„Damit können wir fünf Schulen ausstatten“

Im Pausenhof der ehemaligen Entringer Schule steht ein großer, senfgelber Überseecontainer, der bereits zur Hälfte mit Schulmöbeln beladen ist. Unter dem Vordach und im Eingangsbereich sind weitere, teilweise zerlegte Schultische, Stühle und Tafeln zum Verladen aufgereiht. Sie sollen in den Norden Ghanas geschickt werden, wo sie dann hoffentlich noch vielen Schülerjahrgängen nützen.

Von Jutta Krause

Lesedauer: ca. 2min 47sec
Kwabena Amfo, Vorsitzender des Vereins „Crystal“, und die Ammerbucher Bürgermeisterin Christel Halm koordinieren die VerladungGB-Foto: Holom

Kwabena Amfo, Vorsitzender des Vereins „Crystal“, und die Ammerbucher Bürgermeisterin Christel Halm koordinieren die VerladungGB-Foto: Holom

Getragen wird die Aktion vom Verein „Crystal“. Dessen Mitbegründer und Vorsitzender Kwabena Amfo, ein Lehrer aus Ghana, der seit 16 Jahren in Deutschland lebt und arbeitet, hatte in der Zeitung vom Umzug der Ammerbucher Schulen in die neue Gemeinschaftsschule und dem bevorstehenden Abbruch des alten Gebäudes gelesen und kurzerhand bei der Gemeinde nachgefragt. „Ich hab mich im Rathaus gemeldet und gesagt, ich habe Interesse an den Möbeln“, erinnert er sich. Amfo stieß prompt auf offene Ohren und die Bereitschaft zur Kooperation.

Bereits der zweite
Container für Afrika

„Wir hatten schon überlegt, was wir mit den Möbeln machen, ob wir sie verkaufen oder versuchen, herauszufinden wo es vielleicht Schulen gibt, die Bedarf haben. Sie sind in gutem Zustand, aber man stellt keine alten Möbel in eine nagelneue Schule. Dann kam der Kontakt mit ’Crystal’ zustande und Frau Halm entschied schnell, alles, was wir selber nicht brauchen, nach Ghana zu spenden“, erzählt Susanne Keefer, die Leiterin des Sachgebiets Familie, Bildung, Kultur.

Ihre Mitarbeiterin Eva Pantelidou organisierte das Ganze vonseiten der Gemeinde und Kwabena Amfo kam seit April häufig nach Feierabend zur Entringer Schule, um dort Tische auseinanderzunehmen, damit sie möglichst wenig Platz im Container beanspruchen. Es ist bereits der zweite Container, der den weiten Seeweg über Antwerpen bis in den Norden des afrikanischen Landes nimmt. Der erste wurde bereits verschickt und ist inzwischen gut angekommen. Der zweite soll nun am kommenden Montag folgen.

„Mit den Möbeln können wir fünf Schulen in Ghana ausstatten, die das dringend benötigen“, freut sich Kwabena Amfo, der den großen Bedarf an gutem Mobiliar und Lernmitteln aus eigener Anschauung kennt. Zwei Jahre lang war er als Lehrer im armen Norden des Landes tätig. „Ich habe den Großteil meines Gehalts für Schulsachen für meine Schüler ausgegeben, damit ich unterrichten konnte. Die hatten keine Schreibunterlagen, keine Stifte, keine Schultaschen ...“, erinnert er sich. In dieser Zeit entstand der Verein, der sich zunächst für Elektrizität in der Kommune einsetzte. Als Amfo dann nach Deutschland kam, wollte er die Arbeit fortführen und begann verstärkt, am Austausch zwischen den beiden Ländern zu arbeiten. Inzwischen arbeitet er als pädagogischer Begleiter an einer Mössinger Schule (die ebenfalls Möbel für Ghana gespendet hat) und als Jugendreferent in Gomaringen.

Die Möbel, die nun in Ghana neue Einsatzorte finden werden, stammen aus der Entringer Schule; auch aus Altingen und Reusten sind Möbel dabei, die dort nicht mehr gebraucht wurden. Zunächst durften sich andere Schulen, kommunale Einrichtungen und Ammerbucher Vereine aus dem Fundus bedienen, dann konnte der Verein „Crystal“ sich Möbel aussuchen, die mit Hilfe von Spendengeldern nach Ghana geschickt werden. „Es freut mich sehr, dass wir damit die Projekte des Vereins ’Chrystal’ unterstützen können und dass die Möbel in Afrika noch Verwendung finden“, erklärte Bürgermeisterin Christel Halm. Kwabena Amfo, der im Sommer nach Ghana fliegen und sich in den Schulen umsehen wird, versprach, danach zu berichten. „Wir arbeiten sehr viel mit Schulen zusammen, denn Bildung ist unserem Verein sehr wichtig“, erklärt er. „Deshalb freue ich mich sehr über diese Möbel, die bestimmt mindestens die nächsten 20 Jahre benutzt werden. Denn in Ghana haben wir nicht so viele Ressourcen wie hier in Deutschland“, erklärt Amfo.

Am Samstag, 6. Juli, ab 9 Uhr sollen die Möbel in den Container geladen werden. Dafür werden noch fleißige Helfer gesucht, die Zeit und Lust haben, ein wenig mit anzupacken.

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Erstellt:
5. Juli 2019

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