Funken erobern Platz am Nachthimmel

Hunderte Besucher kommen und staunen, wenn die Bondorfer Naturfreunde zur Wintersonnwendfeier einladen. Es ist für Groß und Klein stets ein Erlebnis zu sehen, wie das Feuer am Holzstapel entfacht wird, Raum einnimmt und lichterloh zu brennen beginnt.

Von Petra Gieseler

Lesedauer: ca. 2min 51sec
Funkenfeuer in Bondorf: Ein faszinierendes Schauspiel GB-Foto: Schmidt

Funkenfeuer in Bondorf: Ein faszinierendes Schauspiel GB-Foto: Schmidt

Die Waldlichtung über dem „Pfaffenholz“, so der Name des Gebietes am ehemaligen Trimm-dich-Pfad, gibt den Blick auf den Himmel frei. Dort stehen sich die Mondsichel und Venus gegenüber und scheinen das letzte Licht der Dämmerung festhalten zu wollen. Die Silhouette winterkahler Bäume hebt sich noch deutlich vom Himmelszelt ab. Kinder erkunden im Schein ihrer Taschenlampen die Umgebung rund um den Platz, auf dem bald ein großes Feuer das Winterhalbjahr verabschieden und das Sommerhalbjahr begrüßen wird.

Vor mehr als sieben Jahren haben die Naturfreunde Bondorf den Brauch, ein Sonnwendfeuer abzubrennen, aufleben lassen. Über zahlreiche Besucher können sie sich in jedem Jahr freuen. Da sind Familien mit Kinderwagen unterwegs, die größeren Kinder an der Hand der Eltern. Der Abendspaziergang mit dem Hund führt an diesem Abend in das Waldstück am Kochhartgraben. Mit Rädern wird ein Ausflug ins Dunkel gewagt, ein kleiner Teil der Besucher hat Gründe, mit dem Auto zur Grillstelle zu fahren. Alle erwartet eine zweckmäßig eingerichtete, jedoch warme Hütte, Würstchen mit Brot, Glühwein und Kinderpunsch. Auch Reinhold Bergmann (64) aus Bondorf ist einer der Besucher. „Ich komme jedes Jahr her, heute mit meinem elfjährigen Enkel. Wir machen uns einen Männerabend. Mir gefällt die Atmosphäre hier sehr gut“, gesteht er.

Zu dieser Atmosphäre trägt zweifelsohne die Erwartung auf das große, immer wieder faszinierende Schauspiel des brennenden Holzstapels bei. Auf 3,50 Meter haben Werner Eitelbuß und weitere Mitglieder der Naturfreunde heuer den Holzstapel aufgebaut – die letzten „Höhenmeter“ vom Transporter aus, mit dem sie das Holz zur Feuerstelle gebracht haben. Mittlerweile haben sich alle Besucher mit warmen Getränken versorgt und sich im Kreis um den Stapel herum aufgestellt. Wie in jedem Jahr dürfen die Kinder unter Aufsicht des Naturfreundeteams mit Fackeln das Feuer entfachen. Schon bald ist ein erstes Knistern zu hören, Rauch steigt in die Höhe, und dann ergreifen die Flammen Besitz von dem Turm aus Holz.

Stapel fällt nach 20 Minuten
in sich zusammen

Mittlerweile ist die Nacht hereingebrochen. Die Funken stieben und erobern sich ihrem Platz am nächtlichen Himmel. Ein mächtiges Feuer lodert. Es wärmt die Menschen, die staunend und ein wenig ehrfürchtig dieses Ereignis miterleben. Mit einem sonoren, dumpfen „Womms“ fällt der Stapel nach etwa 20 Minuten in sich zusammen und brennt nun auf der Erde weiter. Strahlend hell wird es auf dem Platz vor der Hütte. Weit darüber hinaus ist der Feuerschein zu sehen. Das „Alte“ ist nun vollendet, etwas Neues kann entstehen.

Werner Eitelbuß hat alles im Griff. Nach dem Anzünden des Holzstapels müssen die Kinder den Sicherheitsabstand wieder einhalten und sich in die Obhut ihrer Eltern begeben. Er weist darauf hin, dass der Kreis, den die Menschen um die Feuerstelle gebildet haben, erweitert werden muss. Man folgt dem erfahrenen Mann und seinen Anweisungen. „So wie jetzt brennt das Feuer noch etwa eine Stunde. Danach wird es schwächer. Wir bleiben hier, bis die Glut weitestgehend erloschen ist. Die Erde ist feucht, die Feuerstelle durch Steine begrenzt. Es kann dann nichts mehr passieren“, erklärt Eitelbuß.

Die Ehrfurcht weicht, die Leichtigkeit hält Einzug. Die Erwachsenen heizen von innen mit „Heißer Liebe“ oder „Alpenglühen“, zwei alkoholischen Köstlichkeiten, weiter ein. Die Kinder freuen sich über ihren Punsch. „Zwischen 18 und 20 Liter Glühwein werden an der Sonnwendfeier getrunken. Das ’Alpenglühen’, heißer Kirschsaft mit Rum, Sahnehaube und Zimt, bieten wir dieses Jahr zum ersten Mal an“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Cornelia Eitelbuß, und ist sofort wieder, ganz Gastgeberin, für das Wohl der Besucher da.

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Erstellt:
30. Dezember 2019

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