Das hartnäckige Werben führt zum Erfolg

Von Edip Zvizdiç

Gegraben haben die Verantwortlichen der SG H2Ku Herrenberg an Urs Bonhage schon vor der aktuellen Saison, allerdings ließ sich der Rückraumakteur der HSG Böblingen/Sindelfingen noch nicht zu einer Rückkehr in die Markweghalle bewegen. Zur kommenden Runde wird der 25-Jährige aber wieder das Trikot der höherklassigen Herrenberger überziehen (wir berichteten). „Die Herausforderung in der Baden-Württemberg-Oberliga hat letztlich den Ausschlag gegeben“, erklärt Urs Bonhage einen seiner Beweggründe.

Das hartnäckige Werben führt zum Erfolg

Urs Bonhage kehrt nach fünf Jahren zur SG H2Ku Herrenberg zurück GB-Foto (Archiv): TBaur/Eibner

Vor nun bald fünf Jahren hatte Urs Bonhage der SG H2Ku Herrenberg den Rücken gekehrt. Was bei vielen im Herrenberger Umfeld Unverständnis auslöste, begründete er damals mit dem erhöhten Aufwand in der dritten Liga, den er nicht mehr bereit war zu stemmen. „In Herrenberg ging alles schon ziemlich professionell ab“, erinnert sich Urs Bonhage. „Ich hatte aber erst meine Ausbildung begonnen, so dass mir das alles schnell zu viel wurde.“ So ging der damals 20-Jährige freiwillig von der dritten Liga in die Landesliga zurück, sah das aber nicht unbedingt als Rückschritt an. Bei seinem Heimatverein HSG Böblingen/Sindelfingen wurde damals ein Prozess angestoßen, in dem Urs Bonhage als Hauptbestandteil vorgesehen war. Mittelfristig wollte die HSG in die Württemberg-Liga, langfristig träumte man bei den „Bösis“ auch von der Baden-Württemberg-Oberliga.

Das Unternehmen „Rückkehr zu den Wurzeln“ ließ sich für Urs Bonhage auch ganz gut an – auch wenn der ersehnte Aufstieg in die Württemberg-Liga drei Jahre auf sich warten ließ. Über die Relegation schaffte die HSG unter Trainer Volker Blumenschein, der sich daraufhin in Richtung des Drittligisten TSB Heilbronn-Horkheim verabschiedete, den Sprung ins württembergische Oberhaus. Blumenscheins Nachfolger Harry Sommer übernahm ein funktionierendes Gebilde und sorgte mit erfrischendem Tempo-Handball für volle Sporthallen in Böblingen und Sindelfingen. Lohn der Mühen in der Premierensaison war Abschlussrang sieben.

Genau diesen peilten die HSG-Verantwortlichen und -Spieler auch in der laufenden Runde an, denn Tabellenplatz sieben wäre gleichbedeutend mit der Qualifikation für die zur kommenden Saison neu eingeführte eingleisige Württemberg-Liga. Aber die über Jahre selbstverständlich gewachsene Leichtigkeit ging nach ordentlichem Saisonstart (4:4 Punkte) schnell flöten. Sieben Niederlagen später zierten die „Bösis“ das Tabellenende. Das kostete Harry Sommer den Job und spülte dessen spielenden Co-Trainer Ingo Krämer in die erste Reihe. Zu diesem Zeitpunkt hatte Urs Bonhage aber schon längst Nägel mit Köpfen und seine Rückkehr zur SG H2Ku Herrenberg klargemacht. „Die SG wollte mich schon vor dieser Saison zurückholen“, bestätigt der 25-Jährige, „aber das wollte ich noch nicht.“

Der schwache Saisonverlauf mit seiner HSG hat ihn letztlich dazu bewogen, seine Meinung bezüglich seiner näheren Zukunft zu ändern. Und auch die Hartnäckigkeit der Herrenberger Verantwortlichen. Für Fabian Gerstlauer war Urs Bonhage der Wunschkandidat im rechten Rückraum. „Wir saßen letztes Jahr schon zusammen, aber Urs hatte mit seinem Heimatverein noch einiges vor“, erinnert sich der Herrenberger Coach. „Das hat sich aber nicht so entwickelt, wie er sich das vorgestellt hatte.“ Des einen Leid ist bekanntlich des anderen Freud. Der Kontakt war nie abgebrochen, wurde wieder aufgenommen. Und dieses Mal musste Urs Bonhage nicht zweimal überlegen. „Jetzt passt es, da bei der SG ein interessanter Prozess im Gange ist, bei dem ich mitwirken will.“

Somit wird Bonhage ab Sommer wieder das Herrenberger Trikot tragen. Der Linkshänder freut sich riesig auf die neue Aufgabe. „Ich bin damals als einer der jüngeren Spieler gegangen, jetzt komme ich zurück und bin einer der älteren.“ In fünf Jahren hat sich der SG-Kader insoweit verändert, dass Urs Bonhage mit Alexander Zürn nur noch auf einen ehemaligen Mitspieler treffen wird. „Dominic Rose und Sascha Marquardt waren damals auch schon dabei, aber nur im Training. Im Grunde komme ich aber in ein völlig neues Team.“ Ein neues Team, dessen Mitglieder er aber trotzdem kennt. „Die Herrenberger Jungs schauen oft bei unseren Spielen vorbei, auch kennt man sich von diversen Kulturreisen nach der Saison, die uns auf Mallorca zusammengeführt haben“, muss Urs Bonhage schmunzeln. „Man kennt sich, man schätzt sich.“ Keinen besser als Alexander Zürn. Mit ihm hat Urs Bonhage die gesamte Jugendzeit verbracht. Und mit ihm wird er auch auf dem Feld viel zu tun haben. „Als Halbrechter werde ich zwangsläufig ein Auge auf den Rechtsaußen haben.“ Alexander Zürn darf sich definitiv auf einen Nebenmann freuen, der auch das Anspiel nach außen in seinem Repertoire hat. Darauf setzt auch Fabian Gerstlauer, der Urs Bonhage aber auch auf der Mittelposition einsetzen will. „Das kann er, weil er Entscheidungsqualität mitbringt“, weiß der SG-Trainer.

Ehedem ist Fabian Gerstlauer ein großer Fan seines zukünftigen Schützlings. „Urs ist Linkshänder, hat das perfekte Alter, die richtige Mentalität und auch den passenden Charakter. Darüber hinaus hat er große Lust auf sportlichen Erfolg, und das deckt sich mit unseren Zielen.“ Gemeinsam will man in absehbarer Zeit nämlich die Rückkehr in die dritte Liga schaffen. „Wir reden gerne vom Aufstieg“, bestätigt der Herrenberger Coach. „Wenn ein klasse Spieler wie Urs unbedingt Teil dieses Projekts sein will, dann erhöht das die Chancen, dass wir unser Ziel auch erreichen können.“