Nagelsmann entnervt: „Dann würden wir Meister werden“

dpa Mönchengladbach. 1899 Hoffenheim hat am 31. Spieltag schon zum zwölften Mal eine Führung verspielt. Hätte die TSG all diese Spiele gewonnen, wäre sie Tabllenführer. So wird es sogar mit der Europacup-Qualifikation knapp.

Von Von Holger Schmidt und Johannes Neudecker, dpa

Lesedauer: ca. 2min 32sec
Gladbachs Tobias Strobl (l) und Denis Zakaria (r) versuchen Hoffenheims Florian Grillitsch den Ball abzunehmen. Foto: Marius Becker

Gladbachs Tobias Strobl (l) und Denis Zakaria (r) versuchen Hoffenheims Florian Grillitsch den Ball abzunehmen. Foto: Marius Becker

Das Déjà-vu in seinem drittletzten Spiel als Hoffenheim-Trainer konnte Julian Nagelsmann nur noch mit Ironie ertragen.

Im kleinen Endspiel um Europa hatte sein Team Borussia Mönchengladbach auf deren Platz teilweise vorgeführt, beim 2:2 (1:0) aber zum 12. Mal im 31. Spiel eine Führung verspielt. „Wenn wir die Qualität hätten, all diese Spiele über die Zeit zu bringen, dann könnten Bayern und Dortmund machen, was sie wollen“, sagte Nagelsmann: „Dann würden wir Meister werden. Leider haben wir diese Qualität nicht. Deshalb stehen sie da oben. Und wir stehen da, wo wir stehen.“

Das war am Samstagabend Rang sieben. Sollte Bayer Leverkusen am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt punkten, würde Hoffenheim sogar aus den Europacup-Rängen rutschen. Dass sich Nagelsmann in zwei Wochen mit der zweiten Champions-League-Qualifikation in Folge in Richtung Leipzig verabschiedet, ist nun fast ausgeschlossen.

Doch seine Rechnung stimmt: 51 Punkte hat sein Team auf dem Konto, 26 hat es nach Führung verspielt. Und mit 77 Zählern ständen die Kraichgauer vor dem FC Bayern (74). Dass Hoffenheim nach den Lattentreffern von Stefan Posch (35.) und Nationalspieler Nico Schulz (78.) am Samstag nun schon 26 Mal das Aluminium getroffen hat, wollte Nagelsmann aber nur bedingt als Ausrede gelten lassen. „Wir haben auch vorbeigeschossen, uns zwei- dreimal selbst die Bälle weggenommen - heute war einfach alles dabei, was vergebene Torchancen erklärt.“

Die Hoffenheimer Spieler machten nach den Führungen durch Pavel Kaderabek (33.) und Nadiem Amiri (79.) sowie den Ausgleichstreffern durch Nationalspieler Matthias Ginter (72.) und Josip Drmic (84.) aber eher die schwache Defensive als Hauptproblem aus. „Wir hätten am Ende das Tor nicht bekommen dürfen. Das hat nichts mit den Chancen zu tun“, meinte Schulz. Und der erneut starke Mittelfeld-Stratege Kerem Demirbay forderte: „Wir dürfen einfach nicht so viele Gegentore bekommen. Wir müssen auch mal zu null spielen.“

So oder so: Dass die Hoffenheimer die extrem verunsicherten Gladbacher selbst stark gemacht, war nachher für alle Beteiligten selbsterklärend. „Es ist doch klar, dass der Gegner irgendwann mehr an sich glaubt“, sagte der 31-jährige Nagelsmann. „Psyche von Mannschaften ist manchmal sehr, sehr leicht zu erklären“, erklärte auch sein 23 Jahre älterer Kollege Dieter Hecking: „Hoffenheim hätte den Sack zumachen müssen. Aber mit jeder nicht genutzten Chance wurde klarer, dass wir noch unsere Möglichkeiten kriegen.“

So bleibt die mit nur zwei Siegen aus zwölf Spielen taumelnde Borussia einen Punkt vor Hoffenheim auf einem Europa-League-Platz. Zum Retter wurde in Joker Drmic letztlich ein kaum Berücksichtigter, der fast ein Jahr nicht getroffen hatte. „Ich bin einfach mega-happy“, sagte der Schweizer: „Die Situation war sehr schwer. Jetzt ist sie eine andere.“

Die nervliche Anspannung ist Gladbach nach dem Absturz aber anzumerken. Das Ziel für die Borussia, die am 20. Spieltag noch Zweiter vor dem FC Bayern war, muss sein, den Vorsprung irgendwie ins Ziel zu retten. Deshalb störten Hecking, der im Sommer vom Salzburger Marco Rose abgelöst wird, auch die Pfiffe der Fans. „Das hilft uns nullkommanull“, sagte er: „Es wäre schon schön, wenn die Unterstützung da ist, um gemeinsam das Ziel zu erreichen.“

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Erstellt:
4. Mai 2019
Aktualisiert:
4. Mai 2019

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