Die Verbände legen die Saison zu den Akten

Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) hat sich in Absprache mit seinen Landesverbänden entschieden, die Mitte März stillgelegte Saison 2019/20 nicht fortzusetzen und die Tabellenstände zum Zeitpunkt der Aussetzung am 13.März in Bezug auf den Auf- und Abstieg zu werten. Bei den Vereinen im Gäu stößt die Entscheidung auf unterschiedliche Resonanz.

Von Thomas Holzapfel

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Lutz Wolkober steigt mit dem TTV Gärtringen in die Landesliga auf GB-Foto (Archiv): Vecsey

Lutz Wolkober steigt mit dem TTV Gärtringen in die Landesliga auf GB-Foto (Archiv): Vecsey

Vor allem die Tatsache, dass die Teams unterschiedlich viele Partien ausgetragen haben, sorgt für Stirnrunzeln. „Angesichts der aktuellen Situation mit dem Coronavirus ist der Abbruch auf jeden Fall alternativlos“, sagt Jochen Kugler, Spielbetriebsleiter in der Herrenberger Tischtennisabteilung. „Es wäre jedoch fairer gewesen, die Vorrundentabelle zu werten. In unserer Abteilung stößt die Entscheidung auf viel Unverständnis, auch wenn wir von der Regelung nicht negativ betroffen sind.“ Kugler fügt allerdings hinzu, dass „sich Grenzfälle nie ganz ausschließen lassen“.

Mit den Gärtringer Landesklasse-Männern und der ersten Mötzinger Mannschaft profitieren zwei Vereine im Gäu von der nun getroffenen Entscheidung. Der TTV Gärtringen befindet sich nur aufgrund eines mehr ausgetragenen Spiels an der Tabellenspitze der Landesklasse (24:4 Punkte), Titelkonkurrent SV Böblingen II weist 23:3 Punkte auf. Aber die Gärtringer sind nun offiziell Meister. „Aus persönlicher Sicht ist das natürlich eine Supersache, wir freuen uns über die Rückkehr in die Landesliga. Allerdings hätte ich auch die Variante mit der Vorrundentabelle bevorzugt. Zu diesem Zeitpunkt hätte jede Mannschaft einmal gegen eine andere gespielt. Den Einfluss des Heimrechts halte ich für deutlich geringer als den Einfluss der Gegnerstärke“, beurteilt Lutz Wolkober, der Teamkapitän der Gärtringer Ersten das Szenario. Laut den Verlautbarungen des Tischtennisverbandes ist damit zu rechnen, dass der SV Böblingen II – gleichbedeutend mit allen anderen Teams auf einem Relegationsplatz – die Möglichkeit gegeben wird, in der höheren Liga an den Start zu gehen. Zu dieser Thematik, insbesondere auch zur Behandlung von Härtefällen, wird es am Montag ein offizielles Schreiben seitens des Verbandes geben.

Mötzingens Markus Brenner darf sich mit seinen Mannen über die Rückkehr in die Bezirksklasse freuen. „Auch wenn es uns sehr entgegenkommt, dass wir nur durch zwei mehr ausgetragene Spiele vor den Deufringern stehen, finde ich die Entscheidung komisch. Ich hätte lieber den Vorrundenendstand gewertet“, urteilt der Mötzinger, der durchaus Empathie für die eigentlich besser dastehenden Deufringer zeigt. „Ich hoffe im Sinne der Fairness, dass auch die Deufringer rauf dürfen.“

Ins gleiche Horn bläst Kuppingens Manager Werner Schäffer, der es zudem als wichtig ansieht, dass die Saison frühzeitig final beendet wurde. „Damit werden die Sportler und Fans geschützt und es gibt auch frühzeitig die notwendige Planungssicherheit für die neue Saison“, sagt der TSV-Manager, der sich mit seinen Vereinskollegen auf einen weiteren Durchmarsch der Männer III in die Bezirksliga freut. Und davon ausgehen kann, dass die zweite Mannschaft als „Vizemeister“ in der Verbandsklasse nun in die Verbandsliga aufsteigt. „Natürlich hätte ich es lieber gesehen, wenn es zu den Spitzenspielen in der Verbandsklasse gekommen wäre, vor allem für die Ergenzinger ist der Saisonabbruch nun sehr unglücklich“, sagt Werner Schäffer. Der TTC Ergenzingen ist punktgleich mit Kuppingen Tabellendritter.

Der Bezirksvorsitzende Andreas Kopp zeigt sich erleichtert, dass im Austausch der Verbandsführungen eine einheitliche Lösung gefunden wurde. „Es war auf jeden Fall richtig, die Saison abzubrechen“, sagt der Rohrauer. „Selbst wenn man in wenigen Wochen wieder hätte spielen können, wäre es nicht möglich gewesen, die Saison noch ordnungsgemäß und fristgerecht zu beenden. Einige Mannschaften haben noch sechs Spiele zu absolvieren. Mit den jetzigen Gegebenheiten kann man sich wieder in Ruhe auf die neue Saison vorbereiten, die hoffentlich pünktlich und problemlos durchgeführt werden kann. Hinsichtlich der Relegations- und diverser Härtefälle müssen wir nun abwarten, wie sich der Verband zum Beginn der kommenden Woche offiziell äußert. Ich befürworte auch hier eine einheitliche Vorgehensweise und appelliere jetzt schon an die Vernunft der Vereine. Es sollte zuweilen gut überlegt sein, ob man das Aufstiegsrecht dann auch tatsächlich wahrnimmt.“

Auch wenn der Punktspielbetrieb nunmehr zu den Akten gelegt wurde, so möchte der Bezirkschef den Pokalwettbewerb noch nicht gänzlich abschreiben. „Das finale Pokalturnier würde ich persönlich gerne noch spielen, aber da muss man mal die Entwicklung in der Corona-Krise abwarten. Jedenfalls besteht da keine Abhängigkeit und man könnte diesen Wettbewerb vielleicht noch bis zum offiziellen Saisonende am 30. Juni unterbringen. Hier gilt es abzuwarten.“

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Erstellt:
3. April 2020

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