In der Energieeffizienz an der Spitze

Die Kläranlage Herrenberg zählt in Sachen Energieeffizienz deutschlandweit zu den besten acht Prozent. Samuel Baier und sein Team halten nicht nur zuverlässig die Grenzwerte der Wasserbehörde ein, sondern verwirklichen auch Innovation und Umweltschutz.

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Die drei Klärbecken der Herrenberger Anlagen sorgen dafür, dass das Wasser wieder sauber wird GB-Foto: gb

Die drei Klärbecken der Herrenberger Anlagen sorgen dafür, dass das Wasser wieder sauber wird GB-Foto: gb

Das Grundprinzip einer Kläranlage ist schnell erklärt: dreckiges Wasser rein, sauberes Wasser raus. Oder auch: Abwasser wird gereinigt und sodann gesäubert in den Wasserkreislauf zurückgeführt. Oberstes Gebot ist dabei stets die Einhaltung der Grenzwerte der Wasserschutzbehörde: So wird verhindert, dass Bäche, Flüsse und Seen „kippen“ und sichergestellt, dass die Wasserwerke sauberes Trinkwasser aufbereiten können.

„Wenn es keine Kläranlagen gäbe, wären wir innerhalb von ein paar Wochen wieder zurück im Mittelalter, was Hygiene und Umwelt anbelangt“, weiß Samuel Baier, seit 2013 bei der Stadt Herrenberg der Betriebsleiter der Kläranlage des Zweckverbands Abwasserreinigung Gäu-Ammer. Er und sein achtköpfiges Team haben sich ihre Kläranlage einmal ganz genau angeschaut und dabei Potenzial an mehreren Stellen entdeckt. Eine davon war das Belebungsbecken, also das Herzstück der Kläranlage: Hier wird das Abwasser mithilfe von Bakterien biologisch gereinigt. Die in den Belebungsbecken eingebaute Technik ist dafür essenziell, benötigt jedoch oft viel Energie in Form von Luft, die in die Becken eingeblasen wird, um die Mikroorganismen mit Sauerstoff zu versorgen. Die Belüftung ist bei Kläranlagen normalerweise der Posten mit dem höchsten Stromverbrauch. „Oft ist es ja so, dass etwas gebaut wird und dann nimmt man es als gegeben hin“, so Baier „Wir stellen die Dinge aber gerne auch mal infrage“.

Energiebedarf zu 65 Prozent
selbst abgedeckt

Durch das Optimieren der Messtechnik und der Strömung in den Belebungsbecken, wird bei der Kläranlage die Luft gezielt eingesetzt: Also wann und wo sie gebraucht wird. Möglich ist das durch präzises Messen und Messtechnik, die online und dauerhaft misst. Baier und sein Team können die Belebungsbecken so optimiert betreiben, dass auch nur so viel Energie verbraucht wird wie nötig. Das bringt der Kläranlage in puncto Energieeffizienz einen Platz unter den zehn besten Anlagen Deutschlands ein. Auch der Strom ist zu großen Teilen grün. Gewonnen wird er durch Klärschlamm, dem eigentlichen Abfallprodukt. Ihm wird die komplette Energie entzogen, die dann im Faulturm zu Klärgas umgewandelt und anschließend in großen Gasmotoren verbrannt wird. So kann die Herrenberger Kläranlage ihren Energiebedarf zu 65 Prozent selbst abdecken. Ganz allgemein steht der Umweltschutz bei Kläranlagen an der Spitze der Agenda: Das abgeführte Wasser muss stets so sauber sein, dass die umliegenden Gewässer geschützt sind. Zum Beispiel die Ammer vor Überdüngung.

Dass das Wasser auch wirklich alle Grenzwerte einhält, wird bei der Kläranlage des Zweckverbands Abwasserreinigung Gäu-Ammer unter anderem mithilfe von sogenannten Analyzern sichergestellt. Diese kleinen Hightech-Wunder sind praktisch vollautomatisierte Mini-Labore, die ganz von selbst 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr die Zusammensetzung des Wassers messen. Hightech, das ist auch die Pumpe der Herrenberger Kläranlage: Ursprünglich entwickelt, um Beton vom Mischwagen zur Baustelle zu pumpen, wird in Herrenberg mit ihrer Hilfe der gepresste Klärschlamm über das Kläranlagengelände transportiert. Das dicke und feste Material lässt durch die Pumpe selbst große Distanzen ganz einfach hinter sich. Dieser innovative Ansatz ist auch für internationale Kollegen interessant, die aus den USA, China oder den Arabischen Emiraten zu Besichtigungen anreisen.

Die Pumpen, Aggregate und Gasmotoren der Kläranlage laufen jeden Tag. Das bedeutet einen großen Verschleiß – die Teile müssen von den Mitarbeitern stets gewartet, repariert und gereinigt werden. So ist der Tagesablauf der Herrenberger Kläranlage genauso divers wie ihr Team: Neben der Instandhaltung der Technik, wollen auch die Grünanlagen gepflegt, die Azubis ausgebildet oder Geländer geschweißt werden. -gb-

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Erstellt:
7. Juli 2020

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