Mehr Platz für Flüchtlinge nötig

Herrenberg: Mobile Unterkünfte sind auf dem ehemaligen BayWa-Areal geplant. Der Container-Standort am Kuppinger Römerweg soll verlängert werden.

Mehr Platz für Flüchtlinge nötig

Das BayWa-Gelände könnte bis zu fünf Jahre lang weiterer mobiler Standort zur Flüchtlingsunterbringung werden. GB-Foto

In der Herrenberger Mehrzweckhalle stehen Behelfsunterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Ländern zur Verfügung. Im kommenden Jahr sind aber mehr und andere Unterkünfte nötig, um die Menschen angemessen versorgen zu können. Übergangsweise soll das ehemalige BayWa-Areal an der Kalkofenstraße für die nächsten drei bis fünf Jahre zum Standort für mobile Unterkünfte werden, teilt die Stadt Herrenberg mit. Der bestehende Container-Standort am Kuppinger Römerweg soll um zwei Jahre verlängert werden. Das Thema berät der Gemeinderat am 20. Dezember.

Die Stadt steht vor der großen Aufgabe, bis Ende 2023 Unterkünfte für rund 330 Geflüchtete zur Verfügung zu stellen. Die kurzfristig eingerichtete Notunterkunft in der Mehrzweckhalle bietet rund 150 Schlafplätze, die mit dem allernötigsten ausgestattet sind. Allerdings soll dieses Provisorium möglichst kurz genutzt werden, denn die Kosten sind hoch, der Wohnkomfort minimal und die Halle wird baldmöglichst wieder als Veranstaltungsort benötigt.

„Die Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten ist eine große und vielseitige Aufgabe. Um sie zu bewältigen, müssen wir weiter entschlossen an einem Strang ziehen und unsere gebündelten Kräfte einsetzen“, betont Erster Bürgermeister Stefan Metzing, der vor allem bei den Nachbarn an den geplanten Standorten um Verständnis wirbt.

Ein wenig mehr Wohnkomfort und Privatsphäre

Deshalb hat die Verwaltung alle denkbaren städtischen und privaten Grundstücke im gesamten Stadtgebiet unter die Lupe genommen, um einen geeigneten Standort für die Unterbringung von Geflüchteten in mobilen Wohncontainern in den nächsten drei bis fünf Jahren zu finden. Hier galt es, Flächen ausfindig zu machen, die schnellstmöglich verfügbar sind und eine große Bettenkapazität und damit effektive Abläufe bei Betrieb und Betreuung erlauben. Die zentrale Lage in erreichbarer Nähe von Bildungs- und Betreuungsstätten war ebenfalls ein wichtiges Kriterium, ebenso die Rahmenbedingungen für eine möglichst eigenständige Lebensführung der Bewohner.

Am Standort Römerweg in Kuppingen gibt es aktuell acht Wohncontainer mit 27 Betten. Die Nutzung war ursprünglich auf zwei Jahre bis Ende 2022 befristet. Wegen der akut hohen Flüchtlingszahlen und Prognosen für das kommende Jahr ist es notwendig, diesen Unterbringungsstandort um zwei Jahre zu verlängern. Die Nachbarschaft wird zur Sitzung des Kuppinger Ortschaftsrates am Dienstag, 6. Dezember, eingeladen, bei der die Notwendigkeit der Verlängerung erläutert und um Verständnis geworben werden soll. Ein zweiter Standort – für eine deutlich größere Zahl an Unterkünften – soll das ehemalige BayWa-Areal in der Kernstadt werden. Für die zentrale Brachfläche im städtischen Eigentum gab es städtebauliche Pläne für einen Mix aus Büro-, Wohn- und Gewerbenutzung, der sich mit einem Investor zunächst nicht realisieren ließ. Deshalb soll das rund 10000 Quadratmeter große Gelände am Bahnhof in zwei Abschnitte geteilt werden.

Ein erster Abschnitt an der Kalkofenstraße soll im Lauf des Jahres 2023 zum temporären Wohnort für Geflüchtete mit einer Maximalkapazität von circa 300 Betten werden. Ein mobiles Zuhause auf Zeit sollen die neuen Unterkünfte den Geflüchteten bieten. Anders als in der Notunterkunft in der Halle bieten die geplanten Containerbauten ein wenig mehr Wohnkomfort und Privatsphäre sowie eine möglichst eigenständige Lebensführung. Auch für Angebote wie Sozialbetreuung und Integration ist der neue Standort gut geeignet.

Der zweite Abschnitt an der Nagolder Straße steht weiterhin für eine städtebauliche Entwicklung und mögliche Vermarktung zur Verfügung, falls sich bereits in den nächsten Jahren interessierte Investoren finden sollten. Die Verwaltung lädt die Nachbarschaft in zwei Wochen zu einer Informationsveranstaltung am Donnerstag, 15. Dezember, ein.

Für eine Unterkunft auf Dauer sucht die Herrenberger Stadtverwaltung nach wie vor geeignete Immobilien und Grundstücke. Im Fokus der Suche stehen Unterkünfte mit einfachem Wohnstandard, die soziale Notlagen abfedern und die Bewohner motivieren, die eigenen Lebens- und Wohnverhältnisse aktiv zu verbessern. Dazu laufen derzeit Gespräche mit Eigentümern, Ergebnisse stehen aber bislang noch aus, heißt es aus dem Rathaus. -gb-