Alf nimmt seinen Dienst auf

Von Jenny Schwartz

Leuchtend rot und windschnittig steht es im Carport der Familie Strubbe. Nein, die Rede ist nicht von einem Cabrio, sondern von dem neuen Lastenfahrrad, das sich die Affstätter Bürger von nun an kostenlos ausleihen können – um Einkäufe zu tätigen, die Kinder bequem mitzunehmen und das Auto einfach mal stehen zu lassen.

Alf nimmt seinen Dienst auf

Ortsvorsteher Timo Petersen sitzt Probe. Kerstin Strubbe (Dritte von links) hatte die Idee zum Lastenfahrrad, das jeder Affstätter kostenlos ausleihen kann GB-Foto: Vecsey

Anderthalb Jahre hat es von der ersten Idee zur Beschaffung eines Lastenfahrrads für Affstätt gedauert. „Die Ursprungsidee kam aus Bielefeld, wo meine Tochter studiert“, erzählt Kerstin Strubbe, die das neue Transportgerät für ihre Heimatgemeinde organisiert hat. „Da habe ich freie Lastenfahrräder zum ersten Mal gesehen und fand die Idee ganz toll.“ Sowohl beim alten, als auch beim neuen Ortschaftsrat habe sie anschließend kräftig für solch ein Transportgerät geworben. Seit dem vergangenen Wochenende ist es endlich soweit: Das lange E-Bike ist bei Kerstin und Gerhard Strubbe eingezogen, wo man es sich jederzeit kostenlos ausleihen kann. Die Bedingungen dafür sind einfach: „Man sollte 18 Jahre alt sein und körperlich zum Fahrradfahren in der Lage“, erklärt Kerstin Strubbe. Ansonsten funktioniere das Rad wie ein ganz normales E-Bike: Sattel und Lenker einstellen, aufsitzen und beherzt in die Pedale treten. „Wer Fahrrad fahren kann, sollte damit gut zurechtkommen.“

Insgesamt 200 Kilogramm darf das Lastenfahrrad tragen, davon muss man allerdings die 40 Kilogramm Eigengewicht des Geräts und das Körpergewicht des Fahrers abziehen. Zwischen Lenk-und Vorderrad befindet sich ein stabiler Korb, der sogar zwei kleine Kindersitze mit Anschnallgurten aufweist. Trotzdem sollte man sich lieber langsam an das transportierte Gewicht herantasten, rät Kerstin Strubbe: „Unter Last fährt ein Fahrrad einfach anders, das kennt man auch von normalen Rädern.“

Ausleihen kann man Alf, wie die Strubbes das Affstätter Lastenfahrrad liebevoll abkürzen, vorerst nur für maximal einen Tag. Danach muss nämlich der Akku neu geladen werden, was die Familie bei sich zu Hause machen möchte. Wer das Rad ausprobieren möchte, sollte sich vorab außerdem per Mail oder telefonisch bei den Strubbes melden.

Kerstin Strubbe strahlt zufrieden, als die ersten Affstätter Bürger das Lastenfahrrad schließlich ausprobieren möchten. Und hofft, dass das Interesse weiterhin so groß bleibt. „Dieses Lastenfahrrad ist vor allem zum Anfüttern da“, erklärt Werner Ueltzen, Vorsitzender der ADFC-Ortsgruppe Herrenberg/Oberes Gäu. „Die Leute sollen sehen, dass es Spaß macht und funktioniert, und sich dann hoffentlich selbst eins besorgen.“ Ein weit gestecktes Ziel sei, auf diese Weise irgendwann den Verkehr in Herrenberg zu beruhigen und die Menschen dazu zu bringen, das Auto öfter mal in der Garage stehen zu lassen. Affstätt ist übrigens der erste Herrenberger Teilort mit einem Lastenfahrrad, wie Ortsvorsteher Timo Petersen stolz ergänzt. „Wir hoffen, dass wir die Idee und den ökologischen Gedanken auch über Affstätt hinaustragen können.“

Bei der Finanzierung des Lastenfahrrads spielt neben einem Zuschuss des Landes Baden-Württemberg übrigens auch die Stadt Herrenberg eine Rolle, die das Affstätter Transportfahrzeug im Rahmen eines Projekts des Projektepools mit unterstützt.

Bleibt nur noch eine Frage: Wie fährt sich Alf? Hier kann Peter Würffell Auskunft geben, der das Lastenfahrrad gleich nach der Einweihung ausprobiert. „Es geht wirklich gut“, betont der Affstätter. „Man hat zwar Respekt wegen der Länge, aber wenn man beherzt losfährt, klappt es super.“ Der Motor starte sofort mit seiner Unterstützung, nur bei Kurven sollte man aufpassen. „Da muss man sich erst mal an den richtigen Radius herantasten“, rät Würffell. Ansonsten sei sein Gesamteindruck mehr als positiv: „Das ist was ganz Tolles in der Gesamtkonzeption und eine tolle Ergänzung zum Auto.“