Keine Standortgarantie mehr für kleine Häuser

18,2 Millionen Euro. So hoch wird das Defizit der vier Krankenhäuser im Landkreis Böblingen wohl im kommenden Jahr ausfallen. Das sieht zumindest der Haushaltsplanentwurf für den Landkreis Böblingen im Jahr 2020 vor, den Landrat Roland Bernhard gestern im Kreistag einbrachte.

Von Sabine Haarer

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Wird der Krankenhausstandort Herrenberg zum Patienten? Woher naht die Rettung?GB-Foto (Archiv): Bäuerle

Wird der Krankenhausstandort Herrenberg zum Patienten? Woher naht die Rettung?GB-Foto (Archiv): Bäuerle

Das genannte Defizit „bereitet mir persönlich Kopfzerbrechen“, gab Landrat Roland Bernhard dabei ganz offen zu. Denn die prognostizierten 18,2 Millionen Euro sind knapp drei Millionen Euro mehr, als das Defizit im laufenden Jahr ausmacht. Im Vergleich zum Jahr 2016 steigt das Minus für die im Klinikverbund Südwest betriebenen Krankenhäuser in Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg und Leonberg sogar um sechs Millionen Euro an.

Ein Rekordhalter
bei den Investitionen

„Das Defizit ist zu hoch“, so die knappe Zusammenfassung von Roland Bernhard. Zumal der Landkreis auch „Rekordhalter“ im Landes- vielleicht sogar im Bundesvergleich sei, was das Investitionsvolumen betreffe. Knapp 660 Millionen Euro wird man in den kommenden Jahren für den Klinikverbund Südwest ausgeben. Allein das „Mega-Projekt Flugfeldklinik“ kostet rund 550 Millionen Euro, in die Krankenhäuser in Herrenberg und Leonberg investiere man für Sanierung zusätzlich 110 Millionen Euro.

Mit Blick auf diese Zahlen machte der Böblinger Landrat gestern Nachmittag gleich drei beachtliche Ansagen: Zum einen werden sich Geschäftsführung und Aufsichtsrat des Klinikverbundes noch im Oktober zu einer Klausurtagung treffen und sich dabei „mit Ideen und Vorschlägen beschäftigen, um das Defizit in den Griff zu bekommen“. Zudem könne man „über das Jahr 2030 hinaus keine Standortgarantie für die kleineren Krankenhaus-Standorte geben“, wie Landrat Bernhard sagte. Vor diesem Hintergrund sei die Entwicklung und Realisierung der „Campus-Lösungen“ für die Areale um die Krankenhäuser in Herrenberg und Leonberg herum von zentraler Bedeutung, so das dritte Statement. „Die Verzahnung verschiedenster Gesundheitsdienstleistungen ist die beste Medizin gegen den Druck auf kleine Häuser“, sagte der Landrat. Dabei wolle man „nicht gegen, sondern gerade mit den niedergelassenen Ärzten ein Netzwerk aufbauen“.

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Erstellt:
8. Oktober 2019

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