HBF zieht einen Schlussstrich unter die Saison

Die Saison in der Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) ist beendet. Das teilte der Ligaverband am gestrigen Mittwochnachmittag mit. Aus der ersten und zweiten Liga wird es keine Absteiger geben. Über mögliche Aufsteiger wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Von Robert Stadthagen

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Für Trainer Mike Leibssle (Mitte) und sein Team ist die Runde beendet GB-Foto: Drofitsch/Eibner

Für Trainer Mike Leibssle (Mitte) und sein Team ist die Runde beendet GB-Foto: Drofitsch/Eibner

Diese Nachricht war gestern Nachmittag ein Paukenschlag. Nachdem der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Krise zunächst bis zum 19. April ausgesetzt war, hat die HBF am Mittwoch die Saison der Ersten und Zweiten Bundesliga der Frauen abgebrochen. „Die Vorschriften der Behörden verschärfen sich täglich: bis mindestens Ende April ist kein regulärer Trainingsbetrieb für die HBF-Clubs möglich. Auch für die Zeit danach gibt es noch keinerlei Gewissheit. Immer mehr Quarantäne-Fälle erreichen nun auch den Handball“, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes. Für die HBF stehe die Gesundheit der Bevölkerung, der Spielerinnen sowie aller darüber hinaus am Spielbetrieb beteiligten Personen im Vordergrund. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und politischen Entscheidungen in Bezug auf das Corona-Virus und in Verantwortung gegenüber seinen Mitgliedsvereinen sehe der HBF-Vorstand sich gezwungen, die aktuelle Bundesliga-Saison 2019/20 abzubrechen.

Gleichzeitig hat der Vorstand beschlossen, dass es für die laufende Saison keine sportlichen Absteiger aus der Ersten und Zweiten Bundesliga gibt. Über mögliche Aufsteiger sowie die Vergabe der internationalen Startplätze wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Weiter heißt es in der Mitteilung der HBF: „Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit würden die HBF-Clubs aufgrund der damit verbundenen Einnahmeverluste im Bereich Ticketing und Sponsoring in unzumutbarer Weise belasten. Schon jetzt stehen die 14 Erst- und 16 Zweitligisten im Hinblick auf die kommende Saison vor enormen, nie dagewesenen wirtschaftlichen Herausforderungen.“

Acht Spieltage wären in der Zweiten Bundesliga noch zu spielen gewesen, viermal wäre der Tabellen-Zehnte SG H2Ku Herrenberg zu Hause angetreten. Die Ausfälle reißen bei allen Vereinen ein Loch in die Kasse. „Klar ist, dass Einnahmen wegfallen“, sagt Katja Rhotert, die Geschäftsführerin der H2Ku-Handball GmbH. Die genaue Ausfallsumme für ein Heimspiel möchte Rhotert nicht nennen. Das ist nicht die einzige Lücke, die am Saisonende im Etat klaffen könnte. Eine entscheidende Frage ist nun auch, wie sich die Sponsoren verhalten werden. „Wir haben gültige Sponsoren-Verträge und können jetzt nicht die komplette Leistung erfüllen“, sagt Ingo Janoch, Abteilungsleiter Frauen bei der SG H2Ku Herrenberg. „Wir haben die Hoffnung, dass sich die Sponsoren solidarisch zeigen.“ Darauf ist die SG sowohl in Bezug auf diese Saison als auch mit Blick auf die Zukunft angewiesen. Aber bei der SG H2Ku Herrenberg weiß man natürlich, dass die Corona-Krise auch bei vielen Geldgebern voll ins Kontor schlägt. „Wenn es den Sponsoren nicht gut geht, werden auch sie ihre Kostenstruktur natürlich überdenken“, sagt Rhotert. Ingo Janoch hofft, dass der Wirtschaftskreislauf nicht zu lange unterbrochen wird. „Ansonsten sehe ich auf den gesamten semiprofessionellen Sportbereich, der von Sponsoren abhängig ist, ganz schwere Zeiten zukommen.“

Gerechnet hat man mit dem Schritt der HBF bei der SG H2Ku. Zu groß sind die Terminnot und die wirtschaftlichen Belastungen durch eine enorme Steigerung der Reisekosten, die kurzfristige Verlegungen der Spiele mit sich gebracht hätten. Aber die Entscheidung kommt zu einem überraschend frühen Zeitpunkt. „Ich hätte gedacht, dass sich die Liga noch Zeit gibt und die Entwicklung abwartet“, sagt H2Ku-Trainer Mike Leibssle. „Ich persönlich finde aber, dass es keine falsche Entscheidung ist.“ Für den Coach stellt sich nun die Frage, wie er sportlich mit der Situation umgehen soll. Der Trainingsbetrieb ist bis auf weiteres ausgesetzt. Wann wieder geregelte Übungseinheiten möglich sein werden, steht zurzeit in den Sternen. „Bei der Frage, wie man die Zeit sinnvoll überbrückt, werde ich auch externe Hilfe in Anspruch nehmen. So eine Situation hat es noch nie gegeben“, so Leibssle.

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Erstellt:
19. März 2020

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