Klinik-Baubeginn rückt näher

Von Dirk Hamannund Jürgen Wegner

Die politischen Gremien schalten die Ampeln auf Grün: Im Sindelfinger Gemeinderat gingen fast alle Hände nach oben, die Böblinger Räte stimmten im Technischen Ausschuss schon zu, der komplette Gemeinderat ist nächste Woche dran. Schließt sich der Zweckverband Ende März an, könnten die Bagger noch dieses Jahr für die neue Klinik in den Flugfeld-Boden beißen.

Klinik-Baubeginn rückt näher

Der Baubeginn für die Flugfeld-Klinik rückt näher. Noch in diesem Jahr könnte Spatenstich für das neue Krankenhaus sein GB-Grafik: gb

Bei ein paar Enthaltungen stimmten in Sindelfingen nur die beiden SPD-Räte Axel Finkelnburg und Christine Rebsam-Bender gegen den Klinik-Neubau. Zu ihren Argumenten gehörte, dass es keine Garantie gebe, im geschätzt 550 Millionen Euro schweren Krankenhaus der Zukunft die Fenster zu öffnen. Stattdessen müsse man sich auf die Klimaanlage verlassen. Hinzu komme die derzeit sowieso angespannte Verkehrssituation, wie ein jüngstes Gutachten bestätigte. So sei unter anderem an der Schnittstelle Calwer Straße/Flugfeldallee jetzt schon die Grenze erreicht. Doch um genau darum ging es beim Verkehrsgutachten: „Um solche Schwachstellen herauszufinden und gegenzusteuern“, entgegnete Baubürgermeisterin Dr. Corinna Clemens.

Die Kritik des AfD-Abgeordneten Winfried Meffert, dass die Architektur des Hauses zu luftig erscheine und deshalb der Vorteil der kurzen Wege verpuffen könnte, spielte in der Diskussion keine Rolle. In diesem Punkt müsse man sich auf die Vielzahl der Experten verlassen, die bei der Planung der Klinik im Boot sind. Der Vorwurf, dass es zu wenig Spielraum für eine Erweiterung des 700-Betten-Hauses gebe, prallte ebenfalls weitgehend ab. Denn zum einen gebe es dafür ein Grundstück Richtung Plana-Küchenland, das innerhalb des Bebauungsplans liegt. Zweitens bestehe immer noch die Möglichkeit, in den Himmel zu wachsen.

Die alte Leier nach dem Standort im Keim zu ersticken, war für Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer ein leichtes. Über Jahre hinweg wurden die Argumente ausgetauscht. So zum Beispiel, dass Sanierung und Anbau im Bestand bei laufendem Betrieb unzumutbar für Patienten und Personal seien und dazu wohl noch teurer kämen. Die gemeinsame Großklinik wiederum war Bedingung, um aus dem Vertrag auszusteigen und das einst städtische Krankenhaus in Sindelfingen aus der Hand zu geben. Bei den Sichtungsrunden sei klar geworden, dass es den perfekten Standort schlichtweg nicht gebe. „Und lasst uns bitte endlich mit der Mär vom Stöckach aufhören“, so der Oberbürgermeister . Denn das Gewann auf dem Dreieck an der B464 und der Herrenberger Straße in Böblingen sei auf rund 100 Eigentümer und Pächter aufgeteilt. „Wenn nur ein Einziger davon nicht verkaufen würde, hätten wir ein riesiges Problem“, so Vöhringer

Einstimmigkeit in Böblingenbei nur noch wenigen Nachfragen

Im Technischen Ausschuss des Böblinger Gemeinderats wurde dieses Fass erst gar nicht mehr aufgemacht. Es gab nur noch einige wenige Nachfragen. Zum Beispiel wollte Helmut Kurtz (FDP) wissen, ob die Frischluftschneise durch die Klinik nicht verbaut würde. Eine Befürchtung, die von Alexander Grullini, Geschäftsführer des Zweckverbands Flugfeld schnell entkräftet wurde: „Ein Gutachten hat ergeben, dass Frischluft entlang der Grünen Mitte in Richtung Innenstadt strömt.“

Ansonsten ging es vor allen Dingen um künftige Verkehrsplanung im Bereich der Kreuzung Flugfeld-Allee/Calwer Straße. Hier hat ein Gutachten ergeben, dass ein Ausbau erforderlich ist, die Flugfeld-Allee an der Kreuzung eine weitere Spur benötigt. Wer dafür die Kosten trägt? Darüber haben Landkreis sowie die Städte Böblingen und Sindelfingen bereits verhandelt: Der Kreis übernimmt 40 Prozent, der Zweckverband Flugfeld 60 Prozent.

Und was würde passieren, wenn der Böblinger Gemeinderat einer Umnutzung des Baugebiets nicht zustimmen würde, wollte Janina Dinkelacker (Freie Wähler) wissen. „Schließlich hätte das Gelände ursprünglich einmal Gewerbegebiet sein sollen, was aus wirtschaftlicher Sicht besser für Böblingen gewesen wäre“, sagte sie. „Der Landkreis ist darauf angewiesen, dass wir Baurecht erteilen“, antwortete Böblingens Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz. Und meinte dazu: „Wirtschaftlichkeit ist nicht der einzige Faktor, den man berücksichtigen darf. Sondern auch das Gemeinwohl.“

Die Abstimmung im Technischen Ausschuss fiel schließlich einstimmig aus, im Böblinger Gemeinderat dürfte die Flugfeld-Klinik also die nächste Etappe auf dem Weg zum Baubeginn erfolgreich bewältigen.