Wolfgang Heubach: „Ich bin froh und dankbar, dass mein Leben so gelaufen ist, beruflich und gesundheitlich“ GB-Foto: Bäuerle
Bei der CDU war Wolfgang Heubach ein Mann – oder besser gesagt: ein Junge – der ersten Stunde: Als 16-Jähriger gründete er 1956 den Kreisverband der Jungen Union mit, obwohl man damals erst mit 21 Jahren CDU-Mitglied werden konnte. Der Rohrauer, der am heutigen Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiert, zählte sechs Jahre später in Ehningen auch zu den Gründungsmitgliedern des damaligen CDU-Gebietsverbands. Das christliche Menschenbild und die Person Konrad Adenauer bewogen ihn damals, sich für die Christdemokratische Union zu begeistern. Von 2002 bis 2014 amtierte er als Vorsitzender des CDU-Kreisverbands – und war 2014 mit 74 Jahren der älteste CDU-Kreisvorsitzende in Deutschland.
Als dogmatischer „Parteisoldat“ hat sich Heubach aber nie definiert. Stattdessen erlaubte er sich als „Freigeist“ und „Mann der Basis“, auch Meinungen zu vertreten, die nicht immer der Parteilinie entsprachen – etwa in der Umwelt- und Sozialpolitik. So verfocht Wolfgang Heubach beispielsweise die These, dass die CDU der Umweltpolitik nicht genügend Beachtung geschenkt habe. „Schon als die Grünen gegründet wurden, habe ich die in meiner Partei vertretene Meinung, dass es sich bei der Umweltbewegung um eine Zeiterscheinung handelt, nicht geteilt“, sagt Wolfgang Heubach, den eigenen Angaben zufolge drei Menschen besonders geprägt haben: der Arzt, Philosoph und Theologe Albert Schweitzer, der Ordensgründer Franz von Assisi und der erste Friedensnobelpreisträger Henry Dunant, der als „Vater“ der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung gilt.
Als 19-Jähriger übte Heubach Kritik an Konrad Adenauer und würde deshalb von Parteifreunden gemaßregelt. Seine freigeistige Linie behielt er stets bei; so befand Wolfgang Heubach beispielsweise den Ausstieg aus der Atomenergie für „überstürzt“. Die Menschen mitzunehmen, zu motivieren, zu überzeugen und teilhaben zu lassen – das waren und sind für ihn elementare Grundsätze für die Politik. „Eine eigene Meinung konnte ich mir leisten“, erzählt Wolfgang Heubach, „weil ich einen beschränkten Radius und nie ein Mandat hatte“ – außer einer Episode als Gärtringer Gemeinderat und Mitglied des Böblinger Kreistags. Auch persönliche Berührungsängste kannte er nicht: „Viele meiner guten und besten Freunde sind Sozialdemokraten und Grüne“, sagt er und erkennt an, dass der jetzige Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann „ein guter Landesvater“ sei. Gleichwohl blieb die CDU stets seine politische Heimat, weil er sich mit der generellen Richtung dieser Partei identifizieren konnte.
Seine persönliche Heimat liegt in Salzwedel im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt. Sein Vater wuchs in Ehningen auf, wurde dann aber als Angehöriger der Luftwaffe in der Altmark (im Norden von Sachsen-Anhalt) stationiert. Wolfgang Heubach hat das Ende des Zweiten Weltkriegs als kleiner Junge miterlebt. Ende 1947 kam er nach Ehningen und besuchte die dortige Volkshochschule, ohne zunächst richtig lesen und schreiben zu können. „Mein Lehrer hat damals gesagt: ‚Du kannsch gleich in den Steinbruch gehen’.“
Diesem Rat ist Wolfgang Heubach nicht gefolgt. „Weil ich nicht lesen und schreiben konnte, bin ich Journalist geworden“, schmunzelt er über seinen Werdegang, der ihn nach einer Schriftsetzer-Ausbildung und einem Volontariat als Redakteur zum „Böblinger Boten“ führte. Seine journalistische Neugier bewog ihn dazu, andere Menschen und andere Kulturen kennlernen zu wollen.
Seine journalistischen Kenntnisse kommen in der Gegenwart dem DRK zugute, für das sich Heubach als Pressesprecher des Kreisverbands engagiert. Eine seiner größten Sorgen bezieht sich auf den Prozess der Digitalisierung: „Die Digitalisierung stellt die Welt auf den Kopf. Ich frage mich, ob man diesen Wandel hinbekommt.“ Auch zum Flüchtlingsproblem in Europa beschleicht ihn kein gutes Gefühl: „Man lässt Griechenland alleine, das wird nicht gutgehen.“ Um einen kleinen Beitrag zum Frieden in Europa zu leisten, engagiert sich Wolfgang Heubach auch beim Deutsch-Russischen Forum und verfolgt das Ziel, ähnlich wie beim Deutsch-Französischen Jugendwerk die junge Generation beider Staaten zusammenzuführen.
In seiner Freizeit reist Wolfgang Heubach gerne, zum Beispiel mit dem ICE nach Berlin und Brandenburg, wo es ihn immer wieder hinzieht. In früheren Jahren und Jahrzehnten gehörten auch Spaziergänge mit Hunden zu den Freizeitbeschäftigungen von Wolfgang Heubach: Er und seine Frau hielten stattliche Tiere der Rasse Leonberger. „Mittlerweile haben wir keine Hunde mehr. So große Tiere zu halten, wäre in meinem Alter unverantwortlich“, sagt Heubach, der seit über 50 Jahren in Rohrau wohnt, wo ein erschlossener Quadratmeter Bauland damals noch 7,50 Mark kostete. Seine Frau Katharina und er haben drei Kinder großgezogen und dürfen sich nun über sechs Enkel freuen.
Auch wenn manches im fortgeschrittenen Alter nicht mehr möglich ist, so blickt Wolfgang Heubach „auf der Zielgeraden meines Lebens“, wie er es formuliert, doch voller Dankbarkeit auf ein bewegtes und erfülltes Leben zurück. „Ich bin froh und dankbar, dass mein Leben so gelaufen ist, beruflich und gesundheitlich. Und alles hat seine Zeit“, zitiert er einen Vers des biblischen Predigers Salomo. Und zeit seines Lebens war ihm auch ein Satz wichtig, der von Papst Johannes XXIII. stammt: „Nimm dich nicht so wichtig“. KONRAD BUCK