Familientour: Im Atomkeller Haigerloch wird geheim geforscht

Von Lena Kroenlein

„Gäubote“-Familientour: Im Atomkellermuseum in Haigergloch ist ein wichtiger Teil der Deutschen Geschichte ausgestellt – für die Gewinner der heutigen Verlosung können nicht nur Leben und Werk berühmter Physiker kennenlernen

Familientour: Im Atomkeller Haigerloch wird geheim geforscht

Im Atomkeller wird ein Stück Wissenschaftsgeschichte lebendigGB-Foto: gb

Die Geschichte des Atomkeller Haigerloch beginnt zunächst in Berlin: Ende 1938/Anfang 1939 entdeckte Otto Hahn dort zusammen mit Fritz Straßmann die Spaltung des Uran-Atomkerns. Doch als ab 1943 die Luftangriffe auf Berlin so stark zunahmen, wurde das Labor kurzerhand nach Haigerloch verlegt. Wer also heute bei der „Gäubote“-Familientour für einen unterirdischen Ausflug sein Glück versuchen will, der geht auf unser Webportal www.gaeubote.de – dort findet sich der Zugang zu der Verlosungsaktion.

Zunächst wurde der Vorschlag unterbreitet, im schmalen Muschelkalktal der Eyach ein Bunkerlabor zu bauen, da man sich hier sicherer fühlte vor Luftangriffen. Zufällig entdeckten die Wissenschaftler auf diese Weise den Bierkeller des Schwanenwirtes in Haigerloch und mieteten diesen für ihre Arbeit an.

Die Gewinner betreten mit dem Atomkeller Haigerloch sozusagen ein lebendiges Stück Geschichte. Seit Anfang 2000 befinden sich hier Original-Geräte aus dem ehemaligen Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, an dem 1938 Otto Hahn zusammen mit Lise Meitner – die, wie Ida Noddack eine wichtige Chemikerin im Team Hahn war- die Kernspaltung entdeckt hat. Es handelt sich dabei um Elektrometer, über deren Entladung die Stärke der Radioaktivität von Präparaten gemessen wurde.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Arbeiten als geheim erklärt und in die Verantwortung des Herreswaffenamtes in Berlin gelegt. Die Leitung übernahm Werner Heisenberg.

Die Nazis verloren ihre Interesse an dem Projekt, nachdem Heisenberg auf einer Sitzung im Herreswaffenamt im Februar 1942 die Frage, ob innerhalb eines dreiviertel Jahres eine kriegsentscheidende Waffe produziert werden könne, mit einem klaren Nein beantwortete.

Situation bleibt biszum schluss angespannt

Vielleicht hatte er dadurch Schlimmeres verhindert, die Situation jedoch blieb bis zum Schluss angespannt: Kurz nach dem letzten Versuch wurde Haigerloch innerhalb der französischen Besatzungszone von einer amerikanischen Spezialeinheit, der ALSOS-Mission, besetzt. Das von den deutschen Wissenschaftlern zuvor noch versteckte Uranmetall und das Schwere Wasser wurden von den Amerikanern aufgefunden und ausgegraben. Sie demontierten die Einrichtungen und transportierten das gesamte Material in die USA. Die amerikanischen Truppen hatten den Befehl, den Forschungskeller zu sprengen. Der damalige Stadtpfarrer konnte dies glücklicherweise verhindern, indem er dem Oberst die verheerende Wirkung der geplanten Sprengung erläuterte. Daraufhin beschränkten sich die Amerikaner mit kleineren Sprengungen im Keller.

Die Wissenschaftler selbst hatten weniger Glück: Sie wurden von den Alliierten nach England in das Landhaus Farmhall bei Cambridge gebracht und dort bis Januar 1946 gefangen gehalten. Wirklich freuen über ihre Entlassung nach Deutschland konnten sie sich allerdings nicht: Die Nachricht, dass die Amerikaner zwei Atombomben auf Japan abgeworfen haben, hatte sie zu sehr betroffen gemacht.

Anlässlich des 100. Geburtstages von Professor Werner Heisenberg wurde eine Ausstellung über Leben und Wirken des berühmten Physikers zusammengestellt, sie ist als Dauerausstellung in der Ölmühle, direkt neben dem Atomkellermuseum, zu sehent.

Die Gewinner der heutigen Aktion werden von der „Gäubote“- Redaktion benachrichtigt. Die Teilnahme erfolgt unter Ausschluss des Rechtswegs.

Das Atomkellermuseum befindet sich in der Pfluggasse 5 in Haigerloch im Zoller-Alb-Kreis. Es hat aktuell montags bis samstags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet sowie sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr.