Beste Voraussetzungen zum (Über-)Leben

Die Nufringer Wiesengrundhalle ist ein multifunktionaler Veranstaltungsort. Jetzt, beim „Tag der Reanimation“, liegen Übungspuppen auf Matten am Boden, Ausbilder zeigen und erklären die wesentlichen Schritte der Wiederbelebung und Ärzte des Herrenberger Krankenhauses klären über den Herzstillstand auf.

Von Carmen Rothermel

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Tag der Reanimation: In der Wiesengrundhalle werden Lebensretter ausgebildetGB-Foto: Vecsey

Tag der Reanimation: In der Wiesengrundhalle werden Lebensretter ausgebildetGB-Foto: Vecsey

An den verschiedenen Stationen des Parcours zum Erlernen der Laienreanimation stehen kleine Gruppen von Interessierten. Der ehemalige Chefarzt der Anästhesie am Herrenberger Krankenhaus, Dr. Winfried Schürmann, ist begeistert: „Das läuft richtig gut! Kein Gedränge mit Wartezeiten, aber auch kein Leerlauf!“ In seinem Ruhestand widmet sich Dr. Schürmann noch intensiver als zuvor der Laienreanimation. „In Nufringen ist das Besondere, dass der Sportverein uns so gastlich aufnimmt. Hier stimmt überhaupt der Zusammenhalt, die Vereinslandschaft ist vorbildlich.“ Anästhesist Dr. Klemens König beantwortet Fragen zum medizinischen Hintergrund. „Zwei Drittel der Fälle passieren im häuslichen Umfeld, und im Landkreis Böblingen haben wir einen Fall pro Tag!“

Ein Blick auf andere europäische Länder zeigt, dass Deutschland bei der Laienreanimation nicht gut dasteht. „22 Prozent der Reanimationen in Deutschland wurden im Jahr 2012 von Laien begonnen. In den Niederlanden waren es 70 Prozent“, erläutert Dr. König. Auch die skandinavischen Länder, die in jedem Schuljahr einen verpflichtenden Unterricht in Reanimation haben, zeigen deutlich bessere Zahlen. „Aber wir freuen uns, dass es besser wird. Die Zahlen steigen jedes Jahr an.“

Mit dem Spendengeld aus der „Gäubote“-Weihnachtsaktion „Hand aufs Herz“ von „Miteinander – Füreinander“ aus dem Jahr 2018 hat der DRK-Ortsverein Übungspuppen angeschafft, an denen den ganzen Nachmittag über die korrekte Ausführung der Herzdruckmassage geübt wird. 25 ehrenamtliche Helfer vom DRK sind vor Ort. Alle sind beruflich als Lebensretter tätig oder haben eine Schulung zum Ausbilder in der Laienreanimation absolviert. Der Schirmherr der Veranstaltung, Bürgermeister Ingolf Welte, ist mit seiner Familie gekommen und absolviert den ganzen Parcours. „Dieses Thema ist uns allen ein ganz wichtiges Anliegen, dem DRK, dem Sportverein und der Gemeinde. Wir wollen alle dazu beitragen, dass im Ernstfall Leben gerettet wird. Auch Mitarbeiter der Verwaltung lassen sich ausbilden. Es kann immer und überall sein, dass man gefordert wird!“

Tanja Widmann ist mit zwei Töchtern erschienen. „Meine dritte Tochter ist hier im Einsatz“, sagt sie stolz. Dann kniet sie sich neben einer Übungspuppe auf den Boden und lässt sich von der Ausbilderin zeigen, wie man den richtigen Druckpunkt findet: die Vertiefung in der Mitte zwischen den Brustwarzen. „Dort gehört der Handballen hin. Die zweite Hand auf die erste legen, Finger verschränken und mit geraden Armen drücken.“ Die Anzeige der Übungspuppe gibt Auskunft, ob die Drucktiefe reicht. „Ganz schön anstrengend“, meint nicht nur Tanja Widmann, denn es ist eine Frequenz von 100 bis 120 Mal pro Minute nötig. Gut, wenn mehrere Personen da sind, die sich abwechseln können. „Beziehen Sie immer andere Menschen ein. Erteilen Sie klare Anweisungen. Alle sind froh, wenn jemand sagt, was zu tun ist“, ermuntert die Ausbilderin.

Gabi Kast hat alle Stationen der Ausbildung durchlaufen. „Ich möchte gut vorbereitet sein und eingreifen können, wenn es nötig ist. Passieren kann überall etwas“, sagt sie und fügt hinzu: „Man muss sein Wissen aktuell halten. Heute habe ich gelernt, dass man im Zweifelsfall auch ein schlagendes Herz massieren soll.“ „Das Schlimmste ist, nichts zu tun“, bekräftigt die Anästhesieexpertin Margarethe Steffens, die den Ablauf der Reanimation im Detail erklärt und auf die Bedenken der Zuhörer eingeht. Auch die Interessenten, die gegen Ende des Tages kommen, treffen auf motivierte Ausbilder und können sich am Büfett stärken, das vom Sportverein betreut wird.

Der DRK-Vorsitzende Edgar Ziegler freut sich über den großen Zuspruch. „Heute haben wir 197 Lebensretter ausgebildet. Das ist ein wahrlich hervorragendes Ergebnis. Durch die Zusammenarbeit mit dem Sportverein und der Gemeinde konnten wir einen rundum gelungenen Termin mit einem Imbiss für die Besucher anbieten. Wir werden diesen Termin sehr gerne wiederholen und planen das für 2022 ein.“

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Erstellt:
20. Januar 2020

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