Die Suche nach einer neuen Leitung läuft

Von Thomas Morawitzky

Der Chorleiter sagt: Lebt wohl – was soll der Chor nun tun? Wer singen will, in der Mötzinger Kirchengemeinde, der will es wirklich. Darum macht der Chor dort weiter, unter neuem Namen, noch ohne einen Leiter, sucht dringend und probt fleißig.

Die Suche nach einer neuen Leitung läuft

Proben im evangelischenGemeindehaus: Die Mitgliederdes neuen Chors JoyceGB-Foto: Holom

Die Stimmung ist gut im evangelischen Gemeindehaus Mötzingens, bei der Probe des Chors, der sich nun Joyce nennt. Die Sängerinnen und Sänger strahlen vor Eifer, lachen und unterhalten sich sehr angeregt, während sie ihre Plätze einnehmen. 18 Stimmen zählt der Chor, alle freilich sind nicht gekommen zu dieser Probe; der Anteil der Männer ist übersichtlich klein, aber alle Tonlagen sind gut besetzt mit vier, Alt und Sopran sogar mit fünf Stimmen. Auch Stefan Taut, evangelischer Pfarrer im Ort seit kurzer Zeit erst, hat sich dem Chor angeschlossen, singt, begleitet am Klavier, studiert mit den Sängern die verschiedenen Stimmen ein.

Den Chorleiter und Gründerzieht es nach Tailfingen

Einen Chorleiter kann Taut freilich nicht ersetzen. Der Mötzinger Chor Joyce sucht deshalb in einschlägigen Foren, über Netzwerke, dringend nach einem kompetenten Musiker, der diese Rolle übernehmen könnte. Obschon der Chor sich am 16. September, vor wenigen Wochen also, offiziell gründete, sind seine Mitglieder im Gesang doch nicht ganz unerfahren, sind sehr geübte Laien – denn Joyce hieß zuvor Alba-tros, zehn Jahre lang, unter der Leitung von Jürgen Harr und dessen Frau. Harr nahm seinen Abschied in Mötzingen, ging am 6. Juli als Leiter des Chors Klangfarben, den er schon seit 2018 leitet, nach Tailfingen.

Der scheidende Chorleiter schlug den Mitgliedern seines alten Mötzinger Chors vor, ihm auf diesem Wege zu folgen – diese jedoch fühlten sich ihrer Gemeinde, ihrem gewohnten Umfeld zu sehr verbunden. „Keiner von uns“ sagt Magdalena Kiraly, eine der Altstimmen, „kommt aus Tailfingen, und einige von uns sind Mitarbeiter der Kirchengemeinde. Wir fühlen uns als Gemeinschaft sehr wohl und wollten uns nicht trennen.“

Mit dem Abschied von Jürgen Harr verabschiedeten sich die Sänger jedoch auch von dem Repertoire, das Harr über zehn Jahre hin mit ihnen aufgebaut und für sie arrangiert hatte. Eine neue Sammlung an Liedern, ein Repertoire, das sich ganz auf Pop und Gospel stützt, in dem es viele englischsprachige Lieder gibt, einige deutschsprachige Stücke und einige, die sie früher schon sangen, in neuem Arrangement jedoch – das ist es, was Joyce sich nun wünschen, woran sie arbeiten. Aber dazu brauchen die Sänger Hilfe. Die Lieder, die die Gruppe derzeit voller Begeisterung, aber ohne den nötigen Feinschliff einprobt, heißen „Freedom is coming“ und „Joy to the World“ – das letztere führte vielleicht zur Namenswahl der Sänger: „Wenn man auf der Suche ist, wird man erfinderisch.“

Bei seinem allerersten Treffen noch besprachen die Mitglieder von Joyce erst ihre Situation, ihre Aufstellung, berieten, wie mit dem Erbe von Albatros zu verfahren sei. Ein Chorbeirat wurde gegründet, der künftig auch die Kommunikation mit der evangelischen Kirchengemeinde übernehmen wird, der Joyce angehört.

Etwa die Hälfte der Mitglieder des Chors lebt direkt in Mötzingen, andere Mitglieder sind in Nagold, Horb, Sulz am Eck, Herrenberg, Jettingen und Waldachtal zu Hause, und einige dieser Mitglieder sind auch bereits bei Konzerten mit Albatros als gute Solisten hervorgetreten.

Die Mitglieder von Joyce möchten jedoch vor allem Chor sein und stellen ihren Zusammenhalt sehr hoch; sie suchen freilich auch – nicht nur nach dem Leiter, der diesem Zusammenhalt eine gültige klangliche Form gibt, sondern auch nach neuen Mitgliedern: „Wir freuen uns über jeden!“ Und ihr erstes großes Ziel ist es, in der kommenden Vorweihnachtszeit zumindest einen Mötzinger Adventsgottesdienst zu begleiten.