Familien-Tour: In der Höhe zählt mentale Stärke

Heute gibt es bei der „Familien-Tour“ zwei Mal vier Tickets für einen Ausflug zur Gültsteiner Kletterhalle Rox zu gewinnen. Wer an der Verlosung teilnehmen will, kann einfach das Teilnahmeformular auf der „Gäubote“-Homepage unter www.gaeubote.de ausfüllen und abschicken. Die Gewinner werden von der Redaktion per E-Mail benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Von Berkan Cakir

Lesedauer: ca. 3min 26sec
Im Rox locken zahlreiche Kletterrouten GB-Foto (Archiv): gb

Im Rox locken zahlreiche Kletterrouten GB-Foto (Archiv): gb

Als Eddi Hirth vor dem kleinen Schaubild steht, das in unterschiedlichen Farben die Kletterschwierigkeit anzeigt, ächzt er kurz. „Also Rot schaffe ich noch“, sagt er. Bei Schwarz – die nächste und letzte Stufe – schüttelt der Betreiber des Rox den Kopf. Wer Schwarz schaffen will, der muss nicht unbedingt Superkräfte haben. Er müsse nur körperlich ziemlich gut drauf sein. Also Kraft haben, Ausdauer, Technik, ein gewisses Talent, und dann müsse er schon auch an die Grenzen des physikalisch Möglichen vorstoßen können. Dann zeigt Hirth, um das mal vor Augen zu führen, auf die schwarzen Griffe an der Boulderwand. Manche sind so klein, dass gerade zwei Fingerkuppen draufpassen, andere sind so abgerundet, dass man sich praktisch nirgends daran festkrallen kann. Dass es Menschen gibt, die mit so viel Körperbeherrschung so einen Parcours meistern können, macht für Hirth die Faszination des Klettersports aus.

Vor drei Jahren hat der leidenschaftliche Kletterer, der früher noch Handballer bei der H2Ku Herrenberg war, deshalb seinem Ingenieurberuf den Rücken gekehrt, sein Hobby zum Beruf gemacht und zusammen mit Andreas Leibinger seinen Klettertempel im Gültsteiner Gewerbegebiet eröffnet. Im Rox können Besucher auf einer Fläche von fast 1000 Quadratmetern ihre Fähigkeiten erproben, sowohl beim Seilklettern als auch beim Bouldern. Während es beim Indoor- und Outdoor-Seilklettern, das nur mit ausreichender Sicherungskenntnis gemacht werden darf, in Höhen bis zu 15 Meter geht, gibt es beim Bouldern zwei jeweils vier Meter hohe Etagen, wo man, wenn man fällt, von einer weichen Matte aufgefangen wird.

Schwarze Griffe meistern
nur die besten Kletterer

Beim Bouldern gibt es auch die schwarzen Griffe, die nur die besten Kletterer meistern. Daneben finden sich aber auch gelbe, grüne, weiße, blaue und rote Griffe, die jeweils eine Schwierigkeitsstufe darstellen, wohingegen beim Seilklettern nicht die Farben, sondern die Zahlen von eins bis zehn das Niveau anzeigen. Langjährigen Kletterern ist das bekannt. Doch der Sport, der seit einigen Jahren einen immer größer werdenden Fankreis hat, zieht auch ins Rox immer neue Gesichter – Erwachsene, Studenten, Schüler und auch kleine Kinder. „Gerade bei Kindern merkt man die Entwicklung der Fähigkeiten am besten“, sagt Hirth.

Mittlerweile ist der Sport so groß, dass es in diesem Jahr zum ersten Mal zur olympischen Disziplin geworden ist – oder geworden wäre. Da die Olympiade in Tokio, die vom 23. Juli bis zum 8. August stattgefunden hätte, aufgrund Corona abgesagt wurde, verpasste das Sportklettern, wie es offiziell genannt wird, damit auch seine olympische Premiere. Vielen Kletterhallen, die ohnehin von einer mehrwöchigen Schließung betroffen waren, gingen damit auch potenziell neue, von den Profikletterern inspirierte Kunden verloren.

Seit Mitte Mai im Outdoor-Bereich und seit Anfang Juni im Indoor-Bereich hat das Rox nun seine Türen mit Auflagen wieder geöffnet. Derzeit seien es im Schnitt 50 Kletterer täglich in der Halle. „Normalerweise sind es immer um die 100“, sagt Hirth. Gekauft werden die Tickets online, wo auch sichtbar ist, wie stark die Halle derzeit belegt ist. Bedenke man, dass es in den Sommermonaten viele Kletterer ins Freie zu steilen Hängen und Felsen treibe, könne man mit den Besucherzahlen bisher ganz zufrieden sein, so Hirth. „Wir hatten erst Angst, dass niemand kommt. Aber wir haben im Juni und Juli mehr Eintritte gehabt als 2019.“

In der Halle gelten die üblichen Hygienevorschriften. Im Kletter- und Boulderbereich gibt es Personenobergrenzen, außerdem befinden sich auf den Matten eingegrenzte Sektoren, die man während des Boulderns nicht verlassen sollte. Gegen das Schwitzen der Hände beim Klettern empfiehlt Eddi Hirth das sogenannte Liquid Chalk. Im Gegensatz zum pulverigen Magnesiumcarbonat hält die flüssige Variante nicht nur die Hände trocken, sondern hat auch eine desinfizierende Wirkung, da es Alkohol enthält.

Zudem gibt es auch wieder diverse Trainingsangebote, die sich sowohl an Gruppen, als auch an individuelle Kletterer richten. Hirth und seine zertifizierten Trainer geben dabei Tipps. Beispielsweise sei bei vielen Anfängern gerade das Klettern in die Höhe ein Kopfproblem. Je höher man komme, umso unsicherer werde man, und umso mehr komme es auf mentale Stärke an. „Da gibt es nur die Flucht nach oben“, sagt Eddi Hirth. Und Klettern, sagt der Herrenberger, ist eben nicht einfach nur Klettern. Kraft und Ausdauer reichen nicht immer aus. Das würden auch die Kraftpakte aus dem Fitnessstudio merken, die zum ersten Mal ins Rox kommen. „Manchmal reichen aber vier oder fünf Grundtechniken, dann wissen die Leute, wie man richtig steht, und gehen ab wie Schmidts Katze“, sagt Eddi Hirth.

Info – Die verschiedenen Öffnungszeiten der Kletterhalle Rox sind auf der Internetseite www.rox-herrenberg.de zu finden.

Die Gewinner werden von der Redaktion per E-Mail benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Erstellt:
8. September 2020

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