Erstmals kein Schäferlauf seit dem Krieg

Von Christine Strienz

Es ist offiziell bestätigt: Das größte Brauchtums- und Heimatfest im Nordschwarzwald ist als Großveranstaltung im Zuge der Corona-Verordnung abgesagt worden. So bleibt allen nur die Vorfreude auf den Schäferlauf in zwei Jahren, vom 15. bis 18. Juli 2022.

Erstmals kein Schäferlauf seit dem Krieg

Hat Tradition in Wildberg: Der Schäferlauf – 2020 fällt er aber ausGB-Foto (Archiv): gb

Die endgültige Absage des Schäferlaufs 2020 ist für alle Schäferlauffreunde, vor allem aber für das Organisationsteam ein herber Schlag. Bereits seit 13 Monaten laufen die Vorbereitungen für das Wildberger Großereignis. Die Stadt als Ausrichter akzeptiert die Absage des Schäferlaufs natürlich, auch wenn es schwerfällt. Aber bei erwarteten rund 25000 Besuchern bleibt keine andere Wahl.

Eine zeitliche Verlegung ist aus historischen Gründen nicht möglich. Am 7. Juli 1723 hat Herzog Eberhard Ludwig in einem Erlass an seinen Keller Assum – ein Verwalter – in Wildberg (sowie Bad Urach und Heidenheim) die Einrichtung einer sogenannten Nebenlade verfügt. Der Schäferlauf für den Schwarzwald findet in geraden Jahren in Wildberg und für die Schwäbische Alb in ungeraden Jahren in Bad Urach statt – jeweils zu „Jacobi“. Die Hauptlade befindet sich nach wie vor in Markgröningen. Der Schäferlauf dort findet jährlich zu „Bartholomä“ statt, also Ende August. Ob das in 2020 so sein wird, ist noch nicht entschieden.

Für Bürgermeister Ulrich Bünger, den Gemeinderat und das ganze Organisationsteam ist der Schutz der Bevölkerung ein triftiges Argument für die Absage. Jetzt müssen zahlreiche vertragliche Verpflichtungen aufgehoben werden. Gerade die gebuchten Musiker, Künstler, aber auch die Lieferanten und Schausteller werden wirtschaftlich darunter leiden. Das bedauert die Stadtverwaltung sehr. Auch der Festzug mit rund 1500 Mitwirkenden ist betroffen.

Stadtschäfer Karl-Martin Bauer ist traurig über die Absage. Man habe sich schon wie immer auf das Heimatfest gefreut und war schon mitten in den Vorbereitungen. Es sei schade, doch müsse man damit leben, so Bauer, und die Entscheidung sei richtig. Auch Achim Olbrich, Dirigent der Stadtkapelle, findet es schade um ein solches „Highlight“ wie den Schäferlauf. Für Lea Ammertal, Regisseurin des Festspiels „Der Klosterschäfer und des Teufels Puppenspieler“, ist es „unglaublich schmerzlich“, dass der Schäferlauf 2020 ausfällt. In dem Stück stecke bereits viel Arbeit und besonders für neu besetzte Rollen sei es „traurig“. Allerdings wäre es ohnehin mit den Proben knapp geworden. Im Januar und Februar konnten die noch stattfinden, doch nach einem April ohne Zusammenkunft hätte Ammertal die „Reißleine“ ziehen müssen. So hätte man kein schönes Ergebnis bekommen.

„Die Absage schmerzt mich sehr, der Schäferlauf ist für mich das Größte“, sagt Eberhard Fiedler. Aber so gehe es vielen Veranstaltern. „Ich hoffe sehr, für die von den Absagen betroffenen Vertragspartner, dass es auch für sie eine finanzielle Überbrückung gibt.“ Den Künstlern sagt Fiedler als möglicher Besucher zu: „Wenn Veranstaltungen möglich sind, dann bin ich wieder dabei so oft und wo immer es geht.“

2018 hat die Deutsche Unesco-Kommission den Wildberger Schäferlauf in das Bundesdeutsche Verzeichnis als Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Diese Auszeichnung – zusammen mit den anderen Schäferläufen in Markgröningen und Bad Urach - „adelt“ den Wildberger Schäferlauf und bestätigt seine historisch herausragende Bedeutung.