Judo gehört in Deutschland zwar eher zu den Randsportarten, aber im globalen Maßstab handelt es sich um die am weitesten verbreitete Kampfsportart der Welt. Geschätzt praktizieren rund 20 Millionen Menschen weltweit die alte japanische Wettkampfsportart, die seit 1964 auch olympische Disziplin ist.
Julian Stiebeling (rechts) vom JC Herrenberg bei der deutschen Meisterschaft 2019 in Stuttgart GB-Foto (Archiv): Vilz
Nur zwei Jahre später – also 1966 – gründete sich in Herrenberg der Judo-Club, dessen Aktivitäten momentan allerdings ruhen. Schon frühzeitig – und noch deutlich vor dem amtlich verordneten Lockdown – hatte die Vereinsführung auf die Corona-Krise reagiert und den Trainingsbetrieb komplett eingestellt. „Judo ist eben eine Sportart, bei der man sich näherkommt und die Gefahr einer Tröpfcheninfektion größer ist“, erklärt Timo Gold. Wie der Vorsitzende des Judo-Clubs ergänzt, habe man eine Verantwortung für Mitglieder und Trainer. Im Nachhinein betrachtet ist Gold froh, dass „wir rechtzeitig reagiert haben, obwohl es auch kritische Stimmen gab“. Klar sei nun, dass man die Situation so nehmen muss, wie sie ist – und der Vorstand trifft seine Entscheidungen derzeit in regelmäßigen Sitzungen per Videotelefonie. „Das können wir eigentlich auch künftig machen, denn bei manchen Themen macht das durchaus Sinn“, so der Clubchef mit Blick auf das ohnehin knappe Zeitbudget.
Auch wenn Judo die populärste Kampfsportart der Welt ist, gehört es in Deutschland doch eher zu den Randsportarten. Wie Tilo Gold deutlich macht, können Top-Leute in Frankreich oder Belgien sogar vom Judo leben. Doch handele es sich eben um eine komplexe Sportart, bei der es für den Zuschauer nicht immer so eindeutig sei, wer gewinnt. Da müsse man sich schon auskennen, um einen Wettkampf zu verfolgen – und „wenn Judo einfach wäre, würde es Fußball heißen“, ergänzt Gold augenzwinkernd.
Der Judo-Club aus dem Gäu hatte vor Jahren immer wieder erfolgreich in der Baden-Württemberg-Liga mitgehalten – und einige Herrenberger Kampfsportler waren bei Europa- und Weltmeisterschaften erfolgreich am Start. Doch haben etliche Kämpfer das Gäu verlassen oder sind beruflich so eingespannt, dass nicht mehr viel Zeit für Wettkämpfe bleibt. Zudem weiß der Vorsitzende, dass die Bereitschaft gesunken sei, auf Wettkämpfe zu gehen. Vielen Mitgliedern reicht das wöchentliche Training.
Daneben bleibe der Judo-Club aber auch von gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verschont, wobei Tilo Gold die Playstation als „Mitbewerber“ des Judo-Clubs bezeichnet. Deshalb ist er auch überzeugt, dass viele Vereine bei der Nachwuchssuche neue Wege beschreiten müssen. In Sachen Judo denkt er dabei unter anderem an eine mögliche Kooperation mit dem Judo-Club Horb und im Calwer Bereich gebe es zudem eine Kooperation von Schule und Verein. Gut aufgestellt sei der Verein mit zehn lizenzierten Übungsleitern auf jeden Fall. „Da haben wir schon einige Hochkaräter“, so Gold, der selbst langjähriger Landes- und Bundestrainer ist.
Daneben verfügt der Judo-Club noch über zwei nicht gerade alltägliche Abteilungen, was besonders für die Schwertkampfsparte gilt. Ins Leben gerufen wurde die Abteilung durch den aktiven Judoka David Mahier, der nebenher noch den Schwertkampf als Hobby pflegt. Er schlüpft auch schon mal bei Mittelalterevents in die Rolle eines Ritters. Bei den zwölf Herrenberger Schwertkämpfern wird mit dem langen Schwert nach dem Vorbild historischer Fechtmeister trainiert. Damit bewegt man sich in der Zeit des Spätmittelalters, als das lange Schwert noch ausschließlich eine Waffe für den Adel war. Seit einigen Jahren gehört zudem eine Aikido-Abteilung zum Verein. Dabei handelt es sich um eine friedvolle Kampfkunst zur Selbstverteidigung.
Der Judo-Club Herrenberg wurde 1966 gegründet und hat derzeit rund 220 Mitglieder. Parallel zum Judo-Trainingsbetrieb in der Markweghalle bietet der Verein noch Aikido- und Schwertkampf-Training an. Vom Anfänger bis zum Leistungssportler werden vielfältige Trainingsmöglichkeiten geboten. Der Kontakt ist über die Homepage http://wordpress.judo-herrenberg.de möglich.