„Mir ist die Arbeit nie zu viel geworden“

Stolze 42 Jahre lang war Inge Eißler im Kirchengemeinderat Breitenholz aktiv. Kürzlich wurde sie feierlich aus diesem Ehrenamt verabschiedet. Nach sieben erfolgreichen Legislaturperioden hatte sie sich nicht mehr aufstellen lassen, um Platz für Jüngere zu machen.

Von Jutta Krause

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Inge Eißler hat sich zwar nach 42 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit aus dem Kirchengemeinderat in Breitenholz zurück-gezogen, aber künftig wird sie dem Bezirksseniorenrat vorstehen GB-Foto: Holom

Inge Eißler hat sich zwar nach 42 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit aus dem Kirchengemeinderat in Breitenholz zurück-
gezogen, aber künftig wird sie dem Bezirksseniorenrat vorstehen GB-Foto: Holom

Bereits kurze Zeit nachdem sie mit ihrem Mann Günter Eißler nach Breitenholz gezogen war, wurde sie gefragt, ob sie sich für den Kirchengemeinderat aufstellen lassen wolle, erinnert sich die heute 72-jährige pensionierte Grund- und Hauptschullehrerin. Sie habe gezögert, weil sie dachte, als neue „Reigschmeckte“ habe sie wohl kaum eine Chance, gewählt zu werden. Es kam anders: 1977 trat Inge Eißler ihr Amt an, fünf Jahre später wurde sie gar zur Vorsitzenden des fünfköpfigen Gremiums gewählt – eine Aufgabe, die sie bis zu ihrer Verabschiedung mit Herzblut und Gewissenhaftigkeit erfüllte.

Sie erinnert sich noch gut an die Anfangsjahre. „Wir waren damals ein junger Kirchengemeinderat, alle fünf waren neu im Amt“, erzählt sie. „Als wir anfingen, war gerade Vakatur in Entringen und Breitenholz. Das war nicht einfach für uns.“ Damals, erzählt sie, sei ein Pfarrer für beide Gemeinden zuständig gewesen. „Wir waren Neulinge und mussten während der zweijährigen Vakatur alles selber machen – von den Anfragen im Pfarrbüro bis hin zur Organisation. Dabei hat uns die Sekretärin im Entringer Pfarrbüro unterstützt.“

In den vier Jahrzehnten hat sie mit fünf verschiedenen Pfarrerinnen und Pfarrern zusammengearbeitet. 1979 kam Pfarrer Voggl, dessen Einsatz zu verdanken sei, dass Breitenholz zur Pfarrverweserei wurde – eine selbstständige Kirchengemeinde ohne ständigen eigenen Pfarrer. Auf ihn folgten Gabriele Duncker, Esther Betz-Börjes, in deren Zeit die Verweserei in eine halbe Stelle umgewandelt wurde, Regina Glaser, mit der Inge Eißler bis heute eine tiefe Freundschaft verbindet, und Christine Knoll, die ihr Amt noch bis Oktober dieses Jahres ausüben wird. Danach sollen Entringen und Breitenholz wieder zu einer Pfarrstelle zusammengefasst werden (der „Gäubote“ berichtete). In die Anfangszeit von Inge Eißlers Tätigkeit im Kirchengemeinderat fiel auch die Entscheidung, das Pfarrhaus zu verkaufen und ein neues Gemeindehaus zu bauen. Das großzügige Gebäude wurde 1982 eingeweiht.

   So spannend es war, die Entstehung des Gemeindehauses zu begleiten: Die beiden Kirchturm-Renovierungen, die ebenfalls in Inge Eißlers Amtszeit fielen, waren nicht minder aufregend. Der Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert ist der älteste Teil der Breitenholzer Wendelinskirche, deren Schiff aus den 1960er Jahren stammt. „1990 ging von unten bis oben ein Riss durch den Turm. Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass die Fundamente schlecht sind“, erinnert sich die langjährige Rätin. Es folgte eine Restaurierung, bei der die Fundamente mit Beton stabilisiert und die Eckquader freigelegt wurden.

Als 2007 die Innenrenovierung anstand, auf die die Gemeinde lang gespart hatte, kam die böse Überraschung. „Der Architekt guckte sich den Turm an und meinte: Erst muss hier etwas getan werden. Aus den Quadern waren riesige Brocken herausgebrochen.“ Die Innenrenovierung musste warten, konnte aber dank großzügiger Spenden der Breitenholzer knapp acht Jahre später in Angriff genommen werden. Dabei wurden Heizung, Beleuchtung und Böden erneuert, die Wand bekam eine Dämmschicht und die Bilder wurden neu gehängt. „Vorher war es in der Kirche ein bisschen düster und die Metallträger schauten durch den Putz. Nach der Innenrenovierung ist die Kirche wieder schön“, schwärmt Inge Eißler.

Neben all den organisatorischen Aufgaben war es der Lehrerin, die bis zu ihrer Pensionierung 2009 insgesamt 38 Jahre lang an der Altinger Grund und Hauptschule unterrichtet hatte – und zehn Jahre davon als Stellvertreterin von Rektor Ulrich Scheufele war – vor allem wichtig, dass die Menschen sich in der Gemeinde wohlfühlen und gern in den Gottesdienst und zu den verschiedenen Gruppen kommen. Vor allem der Seniorenkreis lag ihr am Herzen – in diesem Bereich will sie sich auch weiterhin einbringen und die monatlichen Treffen betreuen.

Langweilig wird es Inge Eißler sicher nicht so schnell werden: Im Juli 2019 hat sie den Vorsitz des Bezirksseniorenrats von Dr. Roland Ensinger übernommen und wird sich in diesem Amt noch mehr in die Seniorenarbeit einbringen. Ihre Zeit im Kirchengemeinderat habe ihr viel Freude gemacht, auch wenn das Amt mit viel Arbeit verbunden gewesen sei, resümiert sie zufrieden. „Mir ist die Arbeit nie zu viel geworden. Aber jetzt ist es gut.“

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Erstellt:
3. März 2020

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