Die Jugendarbeit in der SG H2Ku Herrenberg wird auf neue Füße gestellt. Nachdem die Führungsgremien der drei Stammvereine der Handball-Spielgemeinschaft zugestimmt haben, nimmt ab September dieses Jahres eine neu gegründete Handballschule ihren Betrieb auf. Geleitet wird sie von einem BA-Studenten.
Jugendspieler beim Fünfathlon in Kuppingen: Freizeitsport soll eine gleichberechtigte Säule zum leistungsorientierten Handball sein GB-Foto (Archiv): Vecsey
Seit mehreren Wochen lagen die Flyer für die Handballschule bei den Heimspieltagen der Zweitliga-Frauen und der Oberliga-Männer der SG H2Ku Herrenberg aus. Bereits im März haben die Stammvereine TV Haslach, VfL Herrenberg und HSV Oberjesingen/Kuppingen dem ehrgeizigen Projekt einer Handballschule mit hauptamtlichen Strukturen zugestimmt. Angesiedelt ist die Stelle beim VfL Herrenberg, der als Großverein mit über 5500 Mitgliedern schon seit Jahrzehnten Ehren- und Hauptamt unter dem Vereinsdach bündelt.
Die Ausbildungskonzeption und die Rahmenbedingungen werden derzeit vom neu gebildeten Jugendleitergremium der SG H2Ku Herrenberg entwickelt. Neben den Vereinsjugendleitern Luca Waidelich (TV Haslach), Christian Stahl (VfL Herrenberg) und Ole Held (HSV Oberjesingen/Kuppingen) arbeiten dabei auch die sportlichen Koordinatoren für den weiblichen und männlichen Jugendbereich, Aylin Bok und Marcel Kohler, mit. Der bisherige Jugendhandball-Koordinator Fabian Gerstlauer, der im Sommer das Traineramt bei der ersten Herrenberger Männermannschaft in der Baden-Württemberg-Oberliga übernimmt, zeichnet für die Trainer-Weiterbildung im Verein verantwortlich und wird diesen Part fortführen.
Im Rahmen eines Pressegesprächs stellten Jan Rhotert, Vorsitzender des TV Haslach, und VfL-Jugendleiter Christian Stahl die neue Herrenberger Handballschule vor. Beide haben inzwischen schon Elternabende in den jeweiligen Stammvereinen begleitet. „Von den Eltern kamen durchweg positive Rückmeldungen“, unterstreicht Stahl. Vor allem die professionelle Struktur habe überzeugt. Jan Rhotert meint vielsagend: „Ohne den VfL wären wir nicht so weit gekommen.“ In Zusammenarbeit mit VfL-Geschäftsführer Timo Petersen wurde das Stellenprofil für den BA-Studenten erstellt. Im Rahmen eines dualen Studiums „mit hohem Praxisbezug“ an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Stuttgart soll er oder sie die neue Handballschule für drei Jahre leiten. Eine weitere Festanstellung, je nach Etablierung des Angebots, sei, so Rhotert und Stahl, nicht ausgeschlossen. Neben der Organisation des Trainings- und Spielbetriebs, soll der Leiter der Handballschule die Kooperation mit Schulen und anderen Freizeiteinrichtungen vorantreiben. Die Zusammenarbeit mit Kindergärten oder anderen Vereinen ist ebenso denkbar. Bewusst will die Handballschule über das Gebiet der Kernstadt und ihrer Stadtteile hinausgehen. Auch die Akquise von Finanzierungsquellen und Marketing sowie das Controlling des gesamten Finanzbereichs der Handballschule sind weitere Aufgaben für den Leiter der Handballschule. Sein Arbeitsplatz ist im Verwaltungstrakt des VfL-Centers in Herrenberg.
