Noch hat sie ihre Nationalteam-Karriere im Blick

Nachdem bislang zehn Spielerinnen der SG H2Ku Herrenberg bereits ihre Zusage für die kommende Saison gegeben haben, hat der Zweitligist nun auch einen ersten Abgang zu vermelden. Šárka Marˇcíková wird die SG-Kuties in Richtung des BundesligistenFrisch Auf Göppingen verlassen.

Von Edip Zvizdiç

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Šárka Mari˘cková (SG H2Ku Herrenberg) macht eine klare Ansage: „Ich bin Nationalspielerin und will das auch bleiben“ GB-Foto (Archiv): Bert Harzer/Eibner

Šárka Mari˘cková (SG H2Ku Herrenberg) macht eine klare Ansage: „Ich bin Nationalspielerin und will das auch bleiben“ GB-Foto (Archiv): Bert Harzer/Eibner

„Schade, dass Šárka nach nur einem Jahr hier wieder ihre Zelte abbricht, aber sie erwartet in Göppingen eine attraktive, sportliche Herausforderung“, weiß Herrenbergs Trainer Mike Leibssle die Entscheidung der tschechischen Nationalspielerin richtig einzuordnen.

„Wir wünschen Šárka auf jeden Fall alles Gute für ihren weiteren Werdegang und viel Erfolg in Göppingen“, ist der SG-Coach zwar traurig, dass die 60-fache tschechische Nationalspielerin die SG H2Ku Herrenberg nach nur einer Saison schon wieder verlässt. „Sie hat hier in kürzester Zeit tiefe Spuren und sportlich wie auch menschlich Eindruck hinterlassen.“ Aber Mike Leibssle kann die Beweggründe seiner Rückraumspielerin auch vollauf nachvollziehen. „Šárka bekommt noch einmal die Möglichkeit, in der Ersten Bundesliga zu spielen, und die wollte sie unbedingt nutzen.“

Tatsächlich ist ein Erstliga-Engagement unabdingbar bezüglich der Fortführung ihrer Nationalmannschaftskarriere. „Ich bin Nationalspielerin und will das auch bleiben“, macht Šárka Marˇcíková deutlich. „Dafür brauche ich aber auch generell mehr Trainingseinheiten. Und in Göppingen bekomme ich die.“ All diese Punkte will die bald 28-Jährige aber nicht als Grund gegen die SG H2Ku Herrenberg verstanden wissen. Im Gegenteil. „Hier ist alles sehr gut. Meine Spielerinnen sind wirklich toll und der Trainer ist super. Aber alle wussten, dass ich wieder in die Erste Bundesliga zurück will.“ Beim TV Nellingen hatte Šárka Marˇcíková bereits ein Jahr in der deutschen Eliteklasse verbracht, ehe sie vor der aktuellen Runde nach Herrenberg gewechselt war.

„Wir waren stets informiert und trennen uns auch im Guten“, bestätigt Mike Leibssle, der seiner Nummer 21 aber dennoch ein paar Tränen nachweint. „Šárka ist ein Denker auf dem Platz, eine sehr intelligente Spielerin. Sie kann das Geschehen lesen und auch steuern. Das alles zu kompensieren und sie zu ersetzen, das wird nicht einfach werden.“ Nichtsdestotrotz sind die Herrenberger Verantwortlichen um Frauen-Abteilungsleiter Ingo Janoch bereits an einer Nachfolgerin dran. „Die Gespräche laufen bereits seit einigen Wochen, weil uns Šárka immer auf dem Laufenden gehalten hat und wir uns dadurch bereits früh um eine Nachfolgerin kümmern konnten“, so Mike Leibssle weiter.

Trotz des nahenden Abschieds verfolgen aber sowohl Šárka Marˇcíková als auch Mike Leibssle noch ein großes gemeinsames Ziel. Und zwar die SG H2Ku so schnell wie möglich in sichere Gefilde der Zweiten Bundesliga, genauer zum Klassenerhalt zu führen. „Der Fokus ist klar, und ich bin mir absolut sicher, dass sich Šárka bis zu ihrem letzten Spiel in Herrenberg voll reinhängen wird.“ Für die tschechische Rückraumspielerin stellt sich diese Frage erst gar nicht. „Natürlich ist der Klassenerhalt das Ziel von uns allen. Eigentlich sind wir auch viel besser, als es die Tabelle aktuell zeigt, und dürften gar nicht so weit unten stehen.“

Sieben Zähler beträgt der Vorsprung der SG-Kuties derzeit auf den ersten Abstiegsrang. Noch sind neun Saisonspiele zu absolvieren. Ebenso viele Partien hat auch Šárka Marˇcíkovás kommender Verein eine Liga höher noch vor sich – und steht nur sechs Punkte besser da als der 1. FSV Mainz 05, der den ersten Abstiegsplatz in der Ersten Bundesliga einnimmt. Sorgen macht sich die Tschechin deswegen aber keine. „Beide Mannschaften, sowohl Herrenberg als auch Göppingen, werden die Klasse halten. Das klappt schon.“

Šárka Marˇcíková selbst, die ihre ersten Handballschritte bei ihrem Heimatverein HC Zlín unternommen hatte, ehe sie über den DHC Sokol Poruba sowie den polnischen Spitzenverein SPR Pogon Szczecin nach Deutschland kam, wird im letzten Saisondrittel gleich an zwei Fronten gefordert sein. Zum einen im Abstiegskampf im Dress der Herrenberger Frauen.

Andererseits auch im Trikot der tschechischen Nationalmannschaft, mit der sie im März und im Mai noch jeweils zwei Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft, die im Dezember in Norwegen und Dänemark stattfindet, absolvieren muss. Mit bislang 4:0 Punkten befindet sich Tschechien auf gutem Weg, den Sprung zur EM zu schaffen. „Es sieht gut aus und ich möchte auch unbedingt bei der Europameisterschaft mit dabei sein“, sagt die 27-Jährige, die schon bei den EM-Turnieren 2016 und 2018 sowie den Weltmeisterschaften 2017 im tschechischen Kader stand. Für die letzte WM im vergangenen Dezember in Japan hatten sich die Tschechinnen hingegen nicht qualifizieren können.

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Erstellt:
4. März 2020

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