Ersten „Praxistest“ gibt es beim Weihnachtsmarkt

Vesperkirchen sind besondere Orte auf Zeit, in denen alle Besucher gleichermaßen willkommen sind und wo Blicke über den Tellerrand hin zu den „anderen“ gelingen können. Hinter den Kulissen des Projektes „Auf dem Weg zur Vesperkirche“ – der diesjährigen „Gäubote“-Weihnachtsaktion – ist ein engagiertes Organisationsteam damit beschäftigt, diese Vision für Herrenberg Wirklichkeit werden zu lassen.

Von Jutta Krause

Lesedauer: ca. 2min 44sec
Das Orga-Team für die Vesperkirche (hinten von links): Manuela Sebastian, Thilo Dömland,Hans Haischt sowie Ulrike Altherr und Johannes SöhnerGB-Foto: Schmidt

Das Orga-Team für die Vesperkirche (hinten von links): Manuela Sebastian, Thilo Dömland,
Hans Haischt sowie Ulrike Altherr und Johannes SöhnerGB-Foto: Schmidt

Eine Vesperkirche ins Leben zu rufen, ist ein komplexes Unterfangen. Bis sich zum ersten Mal die Kirchentüren zum gemeinsamen Essen öffnen, ist ein gerüttelt Maß an Planung und Organisation nötig. Viele Fragen müssen geklärt werden: Wo soll die Vesperkirche stattfinden? Was ist nötig, um den Kirchenraum zum Esszimmer umzugestalten? Wer sollen die Gäste sein, wen will man mit dem Projekt ansprechen? Wie ist das Angebot auszugestalten? Was gibt es zu essen und wer kocht? Wie viele Helfer werden benötigt und wie kann man Menschen zur Mitarbeit gewinnen? Wie wird das Ganze finanziert? Mit diesen und etlichen weiteren Überlegungen befasst sich seit einigen Monaten das Orga-Team des Projektes „Auf dem Weg zur Vesperkirche“ – der „Gäubote“-Weihnachtsaktion in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Miteinander – Füreinander“.

Struktur und Ziele
werden definiert

Für die evangelische Kirchengemeinde sind Diakoniepfarrer Thilo Dömland und Gemeindediakon Johannes Söhner im Team, auch Dekan Eberhard Feucht begleitet das Projekt mit großem Interesse. Pastoralreferentin Dr. Ulrike Altherr vertritt die katholische Kirchengemeinde, Pastor Alfred Schwarzwälder und Eberhard Nestle sind für die evangelisch-methodistische Kirche im Team, Hans Haischt ist als Vorsitzender des Diakonischen Bezirksausschusses (DBA) mit von der Partie und Manuela Sebastian vertritt als Vorsitzende des gleichnamigen Trägervereins „Die kleine Börse“. Gemeinsam werden sie voraussichtlich später den Leitungskreis des Projektes Vesperkirche bilden. Verantwortlich für das Projekt zeichnen der DBA-Vorsitzende Hans Haischt und Dekan Eberhard Feucht.

Das erste Treffen des Orga-Teams hat bereits im Juli stattgefunden. Seitdem haben seine Mitglieder die Fühler ausgestreckt zu anderen Gemeinden, die bereits eine Vesperkirche veranstaltet haben. Sie haben die Vesperkirchen in Wasseralfingen und Nagold besucht, an einer Fachtagung teilgenommen und sich intensiv mit etlichen der erwähnten Fragen auseinandergesetzt. Die Konzeption steht weitgehend, Struktur und Ziele wurden definiert, die Kostenrechnungen sind abgeschlossen, potenzielle Caterer gefunden. Das Essensangebot soll sich aus gutbürgerlich-schwäbischer Küche und einer vegetarischen Alternative zusammensetzen, nachmittags wird es voraussichtlich noch Kaffee und Kuchen geben.

Die Vesperkirchenzeit wird – wie andernorts ebenfalls üblich – jeweils mit einem Gottesdienst eröffnet und beendet. Darüber hinaus soll es täglich einen spirituellen Impuls sowie „Orte des Zuhörens“ geben, wo Besucher Gesprächspartner und ein offenes Ohr finden. Im Verlauf der zwei Wochen ist zudem ein „kulturelles Highlight“ geplant – etwa ein Konzert oder eine Lesung. Derzeit arbeitet das Team an den geplanten Probeläufen – zunächst beim Herrenberger Weihnachtsmarkt. Am morgigen Freitag von 14 bis 21 Uhr sowie am Samstag von 11 bis 21 Uhr gibt es in der Spitalkirche eine orientalische Linsensuppe mit Fladenbrot. Und natürlich viele Informationen zu dem Projekt.

Auch die Planungen für den „Praxistest“ im März 2020, für den die marktplatznahe Spitalkirche für einen Tag zur Vesperkirche wird, sind weit gediehen. Noch gibt es viel zu tun und viele Fragen sind noch offen. Etwa die, wie groß die Resonanz in der Bevölkerung sein wird und wie viele Gäste der Einladung folgen werden. „Der Bedarf ist da im Kirchenbezirk Herrenberg“, weiß Hans Haischt und betont: „Armut drückt sich nicht nur auf materieller Ebene aus und die Vesperkirche in Herrenberg soll nicht nur ‚Armenspeisung‘ sein, sondern vor allem ein Ort für Begegnungen, geistliche und kulturelle Angebote.“ Und Pfarrer Thilo Dömland fügt hinzu: „Natürlich haben wir dabei auch die Hoffnung, dass die Vesperkirche ausstrahlt in die Gesellschaft und das soziale Miteinander stärkt.“

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Erstellt:
5. Dezember 2019

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