„Der VfL Herrenberg ist ein schlafender Riese“

Von Thomas Oberdorfer

Der Bezirksligist VfL Herrenberg ist auf der Suche nach einem neuen Trainer fündig geworden: Benjamin Maier tritt die Nachfolge von Markus König an, der Mitte November entlassen wurde. Der 34-jährige Maier übernimmt das Team in der Winterpause, sein erster Einsatz ist der „Gäubote“-Cup, das Hallenturnier vom 27. bis 29. Dezember.

„Der VfL Herrenberg ist ein schlafender Riese“

DieTrainingsjacke passt schon mal: Benjamin Maier wird VfL-CoachGB-Foto: gb

Es scheint so, dass der VfL Herrenberg in der Fußball-Szene einen guten Namen hat: Nachdem Markus König als Trainer Mitte November freigestellt wurde, flatterten den Herrenberger Funktionären einige Anfragen verschiedener Trainer ins Haus. Giuseppe Costanza, Sportlicher Leiter des VfL, kümmerte sich um die Post, schickte an die Coaches einen Fragebogen, wollte so etwas mehr über die jeweiligen Personen und deren Pläne und Ziele erfahren. Parallel dazu machte sich der VfL aber auch selbst auf die Suche nach einem neuen Trainer. So nahm der Verein Kontakt zu Benjamin Maier auf. Der 34-Jährige trainierte bis zum April diesen Jahres die SF Gechingen, die damals noch in der Landesliga spielten und im Sommer in die Bezirksliga abgestiegen sind. Seither hatte Maier kein Engagement bei einem anderen Club übernommen.

„Ich war etwas überrascht von dem Anruf“, sagt Maier, der sich selbst nicht ins Gespräch gebracht hatte. So tauschte er sich mit Costanza und VfL-Abteilungssprecher Markus Rühle aus. „Das gehört sich einfach so, dass man die anderen Trainer auch anhört, mit denen man in Kontakt war“, sagt Costanza. Die Chemie zwischen ihm und Rühle auf der einen Seite und Maier auf der anderen Seite hatte offenbar sofort gestimmt, denn Costanza war schon nach der ersten Unterredung mit Maier, der insgesamt sieben Jahre unter anderem die A-Jugend des VfL Nagold und auch bei den aktiven Nagolder Teams trainiert hat, von dem 34-Jährigen angetan. „Benjamin Maier hatte nicht nur die erste Mannschaft, sondern den gesamten Verein und auch den Unterbau im Blick. Das hat mir imponiert“, sagt Costanza. Maier sah sich am 23. November die Partie der Herrenberger beim TSV Haiterbach an, der VfL unterlag beim Tabellenführer knapp mit 3:4. Und er beobachtete das jüngste Duell des VfL gegen den Türk. SV Herrenberg (1:2). „Ich wollte mir einen Eindruck von der Mannschaft machen. Es ging mir nicht um das Ergebnis, es ging mir darum zu sehen, wie sich die Spieler auf dem Platz verhalten, wie sie miteinander umgehen, wie die Stimmung in der Mannschaft ist“, sagt Maier. Costanza lobt, dass Maier gegen Haiterbach „schon beim Aufwärmen zugeschaut hat“. Der Eindruck des neuen Coaches war insgesamt wohl positiv, denn er entschied sich schließlich diese Woche, die Mannschaft zu übernehmen. Sehr zu Freude von Costanza: „Ben- jamin Maier ist ein junger und ehrgeiziger Trainer.“ Maier sieht in seinem neuen Team „viel Potenzial und Talent und viel individuelle Klasse“. Er hat aber auch einige Defizite ausgemacht. Ein Thema ist die Defensivleistung des VfL, die für ein Team mit Ambitionen, im oberen Drittel der Tabelle mitzuspielen, einfach schlecht ist. Die Herrenberger haben in 16 Punktspielen 39 Treffer kassiert. Maier: „Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft einen klaren Plan in die Hand bekommen muss. Den habe ich in den beiden Spielen nicht gesehen, das soll aber kein Vorwurf an Markus Rühle und Giuseppe Costanza sein. Beide können in den wenigen Wochen nichts großartig ändern.“ In der Defensive müsse das Team kompakter stehen. In Sachen taktischem Verhaltens sieht er auch Probleme, die es aufzuarbeiten gilt.

„Ich muss zugeben, dass es nach den Gesprächen und nachdem ich die Mannschaft beobachtet habe, auch wieder gekitzelt und gejuckt hat, mit einem Team auf dem Platz zu stehen. Ich habe das Gefühl, dass es beim VfL Herrenberg einfach passt.“ Die Infrastruktur des VfL hat zu dieser Entscheidung beigetragen. Maier hat dabei nicht nur die Fußballplätze im Blick, sondern auch den Neubau des Stadiongebäudes und das VfL-Center. „Ich schaue gerne über den Tellerrand. Vielleicht ergibt sich ja einmal ein Athletik-Training mit einem Leichtathletik-Coach“, sagt Maier, beim VfL Herrenberg gebe es dafür die passenden Strukturen. Dazu gehört auch der Plan, wieder eine zweite Mannschaft ins Leben zu rufen. Costanza hat den festen Willen dazu: „Ich war einer derjenigen, die gegen die Abschaffung der Zweiten waren.“ Das Engagement von Maier ist längerfristig und nicht nur zunächst bis zur Sommerpause ausgerichtet. „Ich will etwas entwickeln“, sagt Maier. „Der VfL Herrenberg ist ein schlafender Riese“, sagt Costanza, der geweckt werden müsse.