Neues WFV-Modell stößt auf geringe Resonanz

Von Thomas Oberdorfer

Der Rahmenterminplan für die Landesliga Staffel 3 und die Verbandsliga sieht vor, die kommende Runde am Wochenende 7./8. August zu beginnen und am Wochenende 11./12. Juni zu beenden. In beiden Ligen gehen 20 Teams an den Start.

Neues WFV-Modell stößt auf geringe Resonanz

Harald Müller

Am vergangenen Donnerstag hat der Württembergische Fußballverband (WFV) mit den Vereinen der beiden Spielklassen eine Videokonferenz abgehalten, um ein alternatives Spielsystem zu diskutieren: Eine einfache Hinrunde, danach eine Meister- und eine Abstiegsrunde mit je zehn Teams. Die vergangene Spielzeit in den Amateurligen wurde aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen und annulliert. Die jeweiligen Staffeln gehen daher mit demselben Teilnehmerfeld in die Runde 2021/ 22. Für die Landesligen und die Verbandsliga bedeutet das: Die Clubs müssen 38 Partien absolvieren. Das jedenfalls sieht der aktuelle Rahmenterminplan des WFV vor.

Nun hat der Verband ein „alternatives Spielsystem“ zur Diskussion gestellt. Zunächst soll in beiden Ligen eine einfache Hinrunde gespielt werden, danach gibt es zwei einfach Runde, eine um den Titel und den Aufstieg, die andere gegen den Abstieg – jeweils mit zehn Mannschaften. Bei dieser Variante müssten die Klubs insgesamt 28 Begegnungen austragen, zehn weniger als im Vergleich zu einer kompletten Hin- und Rückrunde. Am Donnerstag hat der Verband mit den Vereinen der Landes- und Verbandsligen per Videokonferenz diskutiert. „Die Resonanz war sehr gut. Von der Verbandsliga waren alle Teams dabei, von den Landesligen fehlten nur sehr wenige“, sagt Harald Müller (GB-Foto: gb), Verbandsspielausschuss-Vorsitzender. Gefragt nach einer Tendenz, die sich womöglich bei dieser Diskussion ergeben hat, hielt er sich bedeckt: „Die einen hören dies, die anderen das. Es ist noch völlig offen. Zu einem Stimmungsbild kann ich noch nichts sagen“, erklärte Müller. Wie aber ist das Stimmungsbild der hiesigen Vereine? Nimmt man die Aussagen einiger Clubs aus dem Kreis, so geht die Mehrheit klar in eine Richtung: Eine komplette Serie mit Hinrunde und Rückrunde.

„Solange es so viele Absteiger gibt wie jetzt, bin ich gegen eine Abstiegsrunde“, sagt Marcel Lindner (GB-Foto: gb), Trainer des Landesligisten TV Darmsheim. Der WFV plant mit sechs Absteigern, und davon lässt er sich wohl auch nicht abbringen. Sprich, in der Abstiegsrunde würden von zehn Teams sechs absteigen, eine Mannschaft käme in die Relegation. „Ich könnte eine Abstiegsrunde begrüßen, wenn nur vier Teams absteigen würden“, sagt Lindner, „bei einer Hin- und Rückrunde hat jeder letztlich eine faire Chance.“ Giuseppe Vella, Coach des Landesligisten GSV Maichingen, bevorzugt ebenfalls „die klassische Variante. Für jeden besteht dann Chancengleichheit. Ich würde gerne englische Wochen in Kauf nehmen, damit könnte ich besser leben als mit einer Meisterrunde und einer Abstiegsrunde.“ Vella hofft darauf, dass in Sachen Pandemie nach dem Sommer „das Gröbste überwunden ist“. Vella sieht bei einer Aufstiegsrunde noch eine Problematik: Teams, die sich gerade noch so für diese qualifizieren, aber schon einen deutlichen Abstand zur Tabellenspitze haben, spielen „um die goldene Ananas. Wer soll da noch voll motiviert sein, da geht es um nichts mehr“.

Javier Klug zeigt sich skeptisch hinsichtlich der kommenden Spielzeit: „Ich rechne nicht damit, dass wir 38 Spieltage durchführen werden. Die Variante mit einer Meister- und einer Abstiegsrunde ist kein schlechter Plan“, sagt der Trainer des Landesligisten TSV Ehningen. Vom Verband wünscht sich Klug weitere Szenarien, um für verschiedene Situationen gewappnet zu sein. Ehningens Coach ist sich im Klaren darüber, dass die Abstiegsrunde für die betroffenen Teams heftig wäre, er sagt aber: „Wir können die Situation mit so vielen Teams nicht über Jahre ziehen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“

„Jeder Fußballer will spielen“, sagt Hanjo Kemmler (GB-Foto: gb), Trainer beim Landesligisten FC Gärtringen, der für eine „normale Runde“ plädiert. 38 Begegnungen wären zwar heftig, „ich würde sie aber gerne spielen“. Dem alternativen Plan steht Kemmler „offen gegenüber. In der Hinrunde müssten die Teams natürlich Gas geben, um die nötigen Punkte zu sammeln. Man darf nicht vergessen, dass man in der Abstiegsrunde neun vergleichsweise einfachere Gegner hat, gegen die man auch noch die nötigen Punkte sammeln kann“. Wenn es nicht gehe, die Runde normal vorzunehmen, könne er sich mit der Alternative anfreunden. „Die hohe Anzahl mit 38 Spielen ist natürlich nicht ideal“, sagt Thomas Dietsche, Sportlicher Leiter beim Verbandsligisten VfL Sindelfingen. Angesichts der Alternative sei er aber klar für den üblichen Plan einer Hin- und Rückrunde. Sechs Absteiger in der Abstiegsrunde seien ein Unding, so Dietsche und brachte in der Diskussion eine Alternative ins Spiel, der WFV brachte ihr aber wenig Wohlwollen entgegen. Thomas Dietsche könnte sich eine Einteilung in sieben Teams vorstellen, die nach der Hinrunde um den Titel spielen und 13 Teams, die gegen den Abstieg kämpfen. Die Meisterrunde könne in diesem Fall als Hin- und Rückrunde gespielt werden. Ein Vorschlag seitens der Vereine sei zudem gewesen, die Zahl der Absteiger zu reduzieren. Laut Dietsche wurde dies vom Verband kategorisch abgelehnt.

Auch Armin Redzepagic, Trainer des ambitionierten Landesligisten VfL Nagold, will „am liebsten“ eine normale Hin- und Rückrunde spielen: „Die Spieler sind auch heiß darauf, dass es endlich wieder losgeht.“ Wenn die Pandemie aber im Herbst nach wie vor den Fußball beuteln würde, könne man immer noch während der laufenden Runde dann auf das verkürzte System mit einer Meister- und einer Abstiegsrunde umschwenken. Bis kommenden Mittwoch, 26. Mai, haben die Vereine Zeit, eine Stellungnahme beim WFV abzugeben. „Eines ist sicher, wir würden nicht gegen eine deutliche Mehrheit der Vereine entscheiden“, betont Harald Müller.