Naturbad muss erneut schließen

Herrenberg - Das Herrenberger Naturfreibad wird erneut vorübergehend seine Pforten schließen: An zwei Messstellen im Freibadbecken wurden erhöhte Werte des Bakterienkeims Pseudomonas aeruginosa festgestellt. Die Wasserprobe, deren Ergebnis jetzt vorliegt, stammt vom 8. Juli. Das teilt die Stadtverwaltung mit.

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Naturbad muss erneut schließen

Wie die letzten Tage laut der Pressemitteilung gezeigt haben, funktioniere der Filter im Naturfreibad einwandfrei. Daher gehen die Stadtwerke davon aus, dass die Wasserwerte zwischenzeitlich wieder im Rahmen der vorgegebenen Parameter liegen. Dennoch pausiere das Bad bis ein neuerliches Probeergebnis vorliege. Die Stadtwerke haben in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Böblingen deshalb heute, Dienstag, 14. Juli, ab 13 Uhr eine vorübergehende Betriebspause für das gesamte Naturfreibad vorgesehen.

Nach einer ersten Schließung vom 4. bis 8. Juli war das Naturfreibad seit 9. Juli wieder geöffnet. Proben vom 6. Juli hatten ergeben, dass keine Verkeimung mehr vorliegt. An allen Messstellen lag der Pseudomonaden-Wert laut Stadtverwaltung bei null. Da eine unzureichende Durchströmung des Beckens als Grund für die erhöhten Werte ermittelt worden sei, arbeiteten die Umwälzungspumpen mit erhöhter Leistung, außerdem waren zusätzliche Tauchpumpen im Einsatz. Darüber hinaus hatten die Stadtwerke die Reinigungsaktivitäten verstärkt. Diese Maßnahmen zeigten laut Stadtrverwaltung auch den gewünschten Erfolg, so dass die Öffnung des Bades am 9. erfolgen konnte.

Noch während der Betriebsvorbereitung für die Öffnung seien am 8. Juli neuerlich Proben genommen worden, die jetzt allerdings Anlass zur Beanstandung gegeben hätten. Das Ergebnis der Wasserprobe vom 8. Juli habe an zwei Stellen im Becken erhöhte Werte über 200 Koloniebildenden Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter (ml) aufgezeigt. Der Richtwert liege bei 10 KBE pro 100 ml, der Grenzwert für das benannte Bakterium bei 100 KBE pro 100 ml.

„Ursächlich für die erhöhten Werte ist ausgerechnet die Beckenreinigung, die zeitgleich mit der Probenentnahme stattgefunden hat“, sagt Karsten Kühn, Leiter der Stadtwerke. „Das Ergebnis der Proben zeigt, dass sich in den gereinigten Bereichen offensichtlich zum Zeitpunkt der Probenahme mehr Schwebstoffe im Becken befanden und somit die Konzentration an Pseudomonas aeruginosa erhöht war.“ In der Regel erfolge eine Probeentnahme erst nach der Reinigung des Beckens und nach einer Ruhephase. Über die Ruhephase hinweg sinken laut der Pressemitteilung die Schwebstoffe auf den Grund des Beckens und werden dann von Beckensaugern aufgenommen. „Hier ist uns ein Fehler unterlaufen. Die Ruhephase wurde nicht eingehalten, dadurch erfolgte keine vollständige Absenkung der Schwebstoffe und auch keine Entnahme“, erklärt Kühn. Fest stehe, dass das Bad nun nochmals pausieren müsse, bis durch neuerliche Wasserproben der Nachweis erbracht ist, dass alles wieder passt. Erst wenn die Wasserqualität wieder vollkommen in Ordnung sei, werde das Bad wieder geöffnet. „Die Gesundheit der Badegäste steht für uns an oberster Stelle. Auch wenn nach allem Ermessen davon ausgegangen werden kann, dass die Werte längst wieder in Ordnung sind, folgen wir hier selbstverständlich der Empfehlung des Gesundheitsamts.“

Alle Kunden, die ein Zeitfenster gebucht haben, werden laut Stadtverwaltung per E-Mail über das vorübergehende Badeverbot informiert und erhalten ihre bereits bezahlten Eintrittsgelder in Form einer Gutschrift zurück. Als Wiedergutmachung spendieren die Stadtwerke zudem den Badegästen, die bereits eine Buchung vorgenommen hatten, ihren nächsten Freibadbesuch. Das Online-Ticket-Buchungssystem ist vorübergehend geschlossen.

Bei einem Naturbad erfolgt, wie die Stadtverwaltung erklärt, die Wasserreinigung über natürliche biologische Prozesse, während dies in einem konventionellen Bad über die Zugabe Chlor erfolgt. Daher sei die Überwachung der Wasserwerte im Naturbad weitaus engmaschiger und strenger, als dies bei anderen Bädern der Fall sei. Liege eine Überschreitung der Wassergrenzwerte vor, die – wie im vorliegenden Fall – durch ein äußeres Ereignis ausgelöst werde, so erfolge der Abbau der Keime durch den natürlichen Prozess. Dies benötige zum einen etwas Zeit, zum anderen sei es notwendig, durch eine neuerliche Wasserprobe darzulegen, dass die Werte sich wieder innerhalb der vorgegebenen Bandbreiten bewegten. Auch die Auswertung der Proben benötige eine gewisse Zeit. Daher könne es bei Naturbädern vorkommen, dass vorübergehende Betriebspausen notwendig werden.

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Erstellt:
14. Juli 2020

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