„Nicht nur nehmen, sondern auch geben“

Von Maria-Dolores Bloching

Ur-Jettinger sind Doris und Georg Mauch nicht, auch wenn sie seit 1985 in Oberjettingen leben. Ihr ehrenamtliches Engagement aber ist so enorm und vielseitig, dass diese Tatsache noch nie eine Rolle gespielt hat. Lang ist die Liste aller Ehrenämter, vielleicht auch unvollzählig. Erzählenswert aber auf jeden Fall.

„Nicht nur nehmen, sondern auch geben“

Jeder Ordner steht für ein Ehrenamt: Bei Georg und Doris Mauch kommen einige zusammen GB-Foto: Bäuerle

Doris und Georg Mauch ergänzen sich in vielerlei Hinsicht perfekt, wenn auch ihre ehrenamtlichen Interessen unterschiedlicher kaum sein könnten. Die 59-Jährige engagiert sich seit langem in der katholischen Kirche in Jettingen, ihr Ehemann dagegen ist in der Musik zu Hause. Der Liederkranz Oberjettingen ist fast so etwas wie seine zweite Heimat. In Altingen ist Doris Mauch aufgewachsen, Georg Mauch dagegen zwischen Rottweil und Schramberg, in Dunningen haben sie sich kennengelernt.

Vom Vater geprägt

Vom Ehrenamt war damals noch weit und breit nichts in Sicht. Die musikalische Basis aber wurde beim Diplom-Mathematiker bereits in jungen Jahren gelegt. „Ich hätte gerne Klavier spielen gelernt, weil das nicht ging, hat mir meine Oma eine Hammondorgel geschenkt, als sie einen Acker verkauft hat“, erinnert sich Georg Mauch, vier Jahre lang trat er mit seiner Tanzband Rockies auf. Da auch sein Vater als Vereinsvorstand tätig war, lag die Karriere fast nahe. Über mehrere Ecken landete Georg Mauch Ende der 70er Jahre beim damals „Kleinen Chor“ des Oberjettinger Liederkranzes, obwohl beide noch in Altingen lebten, in einer Combo, die moderne Sachen spielte. „Das war nach dem Studium, da fing das dann langsam an mit dem Ehrenamt.“ Schnell habe er das Amt des Vize-Chorleiters innegehabt, den Großen Chor mit dem Klavier begleitet, das er inzwischen spielen konnte, auch die Singstunde wurde ein fester Bestandteil im Alltag. Was lag näher, als gleich nach Oberjettingen zu ziehen? Gesagt, getan, im Mai 1985 war es dann so weit.

Vier Kinder zog das sympathische Ehepaar groß, inzwischen haben sie drei Enkelkinder. Mit der Kindergarten-Zeit begann auch die Ehrenamtskarriere von Doris Mauch, die Sport und Germanistik studierte, inzwischen aber an der Jettinger Gemeinschaftsschule katholische Religion unterrichtet. Elternbeirat, später auch an der Grundschule, noch später Kommunions-Unterricht und Firmvorbereitung, Lektorin, Organisatorin der Sternsinger-Aktion, Wortgottesdienstleiterin, seit Mitte der90er Sprecherin des Ortsauschusses der Kirche, Krippenspiel an Heiligabend, Kinderturnen, Abteilungsleiterin des VfL Oberjettingen, stellvertretende Vorsitzende der Pfarrer-Ulrich Stiftung. Auf Vollständigkeit erhebt diese Aufzählung keinen Anspruch, denn je länger das Gespräch mit Doris Mauch geht, desto mehr ehrenamtliches Engagement kommt zum Vorschein. Georg Mauch erzählt schmunzelnd: „Meine Frau ist so etwas wie der Ersatzpfarrer in Jettingen.“ Unzählige gefüllte Ordner und Urkunden sind im Laufe der Jahrzehnte zusammengekommen.

Die unentgeltliche Einsatzbereitschaft ist bei Georg Mauch zwar nicht so breit gefächert, aber nicht weniger intensiv. „Nachdem ich Vize-Chorleiter war, bin ich in die Funktionärsrolle abgedriftet“, erzählt der Sänger im ersten Tenor lapidar. Ab 1985 saß er im Ausschuss, 1996 übernahm Mauch den Posten des ersten Vorstandes. „Ich habe damals angefangen, Arbeiten zu delegieren, das hat dem Verein gutgetan. Und anstatt wie viele andere einen Jungen Chor zu gründen, haben wir unsere Literatur umgekrempelt und angefangen, modernere Lieder zu singen.“

2012 legte er aus beruflichen und zeitlichen Gründen das Amt nieder. In die Singstunde geht Mauch selbstverständlich immer noch, seit März 2014 als Ehrenvorsitzender. „Und ein bisschen Dirigent bin ich immer noch, das verfolgt mich.“

Dass Musik genau sein Ding ist, beweist auch die Tatsache, dass Mauch mit 49 Jahren Posaune spielen lernte, „bis letzten Herbst spielte ich beim Musikverein im Großen Orchester, aber weil mir das alles zu viel war, bin ich ins Freizeitorchester gewechselt.“ Posaunen gibt es da aber nicht, aber ein Tubaspieler fehlte, „dann habe ich halt Tuba gelernt“, erklärt er achselzuckend.

Dass beide für ihre zahlreichen Aufgaben in der Heimatgemeinde viel unterwegs sind, sei all die Jahre überhaupt kein Problem gewesen, bis heute hat sich daran nichts geändert. „Es wäre schwieriger, wenn nur einer Ehrenämter hätte“, ist Doris Mauch überzeugt, die für ihren unermüdlichen Einsatz erst kürzlich die silberne Bürgermedaille der Gemeinde Jettingen überreicht bekommen hat (der „Gäubote“ berichtete). Oft begleitet der eine den anderen, unterstützt, hilft, packt mit an – eine Selbstverständlichkeit ist das für Doris und Georg Mauch. Beim Partnerschafts-Komitee sind schon lange beide engagiert.

Stolz sind beide weder auf das Erreichte noch auf die Medaille, aber zufrieden. „Ein Verein kann nur existieren, wenn es Menschen gibt, die nicht nur nehmen, sondern auch geben“, betont der 60-Jährige, der im nächsten Jahr ein weiteres Ehrenamt anstrebt: das des Gemeinderates, für die Freien Wähler werde er kandidieren.

Auch Doris Mauch genießt ihr Engagement. „Ich fühle mich wohl , und ich kriege auch viel zurück, das ist sehr schön.“ Und überhaupt mache das ehrenamtliche Engagement großen Spaß.