Mannschaft ist zur Familie zusammengewachsen

Die SG H2Ku Herrenberg meldet den nächsten Vollzug hinsichtlich der Zusammenstellung ihres Kaders für die kommende Saison in der Zweiten Bundesliga der Frauen. Mit Marie-Christine Beddies hat der Wirbelwind der Mannschaft seine Zusage für ein weiteres Jahr gegeben. Die 22-Jährige geht ab Sommer dann in ihre bereits sechste Saison im Dress des Gäuteams.

Von Edip Zvizdiç

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Marie Beddies (links) imZweikampf mit SwantjeHeimburg (Union Halle Neustadt) GB-Foto: Schulz/Eibner

Marie Beddies (links) im Zweikampf mit Swantje Heimburg (Union Halle Neustadt) GB-Foto: Schulz/Eibner

„Es gibt für mich überhaupt keinen Grund, mich nach etwas anderem umzuschauen“, erklärt Marie Beddies kurz, um dann doch etwas tiefer ins Detail zu gehen und ihre Beweggründe, auch in der kommenden Runde den Dress der SG H2Ku Herrenberg überzuziehen, darzulegen. „Ich habe hier alles, was ich brauche. Zum einen studiere ich in Tübingen. Ferner habe ich hier eine Mannschaft, die zu einer kleinen Familie zusammengewachsen ist und sich auch abseits des Platzes super versteht. Mit dem Trainerteam passt es auch überragend. Und seit drei Wochen wohne ich nun auch in Herrenberg, so dass das Gesamtpaket einfach stimmt.“

Seit 2015, damals noch mit Zweitspielrecht seitens der TuS Metzingen ausgestattet, nennt die mittlerweile 22-Jährige die Herrenberger Markweghalle ihre sportliche Heimat. Bis zu den C-Junioren noch bei ihrem Heimatverein VfL Pfullingen am Ball, zog es Marie Beddies danach – auf den Spuren ihrer drei Jahre älteren Schwester Katharina – zu den „TuSsies“ nach Metzingen, wo sie auch im Aktivenbereich Fuß fasste. Hauptsächlich in der Bundesliga-Reserve kam sie fortan zum Zug. „Für die erste Mannschaft in der Bundesliga hat es nicht ganz gereicht, auch wenn ich dort regelmäßig mittrainiert habe“, erinnert sich die quirlige Spielmacherin ohne Groll.

Das eine Jahr mit Zweitspielrecht in Herrenberg überzeugte sie schließlich, komplett die Farben zu wechseln. Und seit 2016 wirbelt Marie Beddies – vorzugsweise über Rückraum Mitte, gelegentlich auch über außen – die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander. Und wird das auch für eine weitere Saison machen. Sehr zum Entzücken von Mike Leibssle. „Ich freue mich riesig, dass Marie meine Spielerin bleibt. Sie ist nicht nur menschlich ein Gewinn für die Mannschaft sondern auch sportlich kaum zu ersetzen. Für mich gehört sie zu den handlungsschnellsten Spielerinnen der Zweiten Bundesliga.“ Hin und wieder, fügt der SG-Coach mit einem Augenzwinkern hinzu, sei sie sogar „zu schnell für sich selbst“.

Erstaunlich findet Mike Leibssle, mit welchem Tempo Marie Beddies nach ihrem Kreuzbandriss wieder auf das Feld zurückgekehrt war. Am 12. Januar vergangenen Jahres verletzte sie sich, am 14. September, dem zweiten Spieltag der aktuellen Runde, stand sie wieder auf dem Platz und krönte ihr Comeback beim 25:24-Auswärtssieg beim TVB Wuppertal mit zwei Toren. „Das war ein schönes Gefühl“, erinnert sich Marie Beddies, die für ihre Rückkehr aber auch richtig geschuftet hatte. „Marie hat viel für ihr Comeback getan, täglich in die Reha investiert“, ist Mike Leibssle jetzt noch begeistert vom Willen seiner kleinsten Spielerin. „Hätte sie das nicht getan, hätte sie sich aber auf lange Sicht auch ihrer Stärken beraubt.“

Ihren Willen stuft Beddies nebst ihrer Schnelligkeit als ihre größte Stärke ein. „Ich will jeden Tag besser werden“, sagt die 22-Jährige. „Und dafür gehe ich auch dahin, wo es wehtut. Ohne Rücksicht auf Verluste.“ Angst kannte sie auch bei ihrer Rückkehr keine. „Ein wenig Respekt hatte ich, deshalb habe ich mich über außen langsam herangetastet. Aber ich kenne meinen Körper und weiß, was ich ihm zumuten kann.“ Mit jedem Spiel stieg dann auch das Selbstbewusstsein, so dass Mike Leibssle ganz schnell wieder seinen „alten“ Wirbelwind im Kader begrüßen konnte.

Zufrieden ist Marie Beddies deshalb aber noch lange nicht. Ganz im Gegenteil. Sie erkennt noch reichlich Möglichkeiten, ihr eigenes Spiel zu verbessern. „Schlagwürfe traue ich mich immer noch nicht so richtig, obwohl sie im Training eigentlich ganz gut klappen.“ Insgesamt will sie noch variabler spielen, vorne wie hinten. „Das Timing in der Abwehr könnte auch besser sein“, zeigt sie sich durchaus selbstkritisch.

Dass es in dieser Saison mehr Probleme als erwartet gibt und die Zweitliga-Frauen der SG H2Ku Herrenberg im Kampf um den Klassenerhalt feststecken, wundert Marie Beddies indes. „Eigentlich haben wir die Qualität im Team, um weiter oben in der Tabelle zu stehen. Leider bringen wir es in dieser Saison zu selten auf den Platz.“ Dennoch ist sie sicher, dass es auch im nächsten Jahr Zweitliga-Handball in Herrenberg geben wird. „Wir werden das schaffen, da habe ich nicht mal den leisesten Zweifel.“ Und dann will Marie Beddies in der kommenden Saison mit ihren Teamkolleginnen zeigen, was tatsächlich in der Mannschaft steckt.

Da Katharina Beddies vor der aktuellen Runde ihren vorläufigen Rücktritt vom Handball vollzogen hat, ist die Jüngere der beiden Beddies-Schwestern nun das sportliche Aushängeschild der Familie. Zu gerne wäre Marie Beddies noch einmal mit ihrer Schwester zusammen aufgelaufen. „Ich konnte sie aber nicht überzeugen, nach Herrenberg zu kommen, da sie unbedingt eine Pause vom Handball einlegen wollte. Und sie genießt ihre Freizeit derzeit in vollen Zügen. Aber mal schauen, vielleicht bekommt Katharina bald schon wieder Lust. Ich bleibe dran, weil ich mich freuen würde, noch mal mit ihr zusammenspielen zu können.“

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Erstellt:
15. Februar 2020

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