Lucky Punch in der letzten Sekunde

Mehr Lucky Punch geht nicht: Buchstäblich in allerletzter Sekunde erzielte Sandro Münch den entscheidenden Treffer beim 29:28-Sieg der SG H2Ku Herrenberg im Oberliga-Spiel gegen die TSG Söflingen. Die Markweghalle stand Kopf, während Münch von seinen Mitspielern als Held des Tages gefeiert wurde.

Von Uwe Priestersbach

Lesedauer: ca. 3min 33sec
Sandro Münch (links/mit Dominic Rose) war nach der Schlusssirene der gefeierte MannGB-Foto: Frank/Eibner

Sandro Münch (links/mit Dominic Rose) war nach der Schlusssirene der gefeierte MannGB-Foto: Frank/Eibner

Die Hallenuhr zeigte nach dem 28:28-Ausgleich der TSG Söflingen 59:56 Minuten an. Noch vier Sekunden verblieben, als der Herrenberger Trainer Fabian Gerstlauer zur letzten Auszeit bat. Nach dem Anspiel fasste sich Münch ein Herz, stieg aus 13 Metern hoch – und traf zur Überraschung der gut 500 Zuschauer aus dieser alles andere als optimalen Distanz zum 29:28. TSG-Keeper Bartlomiej Pawlak, der etliche Herrenberger Würfe entschärft hatte, machte in der letzten Situation keinen glücklichen Eindruck. „Der Wurf war für den Torhüter sehr schwierig“, erklärte der Herrenberger Trainer Fabian Gerstlauer mit Blick auf die Wurfqualität von Sandro Münch. Für ihn war das einfach ein „Lucky Shot, der uns alle glücklich macht“. Und so setze Münch trotz anhaltender Schmerzen am Schienbein „entscheidende Aktionen, die uns helfen“, so der SG-Coach.

Siebter Söflinger Feldspieler
macht Herrenberg Probleme

Zuvor hatten sich die Herrenberger Oberliga-Männer besonders mit dem siebten Feldspieler schwergetan, den die TSG Söflingen in der zweiten Spielhälfte immer wieder einsetzte, um in Überzahl zum Torerfolg zu kommen. „Das kann man kaum besser spielen“, wusste Gästetrainer Steffen Klett nach dem Spiel – und er fügte enttäuscht hinzu: „Das letzte Tor tut natürlich weh.“ „Der siebte Feldspieler hat uns Probleme gemacht“, räumte SG-Trainer Gerstlauer nach dem hart umkämpften Spiel ein. Doch hatte er nach der Umstellung auf eine 5:1-Abwehr und gerade in der Schlussphase auch „entscheidende Ballgewinne“ seiner Mannschaft gesehen.

Auf der Bank nahm im Kreis der Offiziellen auch Christian Dürner Platz. „Er trainiert ab und zu mit uns, um sich fit zu halten“, erklärte Gerstlauer. Und weil am Samstag ein Platz auf der SG-Bank frei war, unterstützte der frühere Spielmacher den Trainer und die Mannschaft während des Spiels.

In der Start-Sieben standen angeschlagene Spieler, hinter deren Einsatz im Vorfeld noch Fragezeichen gestanden hatten. Das galt vor allem für Sandro Münch, dessen verheilte Bruchstelle am Schienbein Probleme macht. Deshalb nahm Gerstlauer ihn nach sieben Minuten auch aus dem Spiel und für ihn kam Dominic Rose auf Rückraummitte. Zu diesem Zeitpunkt stand es 2:2, wobei sich die Hausherren anfänglich mit der offensiven 3:2:1-Deckung der Söflinger schwertaten.

Lange unterbrochen war die Begegnung dann nach 17 Minuten: Alexander Zürn hatte Gästespieler Lukas Francik bei einer Angriffsaktion unbeabsichtigt mit dem Ellenbogen über dem Auge getroffen. Nach einer Behandlungspause auf dem Spielfeld wurde Francik ins Herrenberger Krankenhaus gebracht, wo die Platzwunde mit mehreren Stichen genäht wurde.

Kurz darauf erzielte Max Fuhrmann mit einem verdeckten Wurf das 7:7. Und als SG-Keeper Nicolas Rhotert bereits den dritten freien Wurf entschärft hatte, war es Finn Böhm, der am Kreis auf 9:8 (26.) vorlegte. 24 Sekunden vor dem Pausenpfiff nahm Gerstlauer eine Auszeit und den Torwart aus dem Spiel. Die Rechnung ging auf, Janne Böhm stieg in Überzahl quasi mit dem Pausenpfiff zum 12:10 hoch.

Im zweiten Durchgang gingen dann die die Söflinger dazu über, ohne Torwart, aber dafür mit einem siebten Feldspieler zu agieren. Was allerdings auch schiefgehen kann: Im ersten Versuch traf Sascha Marquardt statt des leeren TSG-Gehäuses zwar noch die Latte, beim zweiten Mal glich er beim Anspiel von der Mittellinie aber zum 16:16 aus.

Nach 40. Minuten drohte das Spiel zugunsten des Tabellensechsten zu kippen. So wurden Herrenberger Ballverluste und Fehlwürfe von der TSG Söflingen mit dem Zwischenstand von 21:17 (42.) bestraft. Doch nun stellte Gerstlauer die Abwehr auf 5:1 um und die Hausherren bekamen wieder den nötigen Zugriff auf das Spiel. Zwar lagen die Gäste in der 50. Minute noch mit 25:22 vorne, doch als sich Münch zum 24:25 (52.) durchtankte und Jannis Mezger beim 25:25 den Ausgleich erzielte, war alles wieder offen – und es folgte eine hochspannende Schlussphase. So wehrte Marvin Heinz im Herrenberger Tor einen ganz wichtigen Ball ab, während Janne Böhm nach einer starken Einzelaktion auf 27:26 (59.) vorlegte. „Er hat heute gegen die offensive TSG-Abwehr seine Eins-gegen-eins-Qualitäten gezeigt“, lobte der SG-Coach später.

Als die Söflinger in der Schlussminute beim 27:27 wieder ausglichen, wollte die SG eine schnelle Mitte spielen, zumal das TSG-Gehäuse noch verwaist war. Doch die Schiedsrichter ordneten erst mal einen Wischeinsatz an, was in den Augen des Herrenberger Trainers „ein klarer Nachteil für uns war“. Was anschließend folgte, bezeichnete er daher als ausgleichende Gerechtigkeit. „Das war eine tolle Sache“, meinte Gerstlauer bei der Pressekonferenz mit Blick auf den lautstarken „Support“ von den Rängen. Mit Hilfe des Publikums wollen die SG-Männer am kommenden Sonntag (17 Uhr/Markweghalle) nun auch den nach wie vor ungeschlagenen Aufstiegsfavoriten aus Pforzheim „richtig ärgern“.

SG H2Ku Herrenberg: Rhotert und Heinz (beide im Tor), Schopp (4), Fuhrmann (2), Marquardt (4), Zürn, Finn Böhm (1), Janne Böhm (6), Münch (3), Bröhl (2), Rose (5/4), Mezger (2), Schnitzler, Seeger

TSG Söflingen: Pawlak und Henke (beide im Tor), Kaulitz, Kraft, Schaaf (4), Bittner (4), Schramm (3), Salger (3), Vesligaj, Francik (2), Fischer (4), Mäck (1), Klett(7/4), Eberhardt

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Erstellt:
4. November 2019

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