Neues Schotterwerk mit weniger Lärm und Staub

Von Konrad Buck

Ein komplett neues Schottwerk und eine um rund fünf bis sechs Hektar erweiterte Abbaufläche: Die Schotterwerke Böttinger GmbH & Co. KG plant in der Haslacher Plapphalde größere Veränderungen. Das Unternehmen verknüpft indes beide Vorhaben mit einem Junktim und will das Schotterwerk nur dann für zehn Millionen Euro erneuern und modernisieren, wenn die Pläne für die erweiterte Abbaufläche genehmigt werden.

Neues Schotterwerk mit weniger Lärm und Staub

So sieht in der Animation das neue Schotterwerk aus (Ansicht von Süden) GB-Fotos: gb

Gleich drei kommunalpolitische Gremien befassen sich in der nächsten und übernächsten Woche mit dem Thema, das in den vergangenen Jahren immer wieder kommunalpolitischen Zündstoff entfachte: Zunächst berät der Haslacher Ortschaftsrat am Montag, 15. Oktober, einen Tag später der Technische Ausschuss des Gemeinderats und am Dienstag, 23. Oktober, schließlich der Gemeinderat selbst. Zunächst geht es um den immissionsschutzrechtlichen Antrag für den „Bau und Betrieb einer Anlage zum Aufbereiten von Kalkstein“, also um das neu zu bauende Schotterwerk. Alle drei Gremien sollen indes nur zur Kenntnis nehmen, dass die Stadtverwaltung das Einvernehmen zu erteilen beabsichtigt: „Es bestehen keine Gründe, das Einvernehmen der Gemeinde zu versagen“, heißt es zusammengefasst in der Gemeinderats-Drucksache zu dem Antrag, den das Schotterwerk Böttinger beim Landratsamt Böblingen gestellt hat.

In den vergangenen Jahren hatten Gemeinderat und Stadtverwaltung über einen Bebauungsplan Klimaschutzziele, Immissionen und Jahresbetriebstage zu regeln versucht, zumal sich Bürger immer wieder über Lärm, Geruch und Staub beschweren. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gab letztlich aber den Klagen der beiden Firmen Asphaltwerk Morof und Schotterwerk Böttinger statt. Die Vorgaben des Bebauungsplans wurden damit hinfällig, der Gemeinderat hob das Planwerk auf (der „Gäubote“ berichtete).

Vorbrecher soll gedreht werden

Die Firma Schotterwerk Böttinger geht nun selbst in die Offensive: Man wolle mit dem Neubau der „zum Teil berechtigten Kritik“ entgegentreten. Während die bestehende Anlage mit Vorbrecher, Nachbrecher und Siebstraße aus den 1960er Jahren stammt und den heutigen Anforderungen in vielen Belangen nicht mehr gerecht werde, entspreche das neu zu bauende Schotterwerk der aktuellen Technik und ermögliche zahlreiche Verbesserungen bei der Produktqualität, Arbeitssicherheit und Staubbelastung. Eine neue Entstaubungsanlage soll den gesamten Produktionsprozess umfassen, die Förderbänder sollen mit einer Abdeckhaube, das Schottwerk und der Vorbrecher mit einer Einhausung ausgestattet werden. Neue Silos mit direkten Verlademöglichkeiten sollen die Staub- und Lärmwerte ebenfalls reduzieren. Vorgesehen ist auch, die Hoffläche komplett zu asphaltieren, um sie regelmäßig befeuchten und reinigen zu können – auch damit will das Schotterwerk die Staubbelastung minimieren. Zu weniger Lärm führen soll schließlich auch der Umstand, dass der Vorbrecher um 90 Prozent gedreht wird und nicht mehr der Ortslage von Haslach zugewandt ist. „Mit dem Neubau gehen also für die Umgebung erhebliche Verbesserungen einher. Das Unternehmen geht mit dieser Maßnahme die größtmögliche Sanierung an, die besonders beim Staub Verbesserungen mit sich bringen wird“, betont Diplom-Geologe Axel Dörr, der von der Firma beauftragte Planer.

