Matthias Feth (vorne) wird dem SV Affstätt verbunden bleiben GB-Foto (Archiv): Schmidt
Einen schöneren Abschluss seiner aktiven Fußballerzeit hätte sich Matthias Feth vom SV Affstätt nicht vorstellen können: Der Württembergische Fußballverband (WFV) ehrte den 34-Jährigen am Ende seiner letzten Saison mit dem Fair-Play-Preis des Monats Mai. Selbst die gegnerischen Spieler zogen für die faire Aktion den Hut vor dem Stürmer.
Nach nur zehn Minuten lag der SV Affstätt im Rückrundenspiel der vergangenen Kreisliga-B-IV-Saison gegen die SF Kayh mit zwei Toren in Rückstand. „Dabei wollten wir unbedingt gewinnen, haben aber den Start komplett verpennt“, erinnert sich Matthias Feth an den 12. Mai. Wenig später stand er im Mittelpunkt des Geschehens. Der Affstätter Stürmer und Co-Trainer lenkte den verunglückten Schuss eines Teamkollegen direkt in die Maschen des gegnerischen Tors zum Anschlusstreffer. Da Feth aber deutlich im Abseits stand, jubelte er erst gar nicht. Doch zu seiner Verblüffung gab der Schiedsrichter das Tor trotzdem. „Die Situation war eindeutig, ich und viele andere waren überrascht, dass der Schiri das nicht gesehen hatte“, so Feth. Statt die Fehlentscheidung aber dankend anzunehmen, ging der 34-Jährige zum Unparteiischen und gab zu, im Abseits gestanden zu haben. „Für mich stand das außer Frage“, sagt Feth. Der Schiedsrichter annullierte daraufhin das Tor. Am Ende gewann Kayh, nachdem Affstätt in der 80. Spielminute zum Anschlusstreffer gekommen war, das Spiel knapp mit 2:1 und konnte so seine Verfolgungsjagd auf den Relegationsplatz fortsetzen.
Der eigentliche Sieger stand aber auf- seiten der Affstätter. Für seine faire Aktion bekam Matthias Feth nach dem Spiel nicht nur die Anerkennung seiner Gegenspieler, die sich mit einem Facebook-Beitrag persönlich bei ihm bedankten. Vom Württembergischen Fußballverband ist er nun außerdem zum Fair-Play-Spieler des Monats Mai gekürt worden. Seine Fairness hat sich in Nachhinein ordentlich gelohnt: Feth hat neben zwei Tickets für ein Heimspiel des VfB Stuttgart auch eine Wochenendfahrt mit einem Smart seiner Wahl geschenkt bekommen. „Ich habe mich sehr über die Ehrung gefreut. Aber ich hätte es auch zugegeben, wenn es den Preis nicht geben würde. Die Fairness stand für mich immer an erster Stelle“, sagt Feth.
Für den Affstätter ist die vergangene Runde aber nicht nur wegen des Fair-Play-Preises so bedeutsam. Der 34-Jährigen, der mit sechs Jahren das Kicken beim VfL Herrenberg begann und in der B-Jugend auf den Rötelesberg wechselte, hat am Ende der Saison nach 15 Jahren als Aktiver für den SV Affstätt seine Amateurlaufbahn beendet. Von einer „Wahnsinnszeit“ spricht Feth, wenn er an seinen „Herzensverein“ denkt. Den perfekten Zeitpunkt zum Aufhören gebe es nach so einem langen Fußballerleben nicht. „Aber ich bin froh, dass ich die Entscheidung selbst treffen konnte, ohne von einer schlimmeren Verletzung dazu gezwungen zu werden.“ Einfach war die letzte Saison nicht. Als Spielertrainer zusammen mit Yannik Egeler musste er acht bis zehn Jugendspieler in die erste Mannschaft integrieren. „Wir wussten, dass es schwierig werden würde“, so Feth, „Viele Spieler, die aus der Jugend rauskommen, verlieren die Lust am Spiel, weil es bei den Aktiven ganz anders zugeht. Das war bei mir nicht anders.“ Nach vielen Rückschlägen hätte ein Sieg gegen Kayh der Mannschaft sehr gut getan, so Feth. Deshalb habe er sich wegen seiner fairen Aktion auch ein paar Sprüche von Teamkollegen anhören müssen. „Aber das war nur im Spaß, die Jungs wollten eben unbedingt gewinnen.“
Letzten Endes seien die neuen Spieler bei der Stange geblieben und hätten sich toll entwickelt. Feth ist glücklich, dass er zum Ende seiner aktiven Zeit ein Stück seiner Erfahrung weitergeben und mit seiner fairen Aktion auch als Vorbild dienen konnte. „Wenn der Kern bleibt, dann kommt der Erfolg wieder. In der Mannschaft steckt Potenzial“, sagt der 34-Jährige mit Blick auf die Zukunft.
Der Routinier verlässt den Rasen mit einem guten Gefühl. Einerseits wurde ihm der Abschluss mit dem Fair-Play-Preis und der Unterstützung von Familie und Freunden im letzten Saisonspiel versüßt. „Dass ich da noch ein letztes Mal gegen Nufringen getroffen habe, war umso toller.“ Andererseits bleibt er dem SV Affstätt auch weiterhin erhalten – als Ausschussmitglied und Zuschauer. „Ich bin jetzt der beste Fan der Mannschaft“, sagt Feth.
Künftig hat der Affstätter, der als Einkäufer bei Daimler arbeitet, mehr Zeit für die Dinge außerhalb des Sportplatzes. Im September heiratet er seine Jugendliebe und fängt im Herbst auch gleich mit dem Hausbau an – übrigens in Kayh. Einen weiten Weg zum Sportplatz wird er in Zukunft also nicht haben. BERKAN CAKIR