Im direkten Kontakt am Bistrotisch

Morgen ist der große Tag: Gäufelden wählt einen neuen Bürgermeister. In der Öschelbronner Aspenhalle präsentierten sich die zehn Kandidaten gestern Abend ein letztes Mal gemeinsam den Wählern.

Von Jochen Stumpf

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Gut 100 Wähler verteilten sich an den zehn Stehtischen in der Aspenhalle GB-Foto: Vecsey

Gut 100 Wähler verteilten sich an den zehn Stehtischen in der Aspenhalle GB-Foto: Vecsey

Mit zehn Kandidaten unerhofft groß ist das Feld: Michael Moroff (37 Jahre alt, selbstständiger IT-Berater aus Leonberg), Sven Müller (53, Objektverwalter, Öschelbronn), Günter Egeler (50 Diplom-Verwaltungswirt, Tailfingen), Marc-Johannes Dolde (54, Rechtsanwalt, Öschelbronn), Benjamin Schmid (34, Diplom-Verwaltungswirt, Nufringen), Lukas Rosengrün (34, Projektleiter, Böblingen), Karsten Enz (47, Unternehmer, Leonberg), Dr. Christian Mathias Schulze (59, Physiker, Sindelfingen), Samuel Johannes Speitelsbach (32, Diplom-Ingenieur, Ravenstein) und Bernhard Meyer (57, Datenschutzbeauftragter, Tailfingen).

Alle zehn suchten gestern Abend den Kontakt mit den Wählern: 7117 der 9406 Einwohner sind am morgigen Sonntag dazu berechtigt, einen Nachfolger von Johannes Buchter zu wählen, der nicht mehr antritt. Zu Beginn war den Bewerbern die Nervosität anzusehen. Als sie jedoch zu den Stehtischen gingen, löste sich die Stimmung – das Format war ohnehin auf Lockerheit ausgerichtet.

Und so verteilten sich die gut 100 Gäufeldener an den Tischen, bald bildete sich hier eine Menschentraube, bald stand ein anderer Bewerber ebenso im Interesse des Publikums, während manche Kandidaten mit weniger Zuhörern vorliebnehmen mussten.

Die Kandidaten
einmal „in natura“ erleben

„Wir haben schon eine Vorauswahl getroffen“, sagten Sibylle und Jörg Blaich. „Heute wollen wir persönlich hören, was die Kandidaten zu sagen haben.“ Wie die beiden Öschelbronner hat Klaus Hermann das Feld für sich eingeengt. „Ich bin mir aber noch unschlüssig“, sagte der Öschelbronnner. „In natura sehen die Kandidaten dann doch etwas anders aus.“ Willi Gotthard, ebenfalls aus Öschelbronn, hatte wie viele andere bislang nicht die Chance gehabt, die Bürgermeister in spe bei einer Vorstellungsrunde zu erleben. „Ich habe mich im Internet auf den Websites der Kandidaten informiert, das war hilfreich. Und ich habe mit Freunden, Bekannten und Nachbarn Eindrücke ausgetauscht“, erzählte er. Bernard Korat aus Nebringen, für die Grünen im Gäufeldener Gemeinderat, ist „es wichtig, dass die Leute sich bewusst entscheiden“.

Die Gäufeldener sind sieben Wahllokalen zugeteilt. Drei davon befinden sich in Nebringen – Begegnungsstätte, Gemeinschaftsschule und Bahnhof – und drei in Öschelbronn, wo in der Aspenhalle, der Kindertagesstätte in der Mötzinger Straße und im Rathaus gewählt wird. In Tailfingen steht die Urne in der Grundschule. Außerdem hat die Gemeinde zwei Briefwahlbezirke gebildet. Von 8 bis 18 darf in den Lokalen gewählt werden. Vor 18 Uhr am Sonntag dürfen übrigens auch die Kuverts der Briefwahl nicht geöffnet werden – nur einer der vielen Aspekte, die Wahlleiter Jochen Kugler, Leiter des Amts für Ordnungs- und Bürgerdienste, und seine Stellvertreterin Ellen Braun zu beachten haben. „Die Wahlscheine dürfen wir bei der Briefwahl vor 18 Uhr prüfen“, sagt Kugler. „Öffnen dürfen wir aber erst ab 18 Uhr, da die Auszählung öffentlich ist und dadurch die Wahl beeinflusst werden könnte.“

72 Personen, also pro Wahlbezirk acht, machen sich morgen ab 18 Uhr ans Werk, führen Strichlisten und türmen die Stimmzettel nach Kandidat geordnet auf. Helfen darf hierbei allerdings nicht jeder: „Man muss Gäufeldener sein oder zum Kreis der Gemeindebediensteten gehören“, erklärt Kugler, der auf Mitglieder aus der Verwaltung zurückgreift.

Um 19 Uhr soll Johannes Buchter als Vorsitzender des Wahlausschusses auf dem Öschelbronner Rathausplatz das Ergebnis bekanntgeben. Dort lässt sich vorher die Wahl verfolgen: Am Bürgerbüro ist ein Bildschirm angebracht, der die Ergebnisse aus den Bezirken anzeigt, sobald sie vorliegen. Auf www.gaeubote.de werden am Abend die Ergebnisse ebenfalls zu finden sein.

Wer morgen mehr als 50 Prozent der gültigen Stimmen erhält, wird Bürgermeister. Da sich zehn Kandidaten um diesen Titel streiten, rechnen nur wenige damit, dass die Entscheidung im ersten Wahlgang fällt. Vielmehr geht Jochen Kugler davon aus, dass eine Neuwahl – so heißt der zweite Wahlgang in der Gemeindeordnung – nötig wird. Der Termin dafür steht: Sonntag, 28. Juli. Und auch dafür hat der Wahlleiter gesetzliche Vorgaben. „Bei der Neuwahl reicht die relative Mehrheit: Es gewinnt, wer die meisten Stimmen hat“, sagt Kugler.

Mit dem zweiten Wahlgang stünde auch eine zweite Bewerbungsfrist an: Sie würde am Montag, 15. Juli, beginnen und am Mittwoch, 17. Juli, um 18 Uhr enden. Der Wahlausschuss beschließt dann um 19 Uhr über die Zulassung der Kandidaten. Denn es ist erlaubt, vollkommen neu in das Rennen an dieser Stelle einzusteigen. „Alle bisherigen Kandidaten bleiben auf dem Stimmzettel – es sei denn, sie ziehen bis Ende der Bewerbungsfrist ihre Kandidatur zurück“, erklärt Kugler.

Der Wahlausschuss hat im Vorfeld bereits für den zweiten Wahlgang eine Kandidatenvorstellung beschlossen und terminiert: Sie würde am Samstag, 20. Juli, um 19 Uhr in der Tailfinger Bürgerhalle stattfinden. Das Format hätte der Wahlausschuss jedoch noch festzulegen: „Dabei kommt es darauf an, wie viele tatsächlich antreten“, erläutert Jochen Kugler.

Auf www.gaeubote.de wird am morgigen Sonntag aktuell von der Gäufeldener Bürgermeisterwahl berichtet.

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Erstellt:
13. Juli 2019

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