Zudem sei die neue Anlage leistungsfähiger und könne in kürzerer Zeit mehr produzieren. Derzeit werden 1000 Tonnen pro Tag produziert, die neue Anlage ermögliche 2000 Tonnen pro Tag. Es sei aber nicht geplant, die genehmigte Menge zu erhöhen, versichert Axel Dörr: „Das Jahreskontingent bleibt gleich.“ Die bisher genehmigte Verkaufsmenge beläuft sich auf 300000 Tonnen pro Jahr. Die neue Anlage könne aber dazu beitragen, auch die Spitzenzeiten abzudecken und in anderen Wochen nur an vier statt bisher an fünf Tagen zu produzieren. „Wir sind eine reine Bedarfsindustrie“, erläutert Hans-Martin Kübler, der zusammen mit Hermann Klöpfer und Hans-Jörg Fischer als geschäftsführender Gesellschafter amtiert. Als Betriebszeiten beantragt sind Montag bis Freitag von 7 bis 20 Uhr mit einer Betriebsdauer von maximal zwölf Stunden plus eine Stunde Pause. Vorgesehen sind 240 Betriebstage pro Jahr. Ergänzt werden soll der Neubau durch ein neues Wiege- und Sozialgebäude.

Die Firma verknüpft das neu zu bauende Schotterwerk allerdings mit einem Junktim und will die Investitionen in Höhe von zehn Millionen Euro nur stemmen, wenn „eine entsprechende Amortisation über eine Abbaugenehmigung“ möglich ist, wie es Hans-Martin Kübler formuliert. Das Unternehmen möchte die Abbaufläche in Richtung Westen (also in Richtung Spitalwald) um rund fünf bis sechs Hektar erweitern und müsste zu diesem Zweck die bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen noch erwerben. Der Genehmigungszeitraum soll sich auf mindestens 20 Jahre erstrecken: „Das ist das Mindeste, was man braucht“, sagt Diplom-Geologe Axel Dörr. „Man kann einem Unternehmer nicht zumuten, dass man mit so einer Investition in Vorleistung geht, ohne einen vernünftigen Amortisationszeitraum zu haben“, ergänzt Hans-Martin Kübler. Die Gemeinderats-Drucksache stellt aber zunächst keine Verbindung zwischen dem Schotterwerk-Neubau und der Steinbruch-Erweiterung her: „Die Erteilung des Einvernehmens zum vorliegenden Antrag bedeutet keine Bindungswirkung für den später folgenden Antrag auf Steinbruch-Erweiterung.“

Die Geschäftsführer betonen, dass sie mit Behörden, Anwohnern und sonstigen Bürgern einen offenen, transparenten und einvernehmlichen Umgang pflegen wollen. Hans-Martin Kübler stellt aber klar, dass man sich auch in Zukunft nicht davor scheuen würde, Rechtsmittel einzulegen: „Wir würden den Weg zur Not nochmals gehen, falls es erforderlich sein sollte, aber beim nächsten Mal dann mit Schadenersatz.“ Denn der Rechtsstreit um den Bebauungsplan habe die Firma sechs Jahre lang „blockiert und gegeißelt“ und habe die Entscheidung für Investitionen verhindert, blickt Kübler zurück: „Die Stadtverwaltung ging mit ihrer Allmachtsfantasie baden.“

Das Unternehmen verweist auch darauf, dass drei Viertel der Produktion im unmittelbaren Umfeld von Herrenberg verarbeitet würden. Außerdem ergäben sich Synergie-Effekte, weil die Firmen Asphaltwerk Morof und Betonwerk Holcim als Abnehmer in unmittelbarer Nähe liegen und damit Tausende Lkw-Fahrten pro Jahr vermieden würden. „Wir produzieren allein für Morof 100000 Tonnen Asphaltgranulat“, erklärt Betriebsleiter Jürgen Asbeck. Deshalb fühlt man sich auch zu Unrecht als ungeliebter Betrieb gebrandmarkt. „Man braucht diesen Rohstoff, zum Beispiel für den Hausbau“, merkt Rolf Herzog an, Marketingleiter bei der Fischer Weilheim GmbH. Das Unternehmen hofft auf ein gewisses Maß an Verständnis bei der direkten Nachbarschaft, denn der Steinbruch sei vor 100 Jahren ganz bewusst in einem damals wenig besiedelten Umfeld entstanden.