Ausgehen in angenehmer Gesellschaft

„Herrenberg geht aus“. Aber wohin denn? Die Antwort lautet: Wo immer man hinwill. Denn die Bürgergruppe, die sich diesen Namen gegeben hat, setzt da keine Grenzen. Ob Wanderungen, Konzerte, Disco oder gemeinsames Kochen – wer etwas unternehmen will, ist hier genau richtig.

Von Jenny Spitzer

Lesedauer: ca. 3min 23sec
„Herrenberg geht aus“ – auch die Kuppinger Grillhütte ist Ziel der BürgergruppeGB-Foto: Spitzer

„Herrenberg geht aus“ – auch die Kuppinger Grillhütte ist Ziel der BürgergruppeGB-Foto: Spitzer

Jeder kennt folgende Situation: Man möchte etwas unternehmen und niemand aus dem Freundeskreis hat Zeit oder Lust dazu. Bettina Krämer ist es jedenfalls oft so gegangen. „ Irgendwann dachte ich mir, das Problem müssen doch auch andere haben?“ Da sei ihr dann eine Idee gekommen: „Ich bringe einfach die Menschen zusammen, die etwas unternehmen wollen und niemanden Passendes haben.“ Gedacht, getan. Im März vergangenen Jahres gründete die Herrenbergerin einen Freizeittreff. Im Bürgerhaus Klosterhof fanden sich die passenden Räumlichkeiten. „Die Stadtverwaltung hat mir sehr viel geholfen und mich bei Fragen begleitet.“ Denn so einen Bürgertreff zu organisieren, ist nicht so einfach. Vor allem wenn zum ersten Treffen gleich 25 Leute kommen. „Das hat mich selbst überrascht“, schüttelt die Ideengeberin ungläubig den Kopf. „Ich dachte, da trudeln vielleicht höchstens fünf oder sechs Personen ein.“

Seltsam sei es für alle Beteiligten aber nicht gewesen, plötzlich auf so viele Fremde zu treffen. „Das sind ja alles offene Menschen, wir waren auch sofort per Du“, erzählt Bettina Krämer. „Wir wollen ja unsere Freizeit zusammen gestalten.“ Die Teilnehmer seien aus den unterschiedlichsten Beweggründen zum Bürgertreff gekommen. „Manche sind neu in der Stadt, manche haben einen Ehepartner, der oft weg ist und wollen auch etwas Eigenes unternehmen“, schmunzelt Krämer. Aber auch Leute, die ihren Partner verloren haben, finden hier Halt und Trost. „Für einige dieser Leute ist ’Herrenberg geht aus’ ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden“, weiß Bettina Krämer.

Mittlerweile hat die „Herrenberg geht aus“-Gruppe sogar schon über 90 Mitglieder. Und die Tendenz ist steigend. Nicht alle davon kommen aus Herrenberg – auch Leute aus Sindelfingen, dem Schwarzwald und sogar Stuttgart finden regelmäßig ihren Weg hierher. Woher man kommt, wie alt man ist, was man beruflich macht – alles unwichtig. Jeder wird hier mit großer Herzlichkeit aufgenommen. Eines ist Bettina Krämer dabei sehr wichtig: „Die Leute sollen die Gruppe aktiv mitgestalten und nicht immer nur warten, bis Angebote reingestellt werden.“ Denn ohne aktives Mitwirken könne der Freizeittreff nicht funktionieren. Das hat Bettina Krämer auch selbst recht schnell feststellen müssen. „Ich bin dann auf die Mitglieder zugegangen, weil ich mich nicht um alles kümmern konnte“, so die Hui-Chun-Gong-Lehrerin. „Inzwischen haben wir einen harten Kern aus 20 Leuten, die mich bei der Logistik unterstützen.“ Die IT-Gruppe kümmert sich zum Beispiel um die Google-Gruppe. Jeder in der Gruppe kann eine Rundmail mit einem Freizeit-Angebot schicken. „Wichtig ist, dass man in den Betreff schreibt, worum es sich dabei handelt“, erläutert Krämer. „Damit man gleich sieht, ob es einen interessiert, oder nicht.“ Auch neue Anfragen können per Mail an den Bürgertreff geschickt werden. „Wir senden dann eine Einladung zu unserem nächsten Treffen zurück“, erklärt Bettina Krämer. Aber nicht nur für die IT haben sich Leute bereiterklärt. Es gibt Teilnehmer, die kochen, die dekorieren, die helfen bei den Events mit. Margot Meier stellt sogar ein Fotobuch von den Veranstaltungen zusammen. „Damit wir immer eine Erinnerung haben“, ist das Bürgertreff-Mitglied Feuer und Flamme.

Das jüngste Event war beispielsweise ein Wintergrillen in der Kuppinger Grillhütte. „Wir haben im Sommer schon mal hier gegrillt und das hat uns so gut gefallen“, erklärt Hans Büchner. Zusammen mit ein paar anderen Mitgliedern hat er das gemütliche Grillen organisiert. Büchner ist schon ein Treff-Teilnehmer der ersten Stunde. „In einer Gruppe kann man viel mehr unternehmen“, findet er. „Und man lernt neue Leute kennen.“ Leider herrsche aktuell noch ein bisschen Männermangel. Aber mit ein paar „Männer-Angeboten“ ändere sich das sicher noch. „Ich habe zum Beispiel Schneeschuhwandern mit dem VfL Herrenberg vorgeschlagen“, meint Büchner. „Da wollen immerhin schon sechs oder sieben Leute mitmachen.“

Auch Ute Blank und Bärbel Büchner haben kräftig beim Wintergrillen mitgewirkt. „Viele Leute kannte man aus Herrenberg schon vom Sehen her und jetzt lernt man sie richtig kennen“, meint Bärbel Büchner. Auch Ute Blank war von der Gruppe gleich begeistert. „Mein Mann war immer so viel unterwegs, da dachte ich: Jetzt mache ich auch mal was.“

Für Kurt und Lidwina Lohrer ist der Treff eine Möglichkeit, Anschluss in Herrenberg zu finden. Das Ehepaar ist gerade neu hergezogen. „Durch die Wanderungen lernt man die Landschaft hier ganz anders kennen“, ist Lidwina Lohrer begeistert. „Und es ist unglaublich, wie der Treff in so kurzer Zeit, ohne groß Werbung, so expandieren konnte“, fügt Kurt Lohrer hinzu.

Bettina Krämer beobachtet das Geschehen mit strahlendem Gesicht. „Das ist das Schönste an der Gruppe: Man sieht, wie die Leute hier aufblühen“, fasst sie glücklich zusammen.

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Erstellt:
4. Januar 2019

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