Filigrane Figuren und großformatige Porträts

Von Jutta Krause

Beeindruckend, was in einem Schuljahr alles entstehen kann! 25 Schüler der Jahrgangsstufe 1, Neigungskurs BK der beiden Herrenberger Gymnasien zeigten am Donnerstagabend ihre Arbeiten in den Räumen der Volkshochschule. Unter der Anleitung ihres Kunstlehrers Volker Maurer entstanden eine Reihe ausdrucksstarker Werke, die von hoher Motivation gepaart mit Können und Kreativität zeugen.

Filigrane Figuren und großformatige Porträts

Vernissage der Kunstschüler in der VolkshochschuleGB-Foto: Holom

Der mit 25 Schülern ungewöhnlich große Kurs setzt sich zusammen aus Schülern des Schickhardt-Gymnasiums und des Andreae-Gymnasiums, die im Rahmen einer Kooperation gemeinsam den vierstündigen Neigungskurs belegen – offenbar eine ebenso spannende wie fruchtbare Erfahrung für alle Beteiligten. Gemeinsam befassten sie sich intensiv mit Kohlezeichnungen und dreidimensionalen Arbeiten. Die Ergebnisse präsentierten sie den Vernissage-Besuchern bei einem kurzen Rundgang mit wenigen einführenden Worten. Mehr war auch nicht nötig, da die Arbeiten sehr gut für sich selbst sprechen können. Etwa die großformatigen Kohleporträts in den Fluren der VHS.

Intensive Auseinandersetzungmit der Individualität

Unter dem Motto „(Selbst)Porträt im Dunkeln“ belegen sie die intensive Auseinandersetzung des Kurses mit dem Herausarbeiten von individuellen Charakteristika sowie Hell-Dunkel-Kontrasten und Lichteffekten. Als Vorbild und Inspirationsquelle diente ihnen dabei der niederländischen Maler Rembrandt van Rijn, der in seinen Porträts meisterhaft mit Licht und Schatten arbeitete. Für seine Selbstporträts stellte der große Meister sich vor einem Spiegel; auch die Schüler hatten die Aufgabe, ihr Spiegelbild abzuzeichnen. Um das Ganze noch spannender zu gestalten, sollte ein Gegenstand aus Papier, den die Schüler zuvor selbst hergestellt hatten, in das Porträt integriert werden. Fast ein halbes Jahr haben die Schüler an den Kohleporträts gearbeitet. „Es braucht schon Mut, so in die Dunkelheit reinzuarbeiten, aber das haben alle toll gemacht!“ lobte Kunstlehrer Volker Maurer seine Schüler. „Bei den Porträts gab es keinen Zwang zur absoluten Ähnlichkeit. Wichtig war das Zusammenspiel mit der Plastik aus geformtem Papier, weil das noch eine neue Richtung eröffnet, wo jeder etwas ganz Eigenes einbringen kann.“ Eine Schülerin hatte einen Frosch gefaltet, der nun im Porträt auf ihrer Hand sitzt, andere entschieden sich für Blumenkränze oder Schmetterlinge. In einer Zeichnung verwandeln sich gefaltete Papiervögel in „echte“ Vögel, die davonfliegen.

Kunstvoll und edel wirken die filigranen Skulpturen aus Seife, die in drei Vitrinen ausgestellt sind. „Hier waren wir ganz frei in der Gestaltung, es war kein Thema vorgegeben“, erklärte SGH-Schülerin Muriel Basista und schilderte die Tücken des Materials, das gern an besonders kritischen Stellen bricht. „Manchmal haben wir auch zu viel abgeschnitten. Das ist schlecht, weil man es nur schwer wieder dranmachen kann“. Anmutige Figuren, Torsi und Reliefs, Engel und Denker, Fingerstudien und Blumen zeugen davon, dass es trotzdem oft geklappt hat. Bunte und vielseitige Ausschnitte aus den Skizzenheften, zusammengestellt unter dem Thema „Diversity – Variety - Individuality“ waren auf der Bühne im Freien zu bewundern.

Die neuesten Arbeiten des Neigungskurses sind in der Hofscheuer ausgestellt: Detailreich und ausdrucksstark steht jeder der lebensgroßen Tonköpfe auf einem Sockel. Ausdrucksstark und sehr individuell, mit klar herausgearbeiteten Gesichtszügen samt Falten, Augenbrauen und Haaren. Auch hier lautete die Aufgabe, Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Einer der Charakterköpfe trägt eine Kapitänsmütze, ein anderer hat einen eindrucksvollen Schnauzbart und eine Zigarette im Mundwinkel. Wieder ein anderer beißt gerade in eine Zitrone und verzieht das Gesicht. Eine traurige Dame trägt einen schwarzen Schleier, eine andere hat eine Gabel im Haar. Auch Ohrringe, Piercings oder Federn schmücken manche Köpfe. Aufgabe hier war es, Emotion durch Mimik zu transportieren. Doch schon das Innenleben der Charakterköpfe stellte die Schüler vor Herausforderungen. Auf einem vorgefertigten Holzgestell wurde die Grundform mit Zeitungspapier modelliert, darum kam eine Schicht Plastik und darauf die erste, dicke Tonschicht, aus der dann Mund, Nase, Ohren und so weiter aufgebaut wurden. Um am Ende die Zeitung wieder entfernen zu können, mussten die Köpfe schließlich noch vorsichtig aufgeschnitten und wieder zusammengefügt werden. Im Gebälk der raumteilenden Zwischenwand sind die Vorarbeiten aus Modellierwachs zu bewundern. Diese Köpfe sind viel kleiner, doch in vielen Fällen nicht minder detailreich und fantasievoll ausgearbeitet. Unter dem Motto „Badespaß“ sind jeweils zwei Köpfe zusammen auf einem Tableau, umgeben, von Wasser, Wellen und bisweilen auch mit Krakenarmen und Haifischflossen ergänzt. „Die Vorarbeit und Erfahrung mit verschiedenen Materialien hat sich ausgezahlt“, betont Volker Maurer.

Die Ausstellung der Schülerarbeiten in der Hofscheuer und den Fluren der Volkshochschule Herrenberg ist noch bis Ende August jeweils zu den Öffnungszeiten zu sehen.