Energetisches Vorzeigeprojekt in den Startlöchern

Erste Schritte zur Konkretisierung des geplanten Nahwärmeprojekts Bioenergiedorf Breitenholz unternahm der Ammerbucher Gemeinderat am Montagabend – mit dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan sowie dem Auftrag an die Verwaltung, die frühzeitige Beteiligung von Öffentlichkeit und Behörden in die Wege zu leiten.

Von Jutta Krause

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Auf dieser Fläche soll das Sonnenkollektorfeld entstehen GB-Foto: Holom

Auf dieser Fläche soll das Sonnenkollektorfeld entstehen GB-Foto: Holom

Parallel dazu soll das derzeit als landwirtschaftliche Fläche beziehungsweise Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesene Gebiet im Flächennutzungsplan zum Sonstigen Sondergebiet (SO) mit der Zweckbestimmung Anlagen Bioenergiedorf erklärt werden. Damit sind die planungsrechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, auf dem am südöstlichen Ortsrand gelegenen, an den Friedhof angrenzenden Grundstück eine 3000 Quadratmeter große Sonnenkollektoranlage und eine Heizzentrale zu errichten, die die am Projekt beteiligten Breitenholzer Haushalte mit erneuerbar erzeugter Wärme versorgt.

Tristan Laubenstein vom Planungsbüro Großmann stellte den Räten die Planungsdetails vor. Um das Ortsbild des malerisch im Ammertal gelegenen Dorfes optisch nicht zu beeinträchtigen, wird im Bebauungsplan die maximale Höhe der Sonnenkollektoranlage auf drei Meter begrenzt, die Heizzentrale darf sieben Meter Höhe nicht überschreiten. Aus demselben Grund sind Werbeanlagen auf den Dächern der Gebäude sowie beleuchtete Werbeanlagen auf dem 0,3 Hektar großen Grundstück ebenfalls nicht zulässig, reflektierende und grelle Farben sollen vermieden werden. Auch die Dacheindeckung mit unbeschichteten metallischen Materialien ist untersagt. Anlagen- oder Gebäudelängen über 50 Meter sind dagegen zugelassen. Dies ist unabdingbar, um die reihenweise Anordnung an einander befestigter Sonnenmodule zu ermöglichen.

Sämtliche Leitungen vom Sondergebiet in den Ort werden unterirdisch verlegt. Damit die Anlagen sich besser ins Landschaftsbild einfügen, ist zudem eine randliche Eingrünung empfohlen. Die Bodenversiegelung wird auf ein unabdingbares Maß reduziert. Zufahrten, Stellplätze und sonstige Betriebsflächen sollen mit wasserdurchlässigen Belägen wie Schotterrasen, Kiesbelag oder Rasenpflaster versehen werden. Da das Areal kein Naturschutzgebiet tangiert, sind hier keine Konflikte zu erwarten. Das Umweltgutachten wird parallel zur Aufstellung des Bebauungsplans erstellt. Voraussichtlich wird der Plan dem Gemeinderat noch vor der Sommerpause vorliegen, ein Satzungsbeschluss im Herbst ist denkbar. Bis die erste Wärme durch die Leitungen fließt, vergeht indessen noch ein gutes Jahr. „Wir hoffen, zum Jahresende mit dem Bau beginnen und im Lauf des Jahres 2021 die erste Wärme liefern zu können“, berichtete Arvid Goletz, Geschäftsführer der Bürgerenergie Tübingen e.G., die für das Bioenergiedorf verantwortlich zeichnet. Nach Synergieeffekten beim Leitungsbau gefragt, erklärte er, die Stadtwerke wollten im Zuge der Bauarbeiten für die Wärmeleitung gegebenenfalls Stromleitungen von oben in den Boden verlegen und Glasfaserleerrohre legen.

Für die derzeit 90 Wärmekunden findet am 19. März eine Infoveranstaltung im Gasthof Ochsen statt.

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Erstellt:
19. Februar 2020

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