Der SV Nufringen hält erstaunlich gut mit

Von Thomas Oberdorfer

Fußball: Bezirksliga-Abstiegskandidat holt mit einem 2:2 beim Titelfavoriten SV Deckenpfronn einen wichtigen Punkt. Tim Mutz: „Die Jungs sind einfach heiß auf den Klassenverbleib.“

Der SV Nufringen hält erstaunlich gut mit

SVN-Kapitän Markus Kaupp (links) behält die Übersicht, auch wenn ihn Marco Lühmann gleich attackieren wird. GB-Foto: Vecsey

Und dann fehlt Tim Mutz kurzzeitig der Durchblick: Der Spielertrainer des SV Nufringen klärt in der 36. Minute eine Flanke der Deckenpfronner mit dem Kopf, prallt mit einem anderen Akteur zusammen, liegt angeschlagen auf dem Boden. Was auf seine Abwehraktion folgt, bekommt er nicht mit. Was schade ist, verpasst er doch einen schulmäßigen Konter seines Teams, aus dem letztlich das 1:0 der Nufringer im Auswärtsspiel beim SV Deckenpfronn resultiert, Chris Schuster erzielt den Treffer. „Marc kommt auf mich zugerannt, beugt sich über mich und schreit ’Tor’“, erzählt Mutz den kurzen Dialog mit dem SVN-Torhüter Marc Gerhardt. Tor für Nufringen, der Außenseiter gegen den favorisierten SV Deckenpfronn. Tor für den Abstiegskandidaten gegen den Titelanwärter. Am Ende holten die Nufringer mit 2:2 einen verdienten Punktgewinn beim Gäurivalen.

„Wenn mir vor dem Spiel einer gesagt hätte, wir holen einen Punkt, hätte ich das sofort unterschrieben“, sagte Tim Mutz nach dem Abpfiff. Und den Zähler hatten sich die Nufringer redlich verdient. „Der Klassenverbleib ist das klare Ziel. Dem sind wir einen Schritt näher gekommen. Für mich und Tobias als Trainer hat die Mannschaft ein Ausrufezeichen gesetzt.“ Tobias, das ist Tobias Röhm, der gemeinsam mit Mutz das Team von Joachim Kalmbach übernommen hat, der Ende Oktober von seinem Trainerposten zurücktrat. Die Arbeit des Duos blieb auch Daniel Supper nicht verborgen, der SVD-Spielertrainer meinte nach der Partie anerkennend: „Tim und Tobias haben einen Schalter umgelegt und der Mannschaft einen Plan an die Hand gegeben. Wie ein Abstiegskandidat trat Nufringen nicht auf.“

In den ersten zehn Minuten trat Deckenpfronn durchaus wie ein Titelkandidat auf. Das Team übernahm nach dem Anpfiff die Initiative, hatte nahezu ständig den Ball, die Nufringer agierten noch etwas konfus. Der SVD hatte rasch die erste Torchance: Kevin Wolf köpfte den Ball aber in der achten Minute aus kurzer Distanz nach einer Flanke von Dustin Kappus an den Pfosten.

Eine Minute später tauchte SVN-Keeper Gerhardt schnell ab und fischte einen Schuss von Rajmund Csima aus dem unteren Eck. „Marc hat uns vor einem frühen Rückstand bewahrt“, sagte Mutz. Die Nufringer verloren bei ihren Gegenstößen viel zu schnell den Ball, das Geschehen spielte sich nahezu ausschließlich in deren Hälfte ab. Nach einer Viertelstunde hatten die Nufringer Kicker den Plan gefunden, der ihnen von Mutz und Röhm an die Hand gegeben wurde. Mutz: „Wir haben auf den Außenbahnen viel zugelassen.“ Wohl wissend, dass sein Team im Zentrum etliche kopfballstarke Spieler versammelt hat, die Flanken klären können. So war es denn auch, die hohen Bälle sorgten nach der Anfangsphase kaum mehr für Gefahr. „Unsere Hereingaben waren schlampig, die hat Nufringen gut verteidigt. Wir sind im letzten Drittel gar nicht in die gefährlichen Räume gekommen, gefühlt haben wir uns im Eins-gegen-Eins gar nicht durchgesetzt“, monierte Supper.

Deckenpfronn agierte vor allem im ersten Durchgang zu statisch, das Spiel hatte keine Tiefe, die Akteure zogen kaum Sprints an. „Wir hatten zu wenig Bewegung“, sagte Supper, dessen Team Glück hatte, nicht mit einem Rückstand zur Pause in die Kabine zu müssen. In der ersten Minute der Nachspielzeit in Hälfte eins drückte Patrick Hearn mit dem Kopf eine Flanke von Csima zum 1:1 (45. +1) ins eigene Netz. Eine unnötige Aktion, denn der Ball von Csima wäre am langen Pfosten vorbei ins Toraus geflogen.

Daniel Supper reagierte zur Pause und brachte in Timo Tropsch und Marvin Kreudler frische Kräfte, die in der Offensive für mehr Schwung sorgen sollten. Zunächst waren es aber die Nufringer, die gleich so richtig in Schwung kamen. Ein Ballgewinn im Mittelfeld, abermals ein konsequent gespielter Konter, und Nufringen führte durch einen Treffer von Nico Krägeloh mit 2:1 (46.). „Wir haben bei den Gegentoren nicht gut verteidigt“, ärgerte sich Supper. Drei Minuten später hatte Rajmund Csima die große Chance zum Ausgleich, nachdem er von Tropsch mit einem Querpass bedient wurde. Csima stand frei im Strafraum, nahm den Ball aber direkt und fabrizierte eine Rückgabe denn einen satten Schuss. Der eifrige Stürmer hatte alle Zeit der Welt, die Kugel anzunehmen und sich ein Toreck auszusuchen.

„Disziplinierte Spielweise“sichert den Punktgewinn

Deckenpfronn mühte sich, wenigstens noch den Ausgleich zu erzielen, vieles blieb aber Stückwerk. So war es letztlich ein von Kevin Wolf verwandelter Foulelfmeter, der zum 2:2 führte (62.). Zuvor war Marvin Kreudler von Markus Kaupp gefoult worden, die Entscheidung von Schiedsrichter Nico John war unstrittig. Weitere Treffer fielen nicht mehr, das lag zum einen an der „disziplinierten Spielweise meiner Mannschaft in der Defensive“, sagte Mutz, sowie an der letztlich wenig gefährlichen Offensive der Deckenpfronner.

Das Derby Deckenpfronn gegen Nufringen war auch das Duell des Deckenpfronner Trainerduos Supper und Kappus gegen seine kommende Mannschaft, im Sommer übernehmen beide das Team. „Im Unterbewusstsein war das vielleicht ein Stück weit präsent“, zuckte Supper mit den Schultern, „wir sind aber bis Sommer in Deckenpfronn und haben noch ein großes Ziel vor Augen. Wir haben aber gesehen, dass wir eine gute Mannschaft übernehmen.“

Tim Mutz hatte dazu auch eine klare Haltung: „Ich glaube nicht, dass diese Situation eine Rolle gespielt hat. Die Jungs sind einfach heiß auf den Klassenverbleib, sie sind noch enger zusammengerückt.“ Nun, die Partie am Samstag war ein Nachholspiel der Hinrunde. Am letzten Spieltag der Saison am 12. Juni stehen sich die Teams zum Rückspiel in Nufringen gegenüber. Dann würde diese Konstellation eine große Rolle spielen, sollte Nufringen zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesichert sein und Deckenpfronn noch um den Titel spielen.