Langfristiges Denken statt kurzfristige Lösungen

Von Jutta Krause

Ein guter Boden ist für Landwirte und Gärtner die Grundlage ihrer Existenz, seine Fruchtbarkeit zu erhalten ist oberstes Gebot. Für den ökologischen Anbau ist dieser Grundsatz noch wichtiger, denn der freiwillige Verzicht auf rasch verfügbare Mineraldünger und Pestizide setzt ein intaktes System voraus, in dem Krankheiten und Schädlinge eine möglichst geringe Angriffsfläche bekommen. Deshalb hat sich Friedrich Rapp Zeit gelassen mit der Umstellung von konventionell auf Bio.

Langfristiges Denken statt kurzfristige Lösungen

Moritz (links) und Friedrich Rapp bei der Salaternte im DezemberGB-Foto: Bäuerle

„Wir haben uns langsam in diese Richtung entwickelt“, erzählt der Ökobauer, der zusammen mit seinem Sohn Moritz in Bondorf auf 35 Hektar etwa 30 verschiedene Gemüsesorten und Kräuter anbaut, die unter der Leitung seiner Frau Evi in Hofläden und auf Wochenmärkten in der Region verkauft werden. „Wir hatten alle drei keine Lust mehr auf konventionell.“

Vor zehn Jahren begann der Familienbetrieb damit, einen Teil der Flächen auf Bio umzustellen. Erste Erfahrungen mit der alternativen Methode waren positiv, so dass der ökologische Anbau stetig ausgeweitet wurde. „Die Entscheidung, ganz auf Bio zu setzen, hing eng mit meinem Sohn Moritz zusammen, der als Gärtnermeister in den Betrieb eingestiegen ist. Ein bisschen Bio – das ist wie zwischen Baum und Borke zu sitzen. Ich wollte ihm den Hof so nicht übergeben, sondern fühlte mich verpflichtet, die Schwierigkeiten der Umstellung auf mich zu nehmen.“ Seit 2017 bilden Vater und Sohn eine GbR; beide sind vom biologischen Anbau überzeugt.

Seit mittlerweile 42 Jahren baut Friedrich Rapp Gemüse an. Als seine Eltern im Jahr 1976 aussiedelten und die Viehhaltung zugunsten des Gemüseanbaus aufgaben, stieg er in den elterlichen Betrieb ein und baute ihn aus. „Ich habe der konventionellen Anbaumethode zunehmend misstraut, in der Berater einem etwas empfehlen, was man dann umsetzt, weil man nichts anderes kennt. Im Bio-Anbau muss das ganze System stabil sein, denn man kann bei Problemen nicht mal schnell Feuerwehr spielen mit Pflanzenschutzmitteln“, erzählt Friedrich Rapp und Moritz Rapp ergänzt: „Seit der Umstellung ist das System stabiler. Ein Beispiel dafür sind Läuse im Kopfsalat. Das ist ein zentrales Thema, denn der Salat muss läusefrei sein. Wir dachten, da kommt ein richtiges Problem auf uns zu bei der Umstellung und waren überrascht, dass es ausblieb. Auf den Fildern hatten sie ganze Kolonien, die kaum in den Griff zu kriegen waren. Bei uns waren ein paar Läuse da – aber dann kamen gleich die Gegenspieler Florfliege und Marienkäfer und damit war es gut.“

Natürlich, räumen beide ein, sei auch im Bio-Anbau nicht alles rosarot und nicht alle Probleme ließen sich leicht lösen. Zudem müsse man schon einiges dazutun, um ein intaktes Ökosystem mit gesundem Boden zu erhalten. „Das Denken ist grundsätzlich anders, denn es gibt keine Möglichkeit, bei Problemen kurzfristig zu reagieren; man muss das Ganze langfristig sehen und das System stärken“, betont Friedrich Rapp.

Der Anbau nach Bioland-Richtlinien erlaubt weder mineralische Düngemittel noch Pestizide oder Herbizide; nur organische Dünger und Pflanzenextrakte dürfen zum Einsatz kommen. „Wir machen viel mit Gründüngung, besprüht mit effektiven Mikroorganismen, damit es im Boden fermentiert und nicht fault“, erzählt Friedrich Rapp. Derzeit experimentiere man zudem mit Pflanzenkohle, mit deren Hilfe Nährstoffe und Wasser im Boden gebunden werden sollen. Das soll den Humusgehalt fördern und gegebenenfalls ermöglichen, zeitiger im Frühjahr mit dem Anbau der Kulturen zu beginnen.

Soweit möglich wird zudem rund ein Viertel der Anbaufläche nicht für den Gemüsebau verwendet, sondern mit tief wurzelnden, humusfördernden Pflanzen bebaut, damit der Boden sich regenerieren kann. Beikräuter verursachen im Bio-Anbau einen deutlich höheren Aufwand als im konventionellen: Da keine Unkrautvernichtungsmittel erlaubt sind, bleibt als einzige Möglichkeit die mechanische Unkrautbekämpfung. Das ist nach wie vor mit viel Handarbeit verbunden. „Wir nutzen GPS-Technik beim Säen, Pflanzen und Hacken, aber in den Reihen ist nach wie vor Handarbeit angesagt“, erzählt Moritz Rapp. „Es gibt Spitzen, wo in kurzer Zeit viel Fläche bearbeitet werden muss. Dann müssen alle verfügbaren Kräfte ran.“ (Siehe auch unten stehendes Interview.)