Finanziert wird die Handballschule der SG H2Ku über die Mitgliedsbeiträge der Kinder- und Jugendlichen. Hinzu kommt allerdings ein „monatlicher Ausbildungsbetrag“, wie es im Flyer heißt, der je nach Altersklasse zwischen fünf und 20 Euro betragen wird. In den älteren Jugendspielklassen von der C- bis zur A-Jugend wird zudem zwischen einem Freizeitsportbereich (15 Euro) und einem Leistungssportbereich (20 Euro) unterschieden. Ohnehin soll die Handballschule darauf achten, dass Spätstarter, die zunächst nur in den Freizeitsportteams, also den zweiten Mannschaften der D- oder der C-Jugend, aktiv sind, die Möglichkeit bekommen, noch für die leistungssportorientierten Mannschaften berücksichtigt zu werden.
Jan Rhotert lässt keinen Zweifel daran, dass es ihm zuvorderst um die Ausbildung und Entwicklung der Jungen und Mädchen geht. Wohlwissend, dass Clubs aus der Ersten und Zweiten Bundesliga in Württemberg schon längst ein Auge auch auf die Talente der SG H2Ku geworfen haben. Vor allem die SG Pforzheim/Eutingen oder der HBW Balingen-Weilstetten bietet den Nachwuchsspielern eine interessante Plattform in den jeweiligen Jugend-Bundesliga-Teams. Auch die Qualifikation der SG-H2Ku-Jugendteams für eine überregionale Spielklasse durchgehend von der C- bis zur A-Jugend ist schwieriger geworden. Ole Held: „Früher, im damals noch kleineren Bezirk Nagold, waren wir zumeist automatisch für die HVW-Spielklassen qualifiziert. Mittlerweile ist das kein Selbstläufer mehr.“ Vor allem die Jugendspielgemeinschaft Echaz-Erms, hinter der die höherklassigen Vereine TV Neuhausen/Erms und TuS Metzingen stehen, stellen eine starke Konkurrenz dar. Jan Rhotert plädiert für das umfassendere Konzept in Herrenberg: „Einige Vereine haben vielleicht punktuell Jugend-Bundesliga zu bieten – wir haben die Handballschule.“
Stammvereine sollen Traininguntereinander abstimmen
Ziel ist es auch, hochkarätiges Trainerpersonal zu stellen. Am besten mit Lizenz ausgestattet. Inklusive des Minibereichs bei den Stammvereinen sind rund 60 Übungsleiter momentan bei der SG H2Ku Herrenberg aktiv. In mehr als 25 Mannschaften werden rund 300 Kinder und Jugendliche betreut. „Ein Mehr an Dialog“, ist laut Rhotert in allen Bereichen vorgesehen. So sollen im Mini- und E-Jugend-Bereich die Trainingsinhalte zwischen den Betreuern der drei Vereine intensiver untereinander abgestimmt werden. Die Trainerfortbildung, die Fabian Gerstlauer vor einiger Zeit etabliert hat und die Qualitätsstandards des wöchentlichen Fördertrainings sollen dafür sorgen, dass das Handballtraining in den SG-Jugenden noch effizienter als bisher ausfällt. Christian Stahl betont ein Drei-Säulen-Modell der Trainingsarbeit: zum einen der Grundlagenbereich von Mini bis zur D-Jugend, zum anderen den Freizeitsport- und den leistungssportorientierten Bereich von der C- bis zur A-Jugend. Christian Stahl: „Alle drei Säulen werden gleichberechtigt angesehen.“
Die Aufwertung des Freizeitbereichs ist auch der Tatsache geschuldet, dass eine solch große Spielgemeinschaft wie die SG H2Ku Herrenberg der freizeitsportorientierte Nachwuchs nicht im oberen Jugendalter abhandenkommen darf. Werden doch neben aktiven Spielern auch Handballer gesucht, die sich im Ehrenamt, als Schiedsrichter oder wiederum als Betreuer oder Jugendtrainer engagieren. Bereits vor den Sommerferien soll aus den vorliegenden Bewerbungen der Leiter der Handballschule gesichtet und die Ausbildungskonzeption feststehen. Die Jugendjahrgänge von C- bis A-Jugend absolvieren derzeit die Qualifikationsmühle zu den überregionalen Spielklassen des Handballverbands Württemberg. Insgesamt sechs Mannschaften der SG H2Ku Herrenberg wollen dabei den Sprung höherklassig schaffen und dem leistungssportlichen Profil entsprechen.