Hildrizhausens Bürgermeister Matthias Schöck tritt bei der Wahl im Mai 2026 nicht mehr an

Hildrizhausen: Der Rathaus-Chef möchte sich einer neuen beruflichen Herausforderung stellen, auf die Signale seines Körpers hören und künftig ein normales Familienleben führen.

Hildrizhausens Bürgermeister Matthias Schöck tritt bei der Wahl im Mai 2026 nicht mehr an

Matthias Schöck (hier bei einem Spatenstich): „Der Ton ist an der ein oder anderen Stelle rauer geworden, der gegenseitige Respekt voreinander hat gelitten.“ GB-Foto: Vecsey

Ganz am Ende der Hildrizhausener Gemeinderatssitzung verkündete Bürgermeister Matthias Schöck am Dienstagabend die überraschende Nachricht: Nach drei Amtsperioden wird er bei der Wahl im Frühjahr 2026 nicht mehr antreten. Hier die persönliche Erklärung im Wortlaut:

„Am kommenden Donnerstag werde ich 23 Jahre lang die gleichsam herausfordernde wie abwechslungsreiche sowie erfüllende Aufgabe als Bürgermeister unserer lebens- und liebenswerten Gemeinde Hildrizhausen ausüben. Zusammen mit den knapp zwei Jahren davor in der Funktion als Hauptamtsleiter lebe und arbeite ich damit fast ein Vierteljahrhundert mit großer Freude in unserer und für unsere Kommune. In dieser langen Zeit konnte auf der Basis einer stets konstruktiven Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Gemeinderates, gemeinsam mit ebenso hoch motivierten wie kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie in einer wirklich angenehmen Verbundenheit mit einer überdurchschnittlich engagierten Bürgerschaft sehr viel Gutes zum Wohle unserer Dorfgemeinschaft erreicht werden. Dafür, dass ich an dieser Entwicklung mitwirken durfte, bin ich ausgesprochen dankbar, zumal mir durchaus bewusst ist, dass die beschriebene Konstellation, die ich von Beginn an genauso erleben durfte, bei Weitem keine Selbstverständlichkeit ist.

Ebenso froh bin ich darüber, dass mir die Hausemerinnen und Hausemer drei Mal in Folge ihr Vertrauen geschenkt haben und mich dabei jeweils mit einem starken und sehr eindeutigen Mandat ausgestattet haben - und das jedes Mal mit einer Wahlbeteiligung, die durchaus als überdurchschnittlich bezeichnet werden kann, was mich immer mit großem Stolz erfüllte. Das Gefühl einer Kandidatin bzw. eines Kandidaten an einem Wahlabend lässt sich dabei nur schwer beschreiben, aber die dabei oftmals verwendeten Aussagen zum „Vertrauen schenken“ und zum „Kraft geben“ treffen es meines Erachtens ganz gut.

Nach dann 24 Jahren im Amt läuft am 31. Juli 2026 also meine dritte Amtszeit ab. In der Folge steht voraussichtlich im Mai kommenden Jahres in Hildrizhausen erneut die in der Regel alle acht Jahre stattfindende Wahl einer Bürgermeisterin bzw. eines Bürgermeisters an. In den vergangenen Monaten habe ich mir deshalb gemeinsam mit meiner Frau sehr intensiv darüber Gedanken gemacht, ob ich mich 2026 erneut zur Wahl stellen soll oder nicht. Dies war keine einfache Entscheidung, aber mittlerweile ist sie gefallen, und ich möchte daher ganz bewusst sehr frühzeitig darüber informieren und damit Klarheit schaffen. Im Ergebnis habe ich mich dazu entschieden, 2026 nach drei Amtsperioden nicht erneut als Bürgermeister der Gemeinde Hildrizhausen zu kandidieren.

Gerne möchte ich Sie in diesem Zusammenhang auch über die wesentlichen Gründe in Kenntnis setzen, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Zum einen ist ein Wahlamt wie das des Bürgermeisters immer ein Amt, das einem auf Zeit verliehen wird. Hierüber muss man sich als Kandidierender von Anfang an im Klaren sein. Und das ist auch gut so, denn Demokratie lebt - wie man so schön sagt - vom Wechsel. Veränderungen im Amt des Bürgermeisters und damit im Vorsitz des Gemeinderates sowie in der Leitung der Verwaltung sind essentiell für eine lebendige und funktionierende Demokratie auf lokaler Ebene. Ein personeller Wechsel ist notwendige Bedingung für ihre Weiterentwicklung und Anpassungsfähigkeit an die sich stetig ändernden Bedürfnisse einer Gesellschaft. Nicht zuletzt führt er zu neuen Ideen und Impulsen, um eine Gemeinde beständig voran zu bringen. Daher habe ich die ganz bewusste Entscheidung getroffen, einen solchen Wechsel in unserer Heimatgemeinde aus eigenen Stücken in die Wege zu leiten.

