Boris Palmer: Grüne wollen Parteiausschlussverfahren nach Rassismusvorwürfen

Tübingen - Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer gerät wegen Äußerungen über den Ex-Fußballprofi Denis Aogo zunehmend unter Druck. Der Landesparteitag der Grünen stimmte jetzt für ein Parteiausschlussverfahren gegen den umstrittenen Politiker.

Boris Palmer: Grüne wollen Parteiausschlussverfahren nach Rassismusvorwürfen

Damals traute Eintracht: Boris Palmer und die Grünen-Landtagsabgeordnete Thekla Walker beim Böblinger Fischsuppenessen im Jahr 2017GB-Foto: Archiv

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat laut Pressemeldungen der dpa den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer für dessen Aussagen über den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo hart kritisiert. „Solche Äußerungen kann man einfach nicht machen. Das geht einfach nicht“, sagte der grüne Regierungschef am Samstag am Rande des Landesparteitags in Stuttgart. „Ich finde es auch eines Oberbürgermeisters unwürdig, dauernd mit Provokationen zu polarisieren.“ Palmer hatte zuvor auf Facebook mit Aussagen über Aogo für Empörung gesorgt. Der Grünen-Landesparteitag stimmte mit großer Mehrheit dafür, ein Parteiausschlussverfahren gegen Palmer anzustrengen.

Palmer war in den vergangenen Jahren gerne auch Gast bei den Herrenberger Grünen und im Kreis Böblingen. Zuletzt lud ihn eher die Jugendorganisation der CDU, die Junge Union, zu politischen Veranstaltungen ein.

Hintergrund des aktuellen Streits ist eine Diskussion mit Facebook-Nutzern, bei der Palmer am Freitag ein Aogo zugeschriebenes Zitat aufgriff und kommentierte, offensichtlich ironisch: „Der Aogo ist ein schlimmer Rassist.“ Zur Begründung verwies er auf einen nicht-verifizierten Facebook-Kommentar, in dem ohne jeden Beleg behauptet worden war, Aogo habe für sich selbst das N-Wort benutzt. Mit dem Begriff N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Auch der früheren Grünen-Bundeschef Cem Özdemir kritisierte Palmer heftig. Eigentlich habe man sich in Stuttgart mit dem grün-schwarzen Koalitionsvertrag beschäftigen wollen. „Umso ärgerlicher, dass Boris Palmer wieder einen rausgehauen hat.“ Zurecht hätten viele Grüne das Gefühl: „Es langt.“