Im H2Ku-Budget klafft eine große Lücke

Die H2Ku-Handball GmbH bittet die Spieler und Spielerinnen sowie die Trainer der ersten Mannschaften der SG H2Ku Herrenberg, im April und Mai auf ihre Gehälter zu verzichten. Die Folgen der Corona-Krise werden nach derzeitigen Prognosen eine Lücke in Höhe eines mittleren fünfstelligen Euro-Betrags im Budget verursachen.

Von Robert Stadthagen

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Enges Zusammenrücken ist in dieser schwierigen Situation gefordert bei der SG H2Ku Herrenberg GB-Foto: Eibner/Drofitsch

Enges Zusammenrücken ist in dieser schwierigen Situation gefordert bei der SG H2Ku Herrenberg GB-Foto: Eibner/Drofitsch

Die Saison in der Zweiten Handball-Bundesliga der Frauen ist beendet, die Baden-Württemberg-Oberliga der Männer pausiert offiziell derzeit. Nur die kühnsten Optimisten rechnen damit, dass der Spielbetrieb noch einmal aufgenommen werden kann. Wahrscheinlicher ist: Hinter den Kulissen werden die Modalitäten für einen geordneten Saisonabbruch geklärt. Sicher ist: Die Corona-Krise wird bei allen Vereinen ein großes Loch in der Kasse hinterlassen. Katja Rhotert, die Geschäftsführerin der H2Ku-Handball GmbH, beziffert den finanziellen Ausfall für den Bereich der Zweitliga-Frauen und der Oberliga-Männer, deren Betrieb in der GmbH abgewickelt wird, zurzeit auf einen „mittleren fünfstelligen Betrag.“ In Zahlen: Die Verantwortlichen stellen sich auf eine Finanzlücke in Höhe von fast 50000 Euro ein.

Dabei entfallen 40 Prozent der am Ende der Saison fehlenden Gelder auf die Einnahmen aus den bisher und bis zum Saisonende nicht ausgetragenen Heimspielen. Vier wären es bei den Frauen noch gewesen, drei bei den Männern. „Und bei den letzten Heimspielen hatten wir aufgrund von Corona bereits weniger Zuschauer“, erklärt Rhotert. Auch bei den Sponsoring-Einnahmen rechnet sie mit starken Ausfällen. Viele treue Unterstützer der SG H2Ku haben selbst mit massiven Einbrüchen ihrer Einnahmen zu kämpfen.

In den vergangenen Tagen sind innerhalb der Spielgemeinschaft viele Gespräche darüber geführt worden, wie das Ausbleiben fest eingeplanter Gelder kompensiert werden kann. Zunächst haben sich Rhotert und die SG-Verantwortlichen in einer Telefonkonferenz mit den Sportlichen Leitern der beiden Teams kurzgeschlossen, dann am Mittwoch mit den Mannschaftsräten. Am Donnerstag schließlich ging eine E-Mail an alle Spieler, Spielerinnen und Trainer raus. „Mit der Bitte, auf die April- und Mai-Gehälter komplett zu verzichten“, sagt Rhotert. Das ist ein tiefer Einschnitt für die Sportler. „Wir wissen, dass einige keine weiteren Einnahmen haben“, so die GmbH-Geschäftsführerin. „Aber wir müssen auf Null kommen.“ Die GmbH darf zum Abschluss des Betriebsjahrs Ende Juni nicht im Minus stehen. Im schlimmsten Fall könnte das die Insolvenz bedeuten. „Unser Ziel ist es jetzt, Ende Juni zu erreichen und diese Situation zu überstehen. Dazu werden wir auch das Thema Soforthilfe bemühen.“

Die Spielerinnen und Spieler hat die Aufforderung der GmbH nicht überrascht. „So gut wie alle haben mit dem Ausfall gerechnet“, sagt Kerstin Foth, als Kapitänin Mitglied des Mannschaftsrats der Zweitliga-Frauen. „Für einige ist es der einzige Verdienst. Aber jeder der es kann, wird mitziehen“, ist sich Foth sicher. „Am wichtigsten ist es für uns alle, dass es weitergeht.“ So sieht es auch Trainer Mike Leibssle. „Natürlich will man alles dafür tun, dass es den Verein und die Mannschaft auch in der kommenden Saison noch gibt“, sagt der Coach, dessen Haupterwerb nicht der Job bei der SG H2Ku ist.

Die Reaktionen aus dem Lager der Männer gehen in dieselbe Richtung. „Das ist eine verständliche Maßnahme, der Verein muss weiterleben“, sagt Kapitän Sascha Marquardt. „Uns war bewusst, dass etwas kommen wird.“ Sandro Münch, ebenfalls im Mannschaftsrat, gehört zu jenen Spielern, die ein Gehaltsverzicht besonders hart trifft. Für den Studenten ist der Handball zurzeit die einzige Einnahmequelle. „Es muss sich aber jeder bewusst sein, dass wir uns in einer Situation befinden, in der unkonventionelle Entscheidungen getroffen werden müssen.“ Auch Trainer Fabian Gerstlauer, der hauptamtlich bei der SG angestellt ist, trifft die Situation. „Es gibt schönere Zeiten, aber wir wollen alle, dass es weitergeht. Und ich möchte nicht, dass das Projekt auseinanderbricht. Da gehört es dazu, Solidarität gegenüber dem Verein zu zeigen.“

Sollte das der breite Konsens innerhalb der Teams sein, wäre der SG H2Ku schon viel geholfen. Es ist aber zu befürchten, dass die Krise sich auch auf die kommende Spielzeit auswirken wird. „Das Budget für die nächste Saison steht. Die Verträge sind zu 90 Prozent getätigt. Ob aber auch alle Einnahmen kommen, mit denen wir geplant haben, das wissen wir nicht“, stellt Katja Rhotert nüchtern fest.

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Erstellt:
28. März 2020

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