Darüber hinaus hat sich in den vergangenen gut zwei Jahrzehnten der Umgang miteinander, wie ich finde, spürbar verändert. Der Ton ist an der ein oder anderen Stelle rauer geworden, der gegenseitige Respekt voreinander hat gelitten, und das aufeinander Achtgeben hat an Bedeutung verloren. In einer kleinen Gemeinde wie Hildrizhausen ist es sicherlich so, dass derartige Tendenzen überschaubar sind. Dennoch kommen sie vereinzelt vor, sind dann belastend, kosten Kraft, ziehen Energie und machen unter dem Strich mürbe.

Es kommt hinzu, dass ich mittlerweile mit Anfang 50 - wie dies offensichtlich in diesem Alter üblich ist - das ein oder andere Zipperlein spüre. Aber im Ernst: Tatsächlich hat mir mein Körper in den vergangenen Monaten zunehmend Signale gesendet, wonach dem ständigen „Unter-Strom-Sein“ nach vielen Jahren einfach Tribut gezollt werden muss. Konkrete Vorkommnisse im Frühjahr dieses Jahres und zu Monatsbeginn haben mich darin bestärkt, auf diese Signale zu hören und zukünftig ganz bewusst mehr auf meine Gesundheit zu achten. Zudem bin ich momentan in einem Alter, in dem man sich durchaus vorstellen kann, sich einer neuen Herausforderung zu stellen - ohne aktuell zu wissen, wie diese aussehen könnte, aber eben mit der Gewissheit, durch den beabsichtigten Schritt die grundsätzliche Möglichkeit hierfür zu schaffen. Und schließlich spielt selbstverständlich auch meine Familie eine wichtige Rolle - nein, die wichtigste Rolle - bei der getroffenen Entscheidung. Unsere beiden Kinder kennen ihren Papa nur, wenn ich dies so formulieren darf, in der Kombination mit seiner Aufgabe als Bürgermeister. Und natürlich bedeutet dies außerhalb der eigenen vier Wände, dass es eben kein „normales“ Familienleben ist, das man miteinander hat, sondern dass mit diesem Amt als Familie in der Öffentlichkeit durchaus die ein oder andere Herausforderung verbunden ist. Dies gilt in gleichem Maße für meine Frau. Ab dem 1. August 2026 wird dies anders sein und auf diese neue Lebensphase freue ich mich ehrlich gesagt schon heute sehr.

Mir war es einfach wichtig, Ihnen die wesentlichen Gründe darzulegen, die am Ende den Ausschlag dafür gegeben haben, dass ich im kommenden Jahr nicht erneut als Bürgermeister in unserer schönen Gemeinde kandidiere. Ich hoffe und wünsche mir, dass Sie diese nachvollziehen können.

Wie bereits erwähnt, ist es mir zudem ein Anliegen, Sie ganz bewusst bereits jetzt und damit frühzeitig mit ausreichend Vorlauf hierüber zu informieren - nicht zuletzt auch, damit sich mögliche interessierte Kandidatinnen und Kandidaten ausreichend Gedanken hierzu machen und sich bei Bedarf vorab über die Herausforderungen und aktuellen Themen in Hildrizhausen informieren können. In der Hoffnung, dass damit die Weichen für eine positive Zukunft unserer Heimatgemeinde gestellt werden können und am Ende für unsere Bürgerschaft auch eine tatsächliche (Aus-)Wahl zwischen fachlich qualifizierten Kandidierenden besteht.

Abschließend möchte ich Ihnen allen gerne versichern, dass mir mein Amt nach wie vor Freude bereitet und dass dessen Ausübung eine Ehre für mich ist. Deshalb werde ich mich auch in den kommenden zwölf Monaten bis zum Ende meiner Amtszeit weiterhin mit vollem Elan, mit Herzblut und mit ganzer Kraft für die Belange unserer Gemeinde sowie ihrer Bürgerinnen und Bürger einsetzen - und dies wie bereits bisher gemeinsam mit Ihnen allen, weshalb ich auch dem kommenden Jahr voller Tatendrang entgegensehe!