Er war der erste „rote Landrat“: Dr. Reiner Heeb starb im Alter von 88 Jahren

Kreis Böblingen: In 27 Jahren als Landrat viel Aufbauarbeit geleistet. Kreisverbände des DRK und der CDU würdigen seine Verdienste.

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Dr. Reiner Heeb GB-Foto: gb

Dr. Reiner Heeb GB-Foto: gb

Der Landkreis Böblingen trauert um seinen ehemaligen Landrat Dr. Reiner Heeb. Er ist am Dienstag nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren verstorben. „Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Elke, der Familie und allen Menschen, die Reiner Heeb nahestanden“, sagt Landrat Roland Bernhard. „Der Landkreis Böblingen trauert um einen Menschen, der in 27 Jahren als Landrat eine gewaltige Aufbauarbeit geleistet und dem ganzen Landkreis maßgeblich seinen Stempel aufgedrückt hat.“

Reiner Heeb wurde 1973, im Jahr der Kreisreform, zum Landrat gewählt – damals der erste „rote Landrat“ in Baden-Württemberg, was seinerzeit eine kleine Sensation war. Erst knapp 20 Jahre später im Jahr 1994 wechselte der zu jenem Zeitpunkt noch amtierende Landrat zur CDU. In politisch herausfordernden Zeiten übernahm er im Jahr 2000 sogar den Vorsitz des CDU-Kreisverbands Böblingen. „Ihm ist es gelungen, den CDU-Kreisverband geschlossen zusammenzuhalten und mit wichtigen Impulsen für die Zukunft aufzustellen“, unterstreicht der Kreisverband rückblickend.

Heeb führte die Kreis-CDU bis 2002 und brachte sich in den Folgejahren „mit seiner reichen fachlichen und persönlichen Erfahrung [...] zum Wohle der ganzen Partei ein“, zollen ihm die Christdemokraten Respekt. „Ich werde seinen politischen und persönlichen Rat vermissen“, ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz dankbar für viele Begegnungen. „Er war einer, der bis spät in die Nacht am Schreibtisch saß und äußerst akribisch gearbeitet hat“, schätzt Bernhard als einer von Heebs Nachfolger. „Sein wohl wichtigster Meilenstein als Landrat war der Bau des Restmüllheizkraftwerks in Böblingen.“ Bis zum Eintritt in den Ruhestand 2000 wirkte Heeb als Landrat. Die S-Bahn-Verlängerung nach Herrenberg oder auch die Integration des Altkreises Leonberg waren weitere herausragende Projekte während seiner Amtszeit.

Er sei immer ein Visionär gewesen, und einer, der weitreichende Ideen zum Wohl der Bürger entwickelte, hebt Roland Bernhard weiter hervor. Das wurde vielfach gewürdigt – Reiner Heeb wurde nicht nur die Verdienstmedaillen sowohl des Landkreises Böblingen als auch die des Landes Baden-Württemberg verliehen, sondern er erhielt auch das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

27 Jahre als Landrat, fast 28 Jahre lang von 1978 bis 2006 zudem Vorsitzender des Kreisverbands Böblingen des Deutschen Roten Kreuzes – „sein Einsatz für das Gemeinwohl war so groß, wie die Liste seiner Tugenden lang ist: Eine große Bürgernähe, herausragende fachliche Kompetenz und überragendes Engagement wären nur einige wenige Dinge, die ich nennen kann“, blickt Roland Bernhard zurück. „Es ist sicherlich kein Zufall, dass er beide Spitzenämter jeweils 27 Jahre lang ausgeübt hat“, ergänzt Michael Steindorfner, der im Jahr 2006 auf Reiner Heeb als Präsident des DRK-Kreisverbandes folgte. „Wer es auf sich nimmt und schafft, nahezu drei Jahrzehnte lang in bewegter Zeit derart kräftezehrende und zuweilen sicherlich auch nervenaufreibende Positionen zu bekleiden, unermüdlicher Motor und zupackender Gestalter zu sein, muss schon eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit außergewöhnlichen Fähigkeiten sein.“

Reiner Heebs persönliches Augenmerk habe besonders dem Bau von Altenpflegeheimen gegolten. „Er legte damit den Grundstein für eine äußerst segensreiche Entwicklung, denn der DRK-Kreisverband Böblingen ist mit mittlerweile elf Altenpflegeheimen nicht nur größter Heimträger im Kreis, sondern alle Heime zeichnen sich vor allem durch ein erfolgreiches Qualitätsmanagement und ein Höchstmaß an menschlicher Zuwendung aus“, sagt Steindorfner. Dies alles sei Heebs Weitblick und seinem unermüdlichen Wirken zu verdanken, der damit zugleich Maßstäbe gesetzt habe.

Der am 15. September 1935 in Stuttgart geborene Reiner Heeb sei im besten schwäbischen Wortsinn ein „Schaffer“ gewesen. Vor seiner Wahl zum Landrat war er als Vorstandsassistent einer Bank, als Regierungsassessor beim Landratsamt Böblingen sowie im Bau- und Kommunalreferat des Regierungspräsidiums Stuttgart tätig. Im Innenministerium Baden-Württemberg arbeitete er zunächst in der Sozial-, dann in der Kommunalabteilung. Mit Reiner Heeb verliert der Landkreis Böblingen eine herausragende Persönlichkeit. -gb-

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Erstellt:
20. Dezember 2023

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