Marco Nüßle tut auch dem Trainer weh

Marco Nüßle tut auch dem Trainer weh

Youngster Marco Nüßle (blauesTrikot) scheutkeinen Zweikampf. Hier ringt der Kuppinger mit Oberjettingens Sainey Faye intensiv um den BallGB-Foto (Archiv):Vecsey

Wenn man sich nicht verbessern will, kann man es auch gleich lassen.“ Nein, ein Lautsprecher ist Marco Nüßle zwar nicht. Aber der Offensivspieler des TSV Kuppingen hat klare Vorstellungen. Im Fußball genauso wie im Leben abseits des Sportplatzes. Der 20-Jährige spielt zwar erst seine zweite Saison als Aktiver, hat sich beim A-Ligisten aber bereits zur unangefochtenen Stammkraft gemausert. „Weil er schnell und willig ist, mit brutaler Intensität spielt und volle Kanone in jeden Zweikampf geht“, hebt Ralf Richter die sportlichen Vorzüge von Marco Nüßle hervor.

Der Kuppinger Spielertrainer kennt seinen Schützling und Mitspieler zwar erst seit der Übernahme des Übungsleiterpostens beim TSV, ist aber vollauf überzeugt von den Qualitäten seiner Nummer neun. „Marco ist ein klasse Typ, bodenständig und ein richtiger Kuppinger Junge. Er identifiziert sich tausendprozentig sowohl mit dem Ort als auch dem Verein.“ Dennoch habe auch Marco Nüßle noch Defizite, an denen er arbeiten müsse. Vor allem im technischen Bereich bestehe noch viel Verbesserungsbedarf. „Das Schöne ist aber“, so Ralf Richter, „dass Marco an seinen Schwächen auch arbeiten will. Für einen Trainer ist ein Spieler seiner Marke der Idealfall.“

Wie wertvoll Marco Nüßle in den Augen seines Trainers ist, unterstreicht folgende Aussage von Ralf Richter: „Bei mir spielt er, wenn das Ergebnis eng ist, immer durch. Auch wenn er mal einen eher schlechteren Tag hat. Weil er eben immer für ein Tor gut ist.“ Mit bislang sechs Toren in acht Saisonspielen hat er das Vertrauen seines Coaches auch vollauf bestätigt. Mit seinen Offensivpartnern Danilo Blumrodt (fünf Saisontore) und Jan Bzullak (vier) harmoniert er bestens. Und Futterneid zwischen den Stürmern gebe es auch nicht. „Ich freue mich auch über Vorlagen, wenn ich meinen Sturmpartnern zu einem Tor verhelfen kann“, sagt Marco Nüßle.

Was wohl auch daran liegt, dass er trotz seiner sechs erzielten Saisontore noch viele weitere gute Möglichkeiten ungenutzt verstreichen ließ. „Marco könnte, ja müsste sogar gut und gerne zwölf Treffer auf seinem Konto haben“, weiß Ralf Richter, der aber fest davon überzeugt ist, dass sich das Abschlussverhalten seines Schützlings verbessern wird. Dafür müsse Marco Nüßle aber auch deutlich cleverer agieren. „Marco ist so anständig, dass er teilweise trotz Foulspiels gegen ihn im gegnerischen Strafraum weiterläuft und aus spitzem Winkel den Abschluss sucht. Er kann sich ruhig nach Kontakt auch mal fallen lassen.“

Das, betont Ralf Richter, soll aber nicht heißen, dass er „seine Spieler zu Schwalben animieren“ will. „Aber wir haben, seit ich in Kuppingen das Zepter übernommen habe, in 21 Partien – Testspiele inbegriffen – nur einen einzigen Elfmeter zugesprochen bekommen. Bezüglich der Cleverness im Team haben wir noch deutlich Nachholbedarf.“ Dabei sei Marco Nüßle eigentlich prädestiniert, um Strafstöße zu ziehen. „Marco ist unglaublich schnell und darüber hinaus auch ein kleiner Spitzbub. Diese Eigenschaften nutzen andere Spieler, um zu leichten Toren zu kommen.“ Dennoch habe es Marco Nüßle im Verbund mit seinen Offensivpartnern geschafft, dass vom letztjährigen Zweier-Sturm Fatih Halil (zum Türk. SV Herrenberg) und Nick Prokein (zum SV Deckenpfronn) in Kuppingen kaum noch geredet wird.

15 Jahre, seit der Bambini-Zeit, jagt Marco Nüßle beim TSV schon dem runden Leder hinterher. Ob das auch in den kommenden Jahren so bleiben wird, macht der 20-Jährige von den Umständen abhängig. „Wenn es so läuft wie derzeit, sehe ich keinen Grund, mich zu verändern. Der Zusammenhalt ist groß und der Spaß kommt auch nicht zu kurz.“ Aber es müsse auch eine Entwicklung nach oben erkennbar sein. „Ich bin ehrgeizig, will mich verbessern. Und das erwarte ich auch von meinen Mitspielern und der gesamten Mannschaft.“ Als Jungspund hat Marco Nüßle die Spiele des TSV in der Bezirksliga verfolgt – und genau da will er mittelfristig auch auflaufen. „Das wäre geil, wenn wir es wieder nach oben schaffen könnten.“

Klare Ziele hat Marco Nüßle auch abseits des Sportplatzes. Der gelernte Elek-triker strebt eine zweite Ausbildung, dieses Mal als Landwirt, an. Zwei Jahre lang, jeweils von November bis März und über Abendschule und Samstagsunterricht will er sich vorbereiten, um irgendwann einmal den elterlichen Bauernhof mit seinen 500 Mastplätzen übernehmen zu können. „Es ist nie schlecht, wenn man sich breiter aufstellt und ein zweites Standbein hat“, erklärt Nüßle sein Vorhaben. Und wirkt dabei äußerst reif. Eine Reife, auf die auch Ralf Richter baut. „Marco steckt noch in seiner Entwicklungsphase, ist in vielen Bereichen aber schon sehr weit.“ Er hinterlasse zwar auf den ersten Blick einen kleinen und schmächtigen Eindruck, habe aber „eine unglaubliche Power“, so der TSV-Spielertrainer weiter. „Im Training kommt es oft zu Situationen, in denen man eine mitbekommt. Und jedes Mal denke ich, das war einer meiner Bockler, ehe ich bemerke, dass es doch Marco war. Er geht dahin, wo es wehtut, ohne Rücksicht auf Verluste. Und damit ist er in jungen Jahren schon ein Vorbild für seine Mitspieler.“ Am Sonntag (15 Uhr) werden die Spieler des TSV Waldenbuch Bekanntschaft mit Nüßle machen.“ EDIP ZVIZDIÇ

Alle Begegnungen des Wochenendes in der Kreisliga A2 finden Sie unter der Rubrik „Sporttermine am Wochenende“ auf Seite 28.