„Gäubote“-Familien-Tour: Faszinierende Ausstellung über den technischen Wandel

„Gäubote“-Familien-Tour: Im Mannheimer „Technoseum“ lässt sich eine Zeitreise unternehmen – und eine Fahrt mit der Dampflok „Eschenau“. Das Dampfross präsentiert sich nach jahrelanger Frischzellenkur wieder im ursprünglichen Gewand.

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Die Dampflok „Eschenau“, eine T3-Lokomotive, wurde zwei Jahre lang von Restauratoren aufwendig repariert, saniert und der ursprüngliche Farbton des originalen Anstrichs rekonstruiert. GB-Foto: Technoseum Mannheim

Die Dampflok „Eschenau“, eine T3-Lokomotive, wurde zwei Jahre lang von Restauratoren aufwendig repariert, saniert und der ursprüngliche Farbton des originalen Anstrichs rekonstruiert. GB-Foto: Technoseum Mannheim

Das „Technoseum“ in Mannheim wurde im Jahr 1990 eröffnet und zählt zu den größten Technikmuseen in Deutschland. Das Haus zeigt auf sechs Ebenen und rund 10 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche den technischen und sozialen Wandel vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Ein Dampfross, das mehrmals täglich aus dem Museum hinaus- und wieder hineinfährt ist eines der Kennzeichen des Mannheimer „Technoseums“. Die württembergische T3-Lokomotive „Eschenau“ aus dem Jahr 1896 stellt einen der Höhepunkte für große und kleine Besucherinnen und Besucher dar. Seit Mitte Januar fährt die Lok wieder im regelmäßigen Vorführbetrieb – mit einem neuen Kessel und einem anderen, historisch korrekten Erscheinungsbild. Die Standzeit der „Eschenau“ nutzte das Restaurierungs-Team des „Technoseums“, um die originale Lackierung sowie die historische Beschilderung zu rekonstruieren. Nun ist eine Fahrt mit diesem Museums-Zug also noch ein ganzes Stück authentischer.

Seit der Eröffnung des „Technoseums“ vor 35 Jahren war die Lok nahezu täglich auf der 300 Meter langen Gleisstrecke zwischen Museum und Park unterwegs. Für den Einsatz im Museum wurde sie damals eigens wieder instandgesetzt und auf Speicherdampf umgerüstet. Für den nötigen Druck im Kessel sorgt ein Dampferzeuger im Keller des Museums, der auch die historische Dampfmaschine mit Dampf versorgt. „Nach über 30 Jahren im Dauereinsatz war der Kessel der Lokomotive verschlissen. Wir haben uns dann recht bald dazu entschieden, den Kessel komplett auszutauschen, anstatt ihn nur zu flicken. Dies ist zwar aufwendiger, aber auch nachhaltiger, und stellt den Betrieb der Lok für die kommenden Jahrzehnte sicher“, erzählt Günther Theis, der als Restaurator für Schienenfahrzeuge am „Technoseum“ die Arbeiten federführend betreute. Dafür musste die Lok bis auf das Fahrgestell auseinandergebaut werden. Die Zeit bis zum Einbau des neuen Kessels ließ sich allerdings bestens nutzen. Seit einiger Zeit war am Museum bekannt, dass die grasgrüne Farbe der Lok nicht mehr den neuesten Erkenntnissen entsprach und das historische Erscheinungsbild der Lok ein anderes war. Deshalb arbeitete das Restaurierungsteam in den vergangenen zwei Jahren nicht nur das Fahrwerk auf und stellte die bisher fehlende ursprüngliche Beschilderung sowie Details wie etwa den Wasserstandsanzeiger, Schmiergefäße und die Signaleinrichtung wieder her, sondern es rekonstruierte auch den Farbton des originalen Anstrichs aus der Zeit um das Jahr 1900. Für diese Arbeiten wälzte Günther Theis Fachbücher, konsultierte historische Fotos in Archiven und untersuchte die Substanz der „Eschenau“. Fündig wurde Theis am Führerstand, wo der Restaurator die unterste von zehn Lackschichten freilegen und auf dieser Grundlage den Farbton anmischen lassen konnte, in dem die Lok in ihren Anfangsjahren lackiert war. Den hat sie jetzt wieder: mit einem Führerstand und Kessel in Graugrün sowie Rauchkammer, Schornstein und Dach in Schwarz. Auch der rote Farbton des Fahrwerks wurde nach einem Modell im Deutschen Museum in München extra nachgemischt und neu lackiert. All diese Arbeiten waren nur möglich dank der Unterstützung diverser Firmen und des Einsatzes zahlreicher Ehrenamtlicher. Von der württembergischen T3-Lokomotive wurden zwischen 1891 und 1913 insgesamt 110 Exemplare gebaut. Vier existieren bis heute, davon ist das im „Technoseum“ das älteste. Zu Beginn ihrer Dienstzeit war die Lok für die württembergische Staatsbahnen bei Heilbronn im Einsatz, anfangs auf Nebenstrecken sowie später häufig auch als Rangierlok. Zwischen 1926 und 1945 rollte die T3 als Lokomotive Nummer 2 der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft für die Teuringertalbahn in Friedrichshafen. Dann erwarb der Hersteller, die Maschinenfabrik Esslingen, die Eisenbahn. Auf dem Betriebsgelände dampfte die „Eschenau“ noch bis 1962 als Werkslokomotive, anschließend erinnerte das Dampfross am Bahnhof Esslingen als Denkmal an die Lokomotivbautradition der Stadt.

Fahrzeug kam in den 1980er Jahren als Museum entstand

In den 1980er Jahren kam die Lok nach Mannheim, wo sich das „Technoseum“ im Aufbau befand: „Damals ging es vor allem darum, die Lokomotive bis zur Eröffnung des Museums wieder betriebsfähig zu machen. Die Restaurierungsarbeiten der vergangenen zwei Jahre boten deshalb für uns auch die einmalige Chance, die Betriebssicherheit der ’Eschenau’ mit historischer Authentizität zusammenzubringen“, sagt Sammlungsleiter Dr. Alexander Sigelen. Die Abfahrt der „Eschenau“ ist täglich um 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr vom historischen Bahnhof auf Ebene E aus.

Heute verlost der „Gäubote“ Karten für das Technoseum in Mannheim. Was muss man dafür tun? Auf der „Gäubote“-Homepage unter www.gaeubote.de die Verlosung aufsuchen und das Teilnahme-Formular vollständig ausgefüllt losschicken. Die Gewinner werden von der „Gäubote“-Redaktion per E-Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. -gb-

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Erstellt:
11. August 2025

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