sich mit einem 3:0 gegen den VfL Wolfsburg die beiden Extra-Spiele.

„Wenn du nach dem 33. Spieltag mit 19 Punkten da stehst, hast du es auch nicht verdient, nächstes Jahr Bundesliga zu spielen“, konstatierte Nürnbergs Trainer Boris Schommers nach dem Absacken auf den letzten Tabellenplatz.

Vor 50.000 Zuschauern bescherten der frühere Nürnberger Josip Drmic (56. Minute), Lukas Mühl mit einem Eigentor (63.), Thorgan Hazard (65.) und Denis Zakaria (80.) den nach dem Seitenwechsel konsequenten und konzentrierten Gästen den 16. Saisonsieg. „Ich habe den FCN tief in meinem Herzen drin und deswegen tut es mir auch weh, sie so zu sehen - vor allem auch die Fans so zu sehen“, sagte Drmic, der selbst eine Saison in Nürnberg gespielt hatte.

An Worten des Zuspruchs mangelte es den Franken vor diesem Zitterspiel nicht. „Ich drücke euch die Daumen“, sagte Nationalspieler Ilkay Gündogan, der früher für die Nürnberger aufgelaufen war, in einer im Stadion kurz vor dem Anpfiff ausgestrahlten Videobotschaft.

Beide Mannschaften starteten jedoch nervös. Sie agierten viel über ihre Außen, ihnen unterliefen aber immer wieder Fehlpässe. Nicht ohne Grund ist der Nürnberger Angriff einer der schwächsten der Liga, und auch die Borussia spielt eine mittelmäßige Rückrunde, die dennoch mit dem Einzug in die Champions League gekrönt werden könnte.

Nachdem packende Torraumszenen in den ersten 45 Minuten gefehlt hatten, gab es davon in der zweiten Hälfte genug. Drmic sorgte früh für den ersten großen Frust bei den Hausherren. Einen Pass in die Schnittstelle der fränkischen Verteidigung spitzelte der Schweizer an Torwart Christian Mathenia vorbei. Es war sein zweites Tor nacheinander. Der unglückliche Mühl mit einem Eigentor, Hazard und schließlich Zakaria zerstörten alle Nürnberger Hoffnungen auf den Klassenverbleib.

„Das ist schon ein Riesenschlag, wenn es soweit ist“, meinte Mittelfeldspieler Patrick Erras über den nach Wochen des Hoffens und Bangens nun feststehenden Abstieg. Die „Club“-Anhänger jubelten ihren Idolen dennoch auch nach dem Abpfiff zu. „Die letzten Minuten auf dem Platz waren nochmal Gänsehaut“, resümierte Erras.

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Erstellt:
11. Mai 2019
Aktualisiert:
11. Mai 2019

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