Gemeinsam die aktuelle Situation durchstehen

Von Florian Lieb

Das bisherige Kalenderjahr ist wahrlich kein berauschendes für das Herrenberger Gewerbe: mit dem Corona-Lockdown, Dauerbaustellen und Urteil am Bundesverwaltungsgericht Leipzig zu den verkaufsoffenen Sonntagen. Positiv konnte der Gewerbeverein bei seiner Jahreshauptversammlung vermelden, dass er 2019 einen betrieblichen Gewinn erzielte. Zugleich gab es einen personellen Wechsel im Vorstand.

Gemeinsam die aktuelle Situation durchstehen

Neue Rollen im Vorstand des Gewerbevereins Herrenberg: Elmar Schöllkopf (1.v.r.) wechselt in den Ausschuss, Heike Schechinger (3.v.r.) bleibt im Vorstand, übergibt die Schriftführung aber an Annika Gack (1.v.l.). Der übrige Vorstand um Martin Breitner, Markus Wudi, Bern Gehrung, Karin Nickless-Rossow, Dirk Graf und Moritz Kleiner (vorne) wurde wiedergewählt GB-Foto: fal

„Die letzten Wochen sind an keinem unserer Mitglieder spurlos vorbeigegangen“, sagte Vorstandsmitglied Dirk Graf in seinem Eröffnungsbericht. Von einem Tag auf den anderen „verschwanden alle Gewissheiten“. Ziel sei es für Handel und Gewerbe nun, möglichst schnell ins normale Leben zurückzufinden. Diese werden gebraucht, so Graf, „jetzt sind wir vielleicht wichtiger als vorher“. Die Formulierung, man sei gestärkt aus der Krise herausgegangen, wollte ihm angesichts der Covid-19-Toten nicht ganz gefallen, gelernt habe man aber sicher viel. Zum Beispiel über den Zusammenhalt der Generationen oder die Bedeutung von Bewegung an der Luft.

„Das müssen wir jetzt gemeinsam durchstehen“, sagte der bei der Versammlung im „Mauerwerk“ am Donnerstagabend ebenfalls anwesende Erste Bürgermeister Stefan Metzing zur Corona-Krise. Und könnte zugleich auch genauso über die verzwickte Baustellensituation und die neue Satzung für die verkaufsoffenen Sonntage nach dem Urteil in Leipzig (der „Gäubote“ berichtete) gesprochen haben.

Nach zwei Wochen Luft spüren gefühlt in den zweiten Lockdown

Was Letztere angeht, beneidete Dirk Graf den Finanzbürgermeister um das Erstellen der neuen Satzung und die verbundene Prognose der Besucherzahlen nicht. „Wahrlich keine leichte Aufgabe“ sei dies, so Graf. Metzing selbst knabberte noch am Leipziger Urteil, gerade da verkaufsoffene Sonntage eine Chance seien, „stationären Handel mit einem Erlebnis zu verbinden“.

Ein Dorn im Auge ist und bleibt aber die Baustelle in der Hindenburgstraße. Diese habe die Verhältnisse in der Kernstadt nicht verbessert, eher wieder verschlechtert, sagte Dirk Graf. Nach den Corona-Lockerungen hätte der Einzelhandel „zwei Wochen Luft“ verspürt und sei dann durch die Baustelle gefühlt in den zweiten Lockdown gerutscht, formulierte es Repräsentant Bernd Gehrung. Der Vorstand machte sich Gedanken, die unter anderem Plakate am Ortseingang vorsahen, die auf die Erreichbarkeit der Geschäfte hinwiesen. Die Plakate waren vor einer Woche an den sechs Ortseingängen aufgestellt worden.

Die Kritik an den Baustellen konnte Stefan Metzing nachvollziehen, aber diese wären ohnehin in der Horber Straße und Hindenburgstraße gekommen, so der Finanzbürgermeister. Die Gelder im Zuge der „Modellstadt“ seien eine „einmalige Chance“ gewesen, es direkt im Verbund bis Jahresende umzusetzen. Positiv sei: Hinsichtlich des Seeländer-Areals „gehen wir davon aus, dass im Oktober Eröffnung ist“, sagte Stefan Metzing.

Der Gewerbeverein blickte aber nicht nur einige Wochen zurück, sondern auch auf das vergangene Jahr, das neben einem Familientag auch die Sommerfarben, eine Herbstschau-Party sowie das Erntefest umfasste. Auf vieles davon wird 2020 verzichtet, sowohl der Familientag als auch die Sommerfarben fielen der Pandemie zum Opfer, genauso war der Handwerkermarkt deswegen abgesagt worden. Zumindest das Erntefest soll stattfinden, am Samstag, 12. September – Stand jetzt.

Einen leichten Rückgang verzeichnete der Verein bei seiner Mitgliederzahl, die derzeit 131 Mitglieder umfasst – zwei weniger als im Vorjahr und elf weniger als 2018. Auch die Einnahmen fielen 2019 geringer aus als in den Jahren zuvor, sie betrugen. 100531,79 Euro, weniger als die Hälfte als die 230957,94 Euro aus 2018. Allerdings fand im Vorjahr auch keine Herbstschau statt. Dennoch verzeichnete der Gewerbeverein in 2019 einen betrieblichen Gewinn von 11388,02 Euro, nachdem in den zwei Jahren zuvor leichte Verluste eingefahren wurden. Ein erhöhtes Budget von 20000 Euro seitens der Stadt (2018 lag es rund 25 Prozent niedriger) trug seinen Teil bei. „Der Gewerbeverein“, resümierte Kassier Markus Wudi folglich, „steht gut da.“

Stefan Metzing übernahm dann die Entlastung und Neuwahl des Vorstands. Es gab kleinere personelle Veränderungen: So wechselt „Gäubote“-Verleger Elmar Schöllkopf nach 15 Jahren im Vorstand in den Ausschuss. Heike Schechinger vom Autohaus Schechinger gab wiederum die Funktion der Schriftführerin ab, verbleibt aber im Vorstand. Als neue Schriftführerin stellte sich Annika Gack zur Wahl. Die 25-jährige Tochter des ehemaligen GV-Vorstands Achim Gack ist seit drei Jahren im Familienbetrieb Wohnidylle Gack tätig und wurde einstimmig in ihr Amt gewählt.

Ebenfalls einstimmig fiel die Wiederwahl des übrigen Vorstands um Karin Nickless-Rossow (Modehaus Zinser), Martin Breitner (Schuhhaus Breitner), Moritz Kleiner (Haushaltswaren Renschler), Dirk Graf (Graf Wohnbau), Markus Wudi (Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg) und Bernd Gehrung (Regio TV) aus. Auch der Ausschuss wurde in seiner Konstellation von den Mitgliedern bestätigt.