Ausreichend Zeit für die Arbeit im Familienbetrieb

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Ausreichend Zeit für die Arbeit im Familienbetrieb

Heutzutage fällt es schwer zu glauben, dass es auch Menschen gibt, die nicht BWL, Jura oder Medizin studieren wollen. Sondern etwas ganz Bodenständiges ausüben möchten, etwas, das wir dennoch alle brauchen. Zum Beispiel den Beruf des Landwirtes, für den sich Manuel Schlayer aus Bondorf entschieden hat.

Manuel Schlayer ist einer der Schüler, dank derer die Fachschule für Landwirtschaft in Herrenberg dieses Jahr wieder eine Klasse eröffnen konnte. Im letzten Jahr hatte dafür die erforderliche Anzahl an Schülern gefehlt. „Ein Teil der Schüler, die sich letztes Jahr angemeldet hatten, sind in diesem Jahr in der Fachschulklasse“, erklärt Rebecca Kottmann, Pressesprecherin vom Landratsamt Böblingen. Den Rückgang der Schülerzahlen führt sie auf den Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe zurück. „Das hat viel mit dem Strukturwandel zu tun“, ist sich Kottmann sicher. „Grundsätzlich bietet unsere Region jungen Menschen ja auch sehr gute Berufsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft.“ Bereits jetzt betreibe ein großer Teil der Landwirte im Kreis die Landwirtschaft im Nebenerwerb.

Manuel Schlayer gehört aber beispielsweise zu jenen, die hauptberuflich in diesem Bereich arbeiten wollen. Deshalb macht der 20-Jährige nun auch seinen Landwirtschaftsmeister an der Fachschule, die sich unter der Regie vom Landkreis befindet. „Es gibt nach der Ausbildung mehrere Wege“, beschreibt Schlayer. „Entweder man studiert, macht als Techniker weiter oder man wird eben Meister.“ Für Letzteres habe er sich aus mehreren Gründen entschieden. Vor allem aber spiele der zeitliche Aspekt eine große Rolle. Für den Meister muss man nur drei Winter lang für rund drei Tage pro Woche in die Schule, erklärt Manuel Schlayer. „Den Rest der Zeit kann ich daheim verbringen.“ Daheim bedeutet in diesem Fall aber nicht entspannt vor dem Fernseher. Denn die Familie Schlayer besitzt ihren eigenen Hof, den Manuel nach und nach übernehmen wird. Auf den Feldern wird Gemüse angebaut. Neben dem Wohnhaus steht der Laden, in dem das Gemüse verkauft wird. Früher war dieser Laden übrigens ein Kuhstall. „Den gab es, bis ich ungefähr fünf war“, blickt Manuel Schlayer zurück. „Dann hat sich diese Arbeit nicht mehr gelohnt und meine Eltern haben umgebaut.“ Zu der Zeit kam dann auch der Anbau von allem möglichen Gemüse hinzu. „Kartoffeln hatten wir schon immer, das wurde dann auf alles Mögliche ausgedehnt.“

Manuel Schlayers Vater, der die Felder bewirtschaftet, muss aus gesundheitlichen Gründen inzwischen aber kürzertreten. Der Sohn soll und möchte nun in dessen Fußstapfen treten. „Deshalb muss jetzt auch alles recht schnell gehen“, verrät der Bondorfer. „Den Meister in Herrenberg zu machen, war die einfachste Lösung, damit ich oft daheim sein kann.“

Er selbst ist der Jüngste in der Familie. Seine Schwestern wollten den Hof nicht weiterführen, haben sich aber trotzdem beruflich für den Landwirtschaftsbereich entschieden. „Meine eine Schwester arbeitet im Bauernverband, die andere hat jetzt ein Kind und hilft hier ab und an aus“, erzählt Manuel. Für ihn selbst steht mit der Übernahme des Betriebs in ein oder zwei Jahren eine große Herausforderung an. „Das bedeutet eine Menge Verantwortung“, ist sich Manuel Schlayer der neuen Aufgabe bewusst. „Wir müssen mal sehen, wie sich der Betrieb weiterentwickelt.“

Der eigene Chef zu sein habe auch einige Vorteile. „Man kann sich freinehmen, wann man möchte und selbst entscheiden, wann der Tag anfängt“, grinst Manuel Schlayer. Ausschlafen funktioniere allerdings trotzdem nicht: „Die Arbeit muss ja getan werden.“ Dass der 20-Jährige nun auch zusätzlich wieder die Schulbank drücken muss, findet er zwar in Ordnung. „Aber Schule ist eben Schule“, gibt er schmunzelnd zu.

Dabei wird ihm die Position als Meister später in einigen Dingen weiterhelfen. „Zum einen darf man dann selbst ausbilden“, zählt Manuel Schlayer auf. Außerdem bekomme man auch Zuschüsse und Förderungen, wenn man beispielsweise einen neuen Stall brauche. „Aber vor allem geht es natürlich auch darum sich weiterzubilden und sein Wissen zu vertiefen“, findet Schlayer. Zur Meisterausbildung gehöre nämlich auch Buchführung und Betriebswirtschaft. „Das hatte man in der Berufsschule gar nicht und das ist für die Führung eines eigenen Betriebs sehr wichtig“, weiß der Bondorfer.

Dass er den Familienbetrieb eines Tages übernehmen würde, war ihm früher übrigens noch nicht so klar. „Als Kind habe ich mich damit nicht so beschäftigt“, erinnert sich Schlayer. Erst später sei dann das Interesse gekommen. Inzwischen liebt Manuel Schlayer seinen Beruf. „Jeder Tag und vor allem jedes Jahr ist anders“, erzählt der Landwirt. „Nichts ist kalkulierbar, alles mit einem gewissen Risiko verbunden. Und natürlich ist die Arbeit mit der Natur sehr schön.“

Je nach Jahreszeit fallen für einen Landwirt unterschiedliche Aufgaben an. Säen, pflanzen, ernten. Der Bestand muss geführt, die Pflanzen gepflegt werden. Und das Ganze natürlich bei Wind und Wetter. „Das kann schon anstrengend sein“, gibt Manuel Schlayer zu. Vor allem wenn man so einen Sommer erlebt, wie den diesjährigen. „Da war es wegen der Hitze wirklich extrem, zu der normalen Arbeit mussten wir auch jeden Tag mehrmals die Felder gießen“, schüttelt Manuel Schlayer den Kopf.

Deshalb sei es bei so viel Arbeit auch wichtig, außerhalb des Betriebs seine Hobbys zu haben. Für Manuel Schlayer bedeutet das, Freunde zu treffen oder Jugendarbeit beim CVJM zu leisten. „Da leite ich eine Jungschargruppe und bin im Posaunenchor“, ist Schlayer stolz. „Wenn man immer nur arbeitet, wird man ja sonst verrückt.“

Trotz Stress erlebe er aber auch die schönsten Zeiten gerade auf dem Feld. „Die tollsten Momente sind die Abende im Sommer, wenn man noch gemütlich draußen schafft und dabei die Sonne untergehen sieht“, schwärmt Manuel Schlayer. JENNY SPITZER

Weitere Infos zur Fachschule für Landwirtschaft gibt es im Netz unter www.fachschule-herrenberg.de

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Erstellt:
28. November 2018

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