Einen Schritt näher am Traumberuf

Von Berkan Cakir

Zum ersten Mal hat an der Hilde-Domin-Schule ein Berufsinformationstag stattgefunden. Schüler konnten sich bei 13 Arbeitsgebern der Region über Ausbildungsperspektiven aufklären lassen. Gefragt war vor allem der Stand der Polizei.

Einen Schritt näher am Traumberuf

Große Nachfrage herrscht am Stand der Polizei GB-Foto: Holom

Schon seit seiner Kindheit träumt Mustafa Alizada davon, sich eine Uniform anzuziehen und Polizist zu sein. Der 16-Jährige kommt ursprünglich aus Afghanistan und lebt seit fünf Jahren in Deutschland, wo er in Herrenberg an der Hilde-Domin-Schule gerade seinen Hauptschulabschluss macht. Dass man für eine Karriere bei der Polizei sportlich sein und einwandfrei Deutsch sprechen muss, weiß Alizada. „Aber man hört immer noch so viel mehr über die Voraussetzungen, da wusste ich nie, was wirklich notwendig ist.“ Umso froher ist der Hauptschüler, dass die Polizei am Freitagnachmittag direkt vor Ort ist, im Foyer seiner Schule, wo neben dem Stand der Gesetzeshüter noch einige weitere Stände von Arbeitgebern der Region aufgebaut sind.

Zum ersten Mal hat am Freitag an der Hilde-Domin-Schule in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter in Böblingen ein Berufsinformationstag stattgefunden. Schüler, die an der Schwelle zum Berufsleben stehen, haben sich an zwölf Ständen, darunter Arbeitgeber wie die Stadt Herrenberg, die Agentur für Arbeit und die Diakonieschwesternschaft, über verschiedene Ausbildungswege aufklären lassen.

Vor einem Dreivierteljahr sei die Idee geboren worden, die Arbeitgeber an die Schule zu holen, sagt die Schulleiterin Marion Schönhaar. „Manche Jugendliche tun sich schwer bei der Berufsorientierung. Wenn sie fertig mit der Schule sind, gehen sie zum Jobcenter, weil sie sich zuvor keine Gedanken darüber gemacht haben, was sie mal machen wollen“, sagt sie. Um diesen Übergang besser zu gestalten, sei eine kleine Messe vor Ort hilfreich. „Es gibt ja die großen Jobmessen hier im Kreis, aber da fühlen sich Hauptschüler vielleicht etwas vergessen, weil der Großteil des Angebots sie mit ihrem Abschluss nicht betrifft.“

Da kämen dann eher Abiturienten oder Realschüler infrage. Der Infotag an der Hilde-Domin-Schule konzentriere sich hingegen auf Schüler mit Hauptschulabschluss.

Gerade der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wirbt hier händeringend nach Auszubildenden. Um da noch ein wenig überzeugender auf den Nachwuchs zu wirken, tourt das sogenannte Gastromobil durch ganz Baden-Württemberg zu Messen und Schulen. Dieses steht am Freitag auch vor den Eingangstüren der Hilde-Domin-Schule. Der ehemalige Linienbus wurde so umfunktioniert, dass die Schüler an mehreren Stationen erleben können, wie der Arbeitsalltag in der Gastronomie und Hotellerie aussieht.

Als Koch müssen sie mit einem hölzernen Kochlöffel die richtigen Zutaten für eine Tomatensuppe anklicken, an der Rezeption eines Hotels müssen sie einem Gast gegenüber die richtigen Worte wählen, wenn sie ihn nicht verärgern wollen. Selbst ein kleines Kino befindet sich im hinteren Teil des Busses, wo auf einem Bildschirm ein Imagefilm läuft, in dem Auszubildende über ihre Arbeit berichten.

„Viele Schüler denken in der Gastronomie geht es nur darum, Getränke und Essen herumzutragen. Hier zeigen wir ihnen, dass unsere Berufe weitaus vielfältiger sind“, sagt Martin Eberhard, früher selbst Restaurantbetreiber und heute für die Dehoga auf der Suche nach gutem Nachwuchs. Manche Schüler informieren sich schließlich an dem kleinen Computer über Ausbildungsplätze und lassen sich kleine Visitenkarten mit Adressen drucken. „Wenn sie die Karte zum Beispiel bei einer Praktikumsbewerbung vorzeigen, kommt das beim Arbeitgeber immer gut an. Es zeigt, dass sie sich informiert haben“, sagt Martin Eberhard.

Auch Mustafa Alizada hat am Ende die Informationen, die ihn seinem Traumberuf als Polizist ein wenig näherbringen. „So eine kleine Messe ist sehr hilfreich“, sagt der 16-Jährige, der in der Hand mehrere Infoflyer hält, die ihm der Beamte am Stand gegeben hat. „Woanders hätte mich nicht getraut, meine Fragen zu stellen. Mit meinen Freunden und dem vertrauten Umfeld im Foyer, fällt es mir viel leichter“, offenbart der Jugendliche. Jetzt habe er immerhin die Gewissheit, dass er auch ohne deutschen Pass erst einmal ein Praktikum bei der Polizei machen kann, sagt er und lächelt zufrieden.