Kleiner Beitrag zu mehr Gerechtigkeit

Von Jutta Krause

„Gäubote“-Weihnachtsaktion: „Eine Welt mit Zukunft“ gibt es nicht ohne globales Engagement.Die ehrenamtlichen Mitglieder von „Partnerschaft Dritte Welt“ zeigen sich für dieses Ziel motiviert.

Kleiner Beitrag zu mehr Gerechtigkeit

Die beiden Frauen an der Spitze des Vereins „Partnerschaft Dritte Welt“: Hanne Ueltzen (links) und Katja Klaus. GB-Foto: Schmidt

Weltladen, Bildungsarbeit, Kampagnen: Seit fast 50 Jahren setzt sich der Verein „Partnerschaft Dritte Welt e. V. mit viel Elan für mehr Gerechtigkeit in den weltweiten Handelsstrukturen ein, solidarisiert sich mit den Menschen im globalen Süden und versucht, hierzulande ein größeres Bewusstsein für die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu schaffen. Ungezählte Stunden ehrenamtlichen Engagements sind seit der Gründung 1974 in diese Vereinsziele geflossen. Auch wenn es manchmal scheint, als sei die ganze Anstrengung vergeblich, weil Strukturen sich nicht oder nur sehr langsam ändern, zumal wenn mächtige „Global Players“ davon profitieren. Auch wenn es – nicht zuletzt verschärft durch die Corona-Pandemie – noch immer erschreckend viel Armut, Ausbeutung und Hunger auf der Welt gibt, hat ihr Einsatz doch einiges bewirkt. Ganz konkret für die Handelspartner in den armen Ländern: Für die Produzenten und Arbeiter bedeutet fairer Handel, dass sie adäquat bezahlt werden und dadurch die Chance haben, für sich und ihre Familien Perspektiven zu entwickeln. Das beharrliche Engagement des Herrenberger Vereins (und der rund 800 Weltläden in Deutschland) hat zudem dafür gesorgt, dass der faire Handel von einer Randentwicklung immer mehr ins Blickfeld der Konsumgesellschaft rückte: Inzwischen werben große Konzerne und Discounter mit ihrem Fairtrade-Angebot und Städte wie Herrenberg schmücken sich gerne mit dem Siegel „Fairtrade-Stadt“. Die größere Aufmerksamkeit birgt auch die Gefahr der Verwässerung.

Schon deshalb ist die Arbeit des Vereins noch immer genauso wichtig wie am Anfang – und noch immer genauso erfüllend, frustrieren und kräftezehrend. Der Umzug des Weltladens in diesem Sommer - für die rund 50 Mitglieder ein gewaltiger Kraftakt – ist indes zugleich ein Zeichen dafür, dass der Eine-Welt-Gedanke voller Leben ist – trotz der grassierenden Politikverdrossenheit in der Bevölkerung, trotz der Probleme vor der eigenen Haustür, trotz Corona – das die Menschen in armen Ländern um ein Vielfaches härter trifft. Der „Gäubote“ hat bei einigen engagierten Vereinsmitgliedern nachgefragt, was sie antreibt.

Seit dem Frühjahr 2000 ist Katja Klaus Mitglied bei „Partnerschaft Dritte Welt“. Anfangs half sie im Verkauf mit, später bei „allem, was so anstand“. Ihr Schwerpunkt liegt auf Veranstaltungen und Kampagnen – insbesondere die Kinderkulturkarawane ist eine Herzensangelegenheit für die Vorstandsfrau, die sich seit 2019 den Vereinsvorsitz mit Hanne Ueltzen und Willi Mertz teilt. „Was uns alle umtreibt ist der Zusammenhang zwischen unserem Konsum und den Lebensumständen in anderen Ländern. Diese ungerechten Strukturen nicht weiter unterstützen zu wollen, sondern dem ein anderes Handelsmodell entgegensetzen und sich solidarisch mit den Menschen in anderen Ländern zeigen – dieser Wunsch verbindet uns alle“, erklärt sie bestimmt. „Als Studentin war ich in Südamerika und Palästina unterwegs und habe mit eigenen Augen die schlechten Lebensverhältnisse der Menschen gesehen und wollte etwas ändern. Der faire Handel schafft einen einfachen Zugang, eine einfache Möglichkeit, etwas zu tun.“

Dem kann ihre Vorstandskollegin Hanne Ueltzen, die vor allem für die Organisatin des Ladens verantwortlich zeichnet, nur zustimmen. Als die IT-Spezialistin 2016 in den Ruhestand ging, wollte sie mehr Zeit und Energie für politische Arbeit aufwenden. „Ich habe eine Aufgabe gesucht, in der ich mich politisch aktiv einbringen kann. Die Arbeit im Verein mach ich sehr gern, weil man damit ganz konkret etwas bewirken kann“, erzählt sie. „Ich organisiere gern, bringe gern meine IT-Kenntnisse ein und habe mit dem fairen Handel meinen Bereich gefunden, der Spaß macht.“

Willi Mertz, der Dritte im Vorstandsbund, wurde von zwei Mitgliedern „reingeschleppt“ und fand die Arbeit des Vereins so spannend, dass er sich fortan gern dafür engagierte.

„Zuvor habe ich das 35 Jahre lang theoretisch gemacht. Als Geografielehrer hatte ich vorrangig geopolitische und geowirtschaftliche Themen behandelt, jetzt kann ich mich im Verein praktisch in dieser Sache engagieren“, freut sich Mertz, der vor allem für den Wareneinkauf im Weltladen zuständig ist. Zusammen mit seiner Frau sorgt er auch für die ansprechende Gestaltung und Dekoration des Ladens. Günter Wolz, Mitglied seit 1995, und Vorsitzender von 2010 bis 2019, begann seine Vereinstätigkeit ebenfalls mit Ladendiensten. Das Thema fairer Handel war für ihn indes nicht neu, denn in seiner Tätigkeit als Entwicklungshelfer in Kenia und Uganda hatte er die Auswirkungen der Welthandelsstrukturen täglich vor Augen. „Es gab dort viele Kleinbetriebe, aber die sind durch die wirtschaftlichen Umbrüche oft weggefallen. So lange die Produktion von Kaffee und Kakao so wenig abwirft, dass Produzenten Arbeitskräfte nicht bezahlen können, wird es auch Kinderarbeit geben und keinen Weg aus der Armut. Man muss die Wertschöpfungskette dorthin verlegen, anstatt nur die Rohstoffe zu beziehen, dann bekommen die Menschen eine Perspektive“, ist er überzeugt.

Deshalb machte er sich neben der Arbeit im Laden vor allem für das Lieferkettengesetz stark, mit dem ab 2023 ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden soll, um den Schutz der Umwelt sowie der Menschen- und Kinderrechte entlang globaler Lieferketten zu verbessern. „Es ist ein kleiner Beitrag zu mehr Gerechtigkeit in unserer Welt“, erklärt er seine Motivation. „Ich habe viele gute Gespräche mit Kunden, die unsere Arbeit wertschätzen und uns unterstützen, das ist auch sehr motivierend.“