Beim VfB Stuttgart sollen 2022/23 auch Frauen kicken

Von Edip Zvizdiç

Gefühlt seit in Sindelfingen Frauen überhaupt Fußball spielen, ranken sich Gerüchte über eine Kooperation der Abteilung mit dem VfB Stuttgart. Der Bundesligaverein aus der Landeshauptstadt hat seine Intention, eine Sparte Mädchen- und Frauenfußball zu gründen, seit dem Amtsantritt von Präsident Claus Vogt nochmals vorangetrieben. Wie es aussieht, werden aber nicht die VfL Sindelfingen Ladies der Kooperationspartner des VfB werden.

Beim VfB Stuttgart sollen 2022/23 auch Frauen kicken

Sindelfingens Olivia Sullens (links) kommt zu spät gegen Herrenbergs Stürmerin Leonie Kopp: Szene aus dem Oberligaspiel vom Oktober 2020, kurz darauf wurde die Runde wegen der Corona-Pandemie abgebrochen GB-Foto: Schmidt

Dass der VfB Stuttgart nach so vielen Jahren nun voraussichtlich doch von einer Zusammenarbeit mit dem Gründungsmitglied der Frauen-Bundesliga absieht, darüber ist man bei den VfL Sindelfingen Ladies gar nicht mal so traurig. „Die Zeiten haben sich geändert, wir sind als Oberligist nicht mehr so attraktiv wie einst zu Bundesligazeiten“, hat sich Tim Schumann ehedem keine großen Hoffnungen auf eine Zusammenkunft mit dem VfB gemacht. Der Sportliche Leiter der VfL Sindelfingen Ladies vermutet, dass sich die Stuttgarter eher einem ihnen näher gelegenen Verein zuwenden werden und bestätigte Gerüchte, dass die Entscheidung zwischen dem SV Hegnach und dem VfB Obertürkheim fallen werde. „Im Vergleich mit uns wären beide Vereine ehrlich gesagt auch die sinnvollere Wahl“, räumt Tim Schumann freimütig ein.

VfB-Präsident Claus Vogt war bei der Suche nach einem regionalen Kooperationspartner kurz vor Weihnachten bereits in die Offensive gegangen und hatte mittels einer extra dafür gegründeten Projektgruppe Kontakt mit den Vereinen aufgenommen, die rund um Stuttgart bereits Erfahrungen im Mädchen- und Frauenfußball haben. „Die Pläne zur Gründung einer Mädchen- und Frauenfußballmannschaft gibt es bei uns schon seit über zehn Jahren“, weiß Claus Vogt, dass vereinsintern weit vor seiner Amtszeit mit der Schaffung einer Frauenfußballsparte geliebäugelt wurde. Dennoch gab es auch immer wieder Gründe, die dagegengesprochen hätten. Auch die jetzige Situation mit der Corona-Pandemie habe das Unterfangen nicht eben einfacher gemacht. „Und dennoch“, so Claus Vogt weiter, „war der VfB in diesem Thema noch nie so weit wie jetzt“. Wichtige Kriterien im Findungsprozess für einen möglichen Partnerverein waren laut Vogt die Ligazugehörigkeit, die Infrastruktur, die Nachwuchsförderung und die angesprochene Nähe zum VfB. Auch die VfL Sindelfingen Ladies, als einer von vier vom WFV geförderten württembergischen Ausbildungsvereinen, waren mit in der engeren Auswahl. „Wir haben unser Konzept vorgelegt“, bestätigte Tim Schumann. „Aber es gibt noch so viele ungeklärte Fragen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Wahl doch noch auf uns fällt. Zumal auch die Stadt Sindelfingen nicht mitspielen würde, wenn ein auswärtiger Verein – Kooperation hin, Kooperation her – unsere Sportstätten nutzen würde.“

Gar nicht erst in der Auswahl möglicher Partner war der VfL Herrenberg, der nach vier Aufstiegen in Serie mit der Oberliga ebenfalls eines der VfB-Kriterien erfüllen würde. Deswegen ist Steve Henrich aber gar nicht sauer. Im Gegenteil: „Erstens hat sich bei uns gar niemand gemeldet, zweitens gehört diese Kooperation auch in das Stuttgarter Umland“, sagt der Herrenberger Trainer. „Selbst mit Sindelfingen wäre das nur sehr schwer durchzuführen.“ Dass der VfB Stuttgart aber endlich in den Mädchen- und Frauenfußball einsteige, findet Steve Henrich „klasse. Der VfB wird zum Zugpferd werden, zum Treiber, damit junge, talentierte Spielerinnen dorthin gehen und nicht etwa wie bisher nach Hoffenheim oder Freiburg.“

Rund um den Wasen gibt man sich bezüglich einer finalen Entscheidung immer noch bedeckt. „Unsere Projektgruppe hat sich ausführlich mit diesem Thema beschäftigt und ihre Arbeit mit einer Machbarkeitsstudie abgeschlossen. Wir führen aktuell verschiedene interne und externe Gespräche dazu“, erklärt Claus Vogt (GB-Foto/Archiv: Schmidt). Klar ist aber – auch das bestätigte der VfB-Präsident –, dass es diesen Sommer eine Entscheidung geben werde. „Sobald alle Rahmenbedingungen geklärt sind, hoffen wir, zur Saison 2022/23 Mädchen- und Frauenfußballmannschaften in VfB-Trikots spielen zu sehen.“ Claus Vogt sieht seinen Verein aber schon weit vorab in der Pflicht: „Wir haben als größter Verein Baden-Württembergs nicht nur gesellschaftliche Verantwortung, sondern als VfB Stuttgart auch eine große Vorbildfunktion in der Region.“