Hochprozentiges Streuobst im Glas

Von Nadine Nowara

Ob bei einem Ausflug oder bei einem Treffen mit Freunden – wie praktisch wäre es manchmal, schnell einen Cocktail zur Hand zu haben. Kevin Bandel aus Gültstein vertreibt seit etwa fünf Jahren Cocktails aus Naturprodukten in Glasflaschen. Kräftig schütteln, ein paar Eiswürfel ins Fläschchen und schon kann der Drink, wo immer man möchte, genossen werden.

Hochprozentiges Streuobst im Glas

Kevin Bandel hat zu Hause seine eigene Cocktailbar GB-Foto: Vecsey

Die Idee, Cocktails in Gläser abzufüllen und daraus ein Geschäft zu machen, kam Kevin Bandel bei einem Festival. Die Mädchen hatten Dosencocktails aus dem Supermarkt dabei. Bandel probierte und war enttäuscht. „Sie enthalten Zusatzstoffe, damit sie länger haltbar sind. Künstlicher Geschmack wird durch Süße oder Alkohol ausgeglichen“, sagt der 27-jährige Gültsteiner. „Ich verwende für meine Cocktails nur Naturprodukte.“ Der gelernte Koch, der mehrere Barkeeper- und Barista-Kurse absolviert hat, wurde selbst tätig und versorgte seinen Freundeskreis mit eigenen Drinks. Das war ihm aber nicht genug. Bandel stammt aus einer Gastrofamilie. Seinem Vater gehört das Hotel Kaiser in Mönchberg. „Ich hatte den Antrieb, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen“, sagt Bandel. „Meine Eltern haben mich beim Einstieg unterstützt.“

Er mixt viele Cocktailsin seiner eigenen Küche

Etwa 3000 bis 4000 Cocktails in der Flasche hat der Alleinunternehmer im vergangenen Jahr vorwiegend online verkauft. Werbung macht er über Facebook, Instagram und auf seiner eigenen Homepage. Elf verschiedene Fertigcocktails hat er derzeit im Angebot. Alle sind sie Eigenkreationen, die er in seiner Küche, in der Kappstraße 18, herstellt. Bei größeren Bestellungen darf er in der Küche des Hotel Kaiser loslegen. Drei Viertel seiner Kunden seien aus dem gewerblichen Bereich, sagt Kevin Bandel.

Bandel arbeitet aber nicht nur auf heimischem Terrain. Er tourt durch Baden-Württemberg mit seiner mobilen Cocktail- und seiner Kaffeebar. Etwa zweimal die Woche ist der Gültsteiner unterwegs und versorgte etwa auch auf der CMT-Urlaubsmesse die Besucher mit kühlen Drinks. Häufig wird Bandel etwa für Tage der offenen Tür in Betrieben oder für Events in Hotels oder Cafés gebucht. Aber auch bei privaten Festen wie Geburtstagen erfreuen sich die Cocktails großer Beliebtheit. Bandel kann dieser Arbeit mittlerweile hauptberuflich nachgehen.

Der Renner unter Bandels Cocktails ist der schwäbische „Cosmopolitan“ aus Apfelbrand und Kirschlikör. Hierfür verwendet er Streuobst aus Mönchberg. Ihm sind regionale Zutaten wichtig: „Es soll so nah wie möglich sein.“ Beliebt sei auch der „Zwetschgen-Daiquiri“, der „Old Apple“, der aus Whiskey und Apfelsaft besteht, oder der „Munich Fizz“, der Gin und Weißbier enthält. Der Cocktail bekomme durch das Bier eine malzige Süße.

Kevin Bandel legt viel Wert auf Nuancen und Kombinationen. „Beim ’Grapefruit–Daiquiri’ kommt das erfrischende, aber auch bittere Aroma der Grapefruit mit der Süße von Kirsche zusammen“, erklärt er. Manche der Rezepturen hat der Barkeeper über Monate hinweg entwickelt. Ein wichtiger Punkt bei der Herstellung: Der Geschmack darf sich nicht mit der Zeit verändern und muss auch über Wochen hinweg frisch bleiben. „Jeder neue Cocktail hat eine zehnwöchige Testphase“, erläutert Bandel. Das ist auch die Mindesthaltbarkeit seiner Flaschen. „Die Cocktails halten eigentlich durch den Alkoholgehalt länger. Man muss sie aber im Kühlschrank lagern“, sagt er.

Gut Ding will Weile haben. Das gilt auch für die Herstellung der Cocktails, vor allem, wenn nur Naturprodukte ins Glas kommen. Bandel hat etwa eine weiße „Bloody Mary“ kreiert. Er verwendet für sie keinen fertigen Tomatensaft, sondern frische Tomaten. Bevor er loslegt, siebt er zunächst pürierte Tomaten. Heraus kommt weißlicher Saft. Nach zwölf Stunden kann die Flüssigkeit, die ein deutliches Tomatenaroma hat, verwendet werden. Manche Zutaten wie Kaffee seien zur Herstellung von Fertigcocktails schwierig, da der Geschmack nach einer Weile sauer umschlage, merkt Bandel an. Aktuell arbeitet er an einer Rezeptur für einen Kaffeelikör, den er in späteren Cocktailkreationen verwenden möchte.